„Vaterländische Reise von Grätz über Eisenerz nach Steyr“

13 Himmel“; wir stiegen den Berg hinab und kamen „Unterm Himmel“ zu den Rohrhämmern. Es sind deren vier; die Gebäude gehören dem kai- serlichen Hof, die Arbeit aber wird von Hammermeistern geliefert, wel- che vom Hof mit Eisen und Kohlen verlegt und für die tauglich befunde- nen Rohre nach Abzug des Verlages akkordmäßig bezahlt werden. Unter den vielen Wasserwerken, welche man hier sieht, fallen vorzüglich die Bohrmühlen auf, wo die rund gehämmerten Eisenstangen zu Rohren ge- bohrt werden. Wasserräder drehen eiserne verstählte Bohrer und trei- ben ihnen wieder die Läufe auf hölzernen, mit Eisen beschlagenen Bohr- bänken entgegen, bis diese gänzlich durchbohrt sind. Nachdem die Läufe durch mehrere Hände gegangen sind, werden sie zur Probe fertig und zum Ende in das Probierhaus gebracht. Dieses hat eine große Hütte, die vorne ganz offen ist; hier werden die Läufe mit mehrfacher scharfer Ladung auf einem Balken in die darin befindlichen Vertiefungen gelegt und über die Zündlöcher mit einer Linie Pulver bestreut. Der Hütte ge- genüber steht ein gemauerter Kugelfang, welcher zur Schonung mit Sand beschüttet wird. Sobald alles bereit ist, verlässt man die Hütte, und die Seitentüren werden gesperrt. Das Anzünden geschieht bei einer ei- sernen, mit Pulver gefüllten Rinne, welche durch eine kleine Öffnung an der Wand hervorragt. Die Szene, die darauf erfolgt, der Knall so vieler zugleich losgehender Gewehre, das Geschmetter der zersprungenen Rohre, das Herumfliegen und Anschlagen ganzer Läufe oder der Stücke davon, das Emporstäuben des so vielfach zerschossenen Sandes kann sich nur derjenige vorstellen, welcher dieses Schauspiel angesehen hat. Nach der Probe werden die Läufe von einem Beamten genau unter- sucht, die unbeschädigten als erprobt angenommen, die beschädigten aber den Meistern zurückgeschlagen. Zum Ganzen der Gewehrfabrik gehören noch verschiedene Werkstätten, welche sich teils hier, teils in der Stadt befinden. Unterm Himmel besah ich nebst anderen eine, wo die Flintenschlösser für den Hof auf Kommission gemacht werden. Es arbeiteten viele Lütticher darin, welche gut Französisch sprachen. In dem vormaligen Jesuitenkollegium zu Steyr ist das Institut der Büchsen- macherlehrlinge. Es sind sechzig aus den Erziehungshäusern

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