„Vaterländische Reise von Grätz über Eisenerz nach Steyr“
14 verschiedener Regimenter genommener Knaben, welche mit fünfzehn Jahren eintreten. Ein Artilleriehauptmann steht ihnen vor. Sie lernen ge- wöhnlich sechs Jahre; dann kommt ein Drittel zu den Regimentern, ein anderes in die Fabriken und das dritte in die Zeughäuser. Hat ein solcher Knabe ganz ausgelernt, so ist er imstande, bis auf die Arbeit, welche in den Hämmern geschieht, eine Muskete in allen Teilen vollkommen aus- zufertigen. Es arbeiten aber in diesem Institut auch zivile Büchsenma- chergesellen, welche einen täglichen Sold, Brotpassierung, Kleidung und, wenn sie im Monate mehr als die bestimmte Arbeit verrichten, auch ein sogenanntes Aneiferungsgeld erhalten. Bajonettmacher sind bürgerlicheMeister in der Stadt, sie arbeiten demHofe auf Kommission; die Tüllen der Bajonette werden in den Bohrmühlen bei den Rohrhäm- mern gebohrt. Verschiedene kleine Ortschaften um Steyr sind ebenso mit fleißigen Fabrikanten und tätigen Handelsleuten bevölkert wie die Stadt selbst. In der Entfernung von einer Stunde liegen drei derselben am linken Ufer der Steyr sehr nahe beisammen. Sie heißen Sierning, Sierninghofen und Neuzeug, sind eigentlich nur Dörfer, haben aber das Aussehen von sehr wohlhabenden Marktflecken. Der letztere Ort ist erst vor kurzem ent- standen, wohin auch sein Name zu deuten scheint. Ich kam an einem heiteren Nachmittag dahin; die vielen neuen Häuser, die zwar klein, aber gut gemauert und meistens niedlich waren, und die Emsigkeit der Familien, die ich von Haus zu Haus mit einem eigenen Gewerbe beschäf- tigt antraf, ergötzten mich lebhaft. Mit angenehmer Rührung betrach- tete ich die Vereinigung von ländlicher Lebensart und städtischer Indust- rie dieser guten Leute, welche gleich einer Kolonie von der Stadt auf das Land versetzt zu sein schienen. Die Gewerbe sind durchaus von jenen Gattungen wie in Steyr; auch sind alle Arbeiter und Handelsleute wie dort zunftmäßig und müssen Gerechtigkeiten haben. In Steiermark wird es für ausgemacht angenommen, dass man in dem Oberlande besseren Wein trinke als selbst dort, wo er wächst. Dürfte ich aus einigen Proben schließen, so würde ich von Österreich das nämliche sagen. In Sierning bewirtete man mich in einem Privathaus mit einem Wein, dergleichen
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