Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

99 lOO ein ganz zartes Giöcklein aus Bronze enthielt. Zur Rechten und in den Mund waren Kleinbronzen des Septitnius Severus und des Geta gelegt, beide aus den Jahren um 200. Die wertvollste Merkwürdigkeit aber war ein Spielzeug, zwei stark versilberte Blei soldaten; der eine war ursprünglich 0*045 hoch, auf einem Sockel von 0*017 m Höhe, ein Bein und der Kopf sind abgebrochen, er trägt Schienenpanzer und Lederkoller und hält Lanze und Schild aufge stützt, vom zweiten ist nur mehr der sechseckige Sockel vorhanden. Im November 1929 wurde ein kleines, graues, vasenartiges Töpfchen geborgen. In diesen zwei Friedhöfen sind ohne Zweifel die heidnischen Begräbnisstätten aus der Zeit der Erbauung des Legionslagers Lauriacum vom Jahre 190 bis in die Zeit der Soldatenkaiser nach Aure lian und Probus zu sehen, aber Münzfunde vornehm lich aus dem westlichen Friedhofe deuten darauf hin, daß auch in der Zeit des kleinen vespasianischen Truppenlagers Lauriacum hier schon die Begräbnis stätten waren. In diesem Zusammenhange ist auch über das auffallende Vorkommen älterer Gräber an der heu tigen Bundesstraße noch näher bei Enns zu be richten. Die „Alte Landstraße" nach Linz verlief vom mittelalterlichen Bürgerspital der Stadt Enns an, das etwa aus dem 13. Jahrhundert stammt, von Kilometer 20*0 in die Ebene immer tiefer bis über 1*5 ni eingeschnitten bis zum Kilometer 18*8. Der Espanbach (Bleicherbach) kreuzte nämlich beim Bürgerspital die alte Straße in fast gleicher Ebene und rinnt ganz seicht an den römischen Lagergraben hin, ja seltsamerweise ist über ihn, ohne daß Platz mangel dazu gezwungen hätte, die Spitalskirche mit dem Presbyterium gerade über den Bach ge baut, er mußte daher bei Überschwemmungen seine Wässer bald über die Ufer treten lassen. So hatte man seit Jahrhunderten die Landstraße immer tiefer gelegt, damit zur Zeit der Überschwemmungen die Wässer rasch im Straßengraben und sogar auf der Straße wie ein kleiner Fluß 1*2 km nach Westen und dann auf einer eingeschnittenen Feldstraße 500 m nach Norden gegen Einsiedl in den Kristeiner Bach geleitet werden konnten. Aber da dies die alte Hauptstraße war, so ließ die Re gierung wegen der so häufig auftretenden Über flutung und Behinderung des Verkehres die Straße neben die eingeschnittene Strecke hin umlegen und nach der Ernte 1854 an deren nördlichen Rande neu erbauen. Vom Spital weg steigt sie kaum merklich an, für ihren Bau mußte man aber doch zwischen Kilometer I9'7 tind ig*6, also bis zum früheren Transformatorgebäude und streckenweise bis Kilometer 19*4 die Humusschichte, weiterhin bis gegen Kilometer 19*22 auch ursprüngliches Erdreich der Niederterrasse meist bis zu i w und mehr Tiefe abtragen. Diese Strecke liegt gerade dem Südrande des großen Feldes (Parz. Nr. 1128) mit dem Flurnamen „Laurenzifeld" an, in dem jetzt neben anderen Bauten auch die Grundrisse des Forums und der Basilika des Municipiums und zwei aus der Porta decumana austretende Straßen züge festgestellt sind, in dessen Nordeck aber der Ennser Pfarrfriedhof und die ehrwürdige St. Laurenzkirche^), die uralte Pfarrkirche von Lorch und der Stadt Enns, liegen. In der Nähe des Kilometersteines 19*6 wurde beim Straßenbau die südliche der aus dem Dekumantore austretenden Straßen, die Ver bindungsstraße zur Limesstraße, in einem spitzen Winkel zur Landstraße herankommend, aufgedeckt. Westlich und östlich schlössen sich einige Grund festen kleiner Wohnhäuser an, die sich nach dieser Verbindungsstraße richteten, auch der Schutthaufen eines abgebrannten und allmählich in sich zusam mengesunkenen Hauses wurde am westlichen Ende der Strecke beobachtet. Nach dem Berichte an den Linzer Museums-Verwaltungsausschuß im Jahre 1855, der von dem hier Römerspuren nachgehenden obderennsischen Registranten Georg W eishäupl stammt, wurden aber auch mehrere menschliche Gerippe und Schädel, namentlich aber 10 Bruchstücke von Grabsteinen mit Inschriftresten aus weißem Kalk stein, Halbmarmor, und auch aus Groppenstein ge borgen. Unter 75 Streumünzen nennt Weishäupl gut erhalten 10 Silberdenare des Kaisers Nerva, Septimius Severus, Caracalla, Severus Alexander, Aurelian und 19 große Bronzemünzen des Titus, Hadrian, Antoninus Pius, Mark Aurel, Commodus, Severus Alexander usw., die übrigen konnte er 3) Ecclesia St. Laurentii prope civitatem Lahoriahha secus murum constructa, ao. gol (Oberösterr. Urkd. Buch I S. 472 = Mon. boic. 28 b n. 36), sta. Lauriacensis ecclesia foris murum (sei. civitatis Lauriacensis) aedificata, ao. 977 (Oberösterr. U. B. II S. 67 = Mon. Germ. Dipl. 167 b). Civitas bedeutet hier nach damaligem Sprachgebrauche die Burg, den befestigten Platz, also die Lagerfestung Lauriacum.

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