Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

95 96 Als im Frühsommer 1930 die Bundesstraße von Enng bis Ebelsberg in ihrer Decke neu her gestellt und asphaltiert wurde, nahm man im Juni auch eine kleine Ausgleichung der Steigung der Straße von der Kristeiner Brücke her vor, indem man die ansteigende Strecke noch^milderte. In der Gegend der Sandstätte Koblingers war sie schon lange etwas tiefer als die Ackerfläche, eine StraßenAbb. 50 Gläser aus der Stegmaier-Schottergrube. decke war am Durchschnitte des Südrandes sicht bar. Gegenüber der Werkstätte Koblingers wurde der Straßenkörper um o"6o m etwa abgepflügt, dabei fand ein Arbeiter am 10. Juni in der Straßen mitte schon im Schotter ein weibliches Skelett mit dem Blick nach Südosten und Beigaben von Bronze gegenständen, die das Grab der älteren Bronze zeit, und zwar der jüngeren Stufe der Aunjetitzer Abb. 51 Kleine Tongefäße aus der Stegmaier-Schottergrube. Kultur, zuweisen. Von den reichlich beigegebenen Schmucksachen wurden leider nur die am Kopfe geborgen, andere Gegenstände, die sicher noch vorhanden waren, wurden vom Finder nicht gesucht. Gefunden wurden eine größere Anzahl, etwa 15 Stück bei 0*18 w lange halmförmige Bronzeröhrchen von einem Kopfschmucke, Reste von röhrenförmigen Bronzespiralen (von einer Halskette) und aus Draht gewundenen Noppenringen (wahr scheinlich Haarspangen), zwei Hülsennadeln und ein weiter sogenannter Halsring mit ösenförmig eingerollten Enden. Da gleichzeitig wegen Tiefer legung der Straße auch das große Fernsprechkabel in der Bundesstraße in die Tiefe von etwa o'yo m verlegt werden mußte, so fand man beim Graben etwa 0*30 m unter der früheren Kabelsohle 3 m und 10 m westlich vom bronzezeitlichen Grabe wiederum menschliche Skelette im Schotter, doch ohne Beigaben. Es ist jedenfalls sehr bemerkens wert, daß die Wahl für die Begräbnisstätten aus der Frühzeit Lauriacums auf denselben Platz ge fallen war, der auch in der älteren Bronzezeit schon benützt war, ohne daß wir aber an einen Zusammen hang auch der Wohnsiedlungen denken dürfen. Der westliche Friedhof links vom Bache ist als Fundstätte von Gräbern und Grabesbeigaben viel länger bekannt, er liegt in Grundstücken neben dem Wirtschaftsgehöfte „Stegmaier" des Johann Dorninger in Kristein Nr. 3 gegen die Bundesstraße und die Eberstaller-Überlände hin. Da schon vor mehreren Jahrzehnten durch die früheren Besitzer dort eine Schotter- und Sandgrube angelegt worden war, so gab die Erde nach und nach die Reste der Gräber frei: Urnen, Soldatenschüsseln, Lämpchen mit den bekannten Aufschriften: CRESCES, VIBIANl, LVCATI, CANNE, ferner Näpfchen, Riechölfläschchen und andere Glasflaschen, Glas schalen, Glas- und Tonperlen, Fibeln, Münzen und auch Bruchstücke von Grabdenkmälern. Einen kleinen Bericht brachte schon der eifrige Altertumssammler Schulleiter Theodor Bukounig (f 1907), dessen Sammlung in das Museum in Enns überging. Es waren Brand- und Bestattungsgräber vertreten. Die Brandurnen waren seicht in die mit Sand bestreute Grube gestellt und mitunter durch Ziegel geschützt, die Leichen in Holzsärgen oder bloß auf dem mit Kiessteinen gepflasterten Grabesboden beigesetzt. Um das Jahr 1880 stieß man unterhalb der Eber staller-Überlände auch auf eine ziegelgemauerte Gruft®) mit flachem Gewölbe, die zwei Skelette barg. An Bildhauerarbeiten von Grabdenkmälern wurde vor Jahren ein Frauenkopf, ein Pantherkopf Über diese Gruft und die Bildhauerarbeiten siehe auch Th. Bukounigs Bericht im 3. Jahresbericht des Mu sealvereines „Lauriacum" in Enns, 1904 S. 29 ff.

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