„Vaterländische Reise von Grätz über Eisenerz nach Steyr“

15 ich in ganz Österreich nicht wiederfand. Es war eine wahre Glut, wie man ihn trank, und ohne alle Schärfe. In dem nämlichen Orte sah ich eine Art von Breccie, woraus Stufen, Türstöcke u. dgl. gemacht sind. Sie besteht aus kleinerem und größerem, fast immer abgerundeten Ge- schiebe, welches durch einen festen Kitt verbunden ist. Die behauene Fläche eines solchen Steines zeigt die seltsamsten Farben und ver- schiedensten Segmente des Geschiebes, wie es die richtende Schnur ge- bot. Als ich vonmeiner Spazierfahrt zurückkehrte, bemerkte ich, was ich zuvor nicht wusste, dass der Steyrfluss oberhalb der Stadt zum Behufe der Gewerbe in drei Arme geteilt ist, wovon der linke das Gesang, der rechte der Wehrgraben und der mittlere das Mitterwasser heißt. Der letztere wird am wenigsten, das Gesang am meisten benützt; wahr- scheinlich rührt auch der Name dieses Arms von dem Geräusche her, welches die vielen darin angelegten Wasserwerke hervorbringen. Alle drei Gänge vereinigen sich wieder oberhalb der Brücke, welche vom Steyrdorf in die Stadt führt. Noch einen Gegenstand aus der Nachbarschaft von Steyr darf ich nicht übergehen, obgleich er nicht unter die Fabriksorte gehört. Es ist das Stift Garsten, das ich schon einmal erwähnt habe. Der Weg dahin geht am linken Ufer der Enns, dem Fluss entgegen, fast immer zwischen Alleen oder durch alleenartig durchhauene Wälder vom schönsten Laubholz. Er beträgt nicht viel über eine halbe Stunde; allein wenn er auch länger, minder bequem und schattig wäre: so gäbe das, was man in den Gärten findet, doch hinlängliche Entschädigung. Man kommt durch einen Bogen unter einem ansehnlichen Wirtschaftsgebäude vor das prächtige, in einem großen Viereck gebaute Stift. Das erhabene Por- tal, durch welches man alsdann eintritt, die hohen Fenster, der große Stil des Ganzen überzeugen den Fremdling gleich, dass er zwischen den Mauem einer alten und reichen Abtei sich befindet, wenn er schon be- merkt, dass seit der Aufhebung derselben der größte Teil der inneren Einrichtung hinweggenommen und manche minder nötige Reparation erspart wurde. Auf den zweiten Blick sieht er zur Linken den ehrwürdi- gen Dom, und wenn er ihn betritt, so wird er durch das Innere eines

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2