Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

143 144 Kreisringelverzierung, ferner eine Fibel, einen Fingerring mit Grubenemail und ein Halsketterl aus zarten, zumeist scheibchenförmigen, reseda grünen Glasperlen. Neben einem kräftigen großen Mannesskelette im Holzsarge lag eine große spät römische Zwiebelkopffibel (Abb. 62 links) und eine griechische Mittelbronzemünze des Kaisers Caracalla aus der Stadt Ankyra in Galatien. Das Grab mit Flötzboden barg einst die Leiche eines etwa zehn jährigen Kindes, bei dem auch eine kleine Rund schnalle gefunden wurde. Noch eine zweite fast gleiche Zwiebelkopffibel wurde in einem Grabe gefunden. Aus der Erde des Gräberplatzes wurde ein bronzener Schloßriegel aufgelesen, ferner Glasscherben und eine Großbronze des Septimius Severus in schlechter, flachgeprägter Fälschung, deren Erzeugnisse merkwürdig oft in Lauriacum vorkommen und immer eine drusig verkrustete, patinalose, schwarze, wie verbrannt aussehende Oberfläche haben. Mitten zwischen den Gräbern war eine große Abfallgrube mit zahlreichen Scher ben von Soldatenschüsseln, Töpfen, Lampen, auch einigen kleinen Terrasigillata-Scherben; auch sonst waren noch Spuren älterer Besiedlung in der Um gebung dieser Gräber vorhanden. Die Gräber aber, auf die man allenthalben am oberen Rande des Westabhanges der Stadt Enns stießt'), sind durch ihre Beigaben, hauptsächlich Gefäße und ältere Münzen, teilweise selbst noch durch Brandurnenbeisetzung als dem 2. bis 3. Jahr hundert zugehörig erwiesen; die vom Nordwesteck der Stadt aber scheinen zufolge ihrer Ausmauerung oder ihrer Ziegelsärge aus später Zeit des 4. Jahr hunderts zu stammen. Die spätrömischen Reihengräber-Friedhöfe am Legionslager beim großen Teiche und im Espel- ^') Siehe am Schlüsse des vorhergehenden Aufsatzes „Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lau riacum." maierfelde zeigen neben mancher Gleichartigkeit aber auch einzelne Verschiedenheiten. In dem neu entdeckten findet man mehr Ziegelsärge und auf fallend viele Grabmünzen, der andere hat die Gräber in weit größerer Tiefe des Erdreiches und die Grä ber enthalten wenig Münzbeigaben, dagegen mehr andere Gegenstände, wie Glasbecher, Flaschen, fer ner Schmucksachen, auch aus edlem Metalle. Nach allem scheint der große Friedhof am Espelmaierfelde, der keine Brandurnengräber aufweist, doch noch in der heidnischen Zeit des 4. Jahrhunderts begonnen und dann in der letzten Hälfte auch mit Christen belegt worden zu sein. Der am Legions lager ist aber wohl ausschließlich christlicher Fried hof. Beide spätrömischen Friedhöfe sind viel näher an die bürgerliche Siedlung Lauriacum und auch an die Lagerfestung herangerückt, als die älteren bei Kristein. Sie sind unmittelbar außerhalb der ge schlossenen Stadt, der zuletzt gefundene überdies vor den Mauern des Lagers angelegt worden. Da der eine auf der Eichberglehne im Espelmaierfelde nicht ausreichte, war dann der zweite Friedhof in dem bis dahin von Bebauung freigebliebenen Vor felde der Lagerfestung angelegt, also im schmalen Winkel zwischen dem Lagergraben, der Limes straße und der Stadt Lauriacum; er war hier vom Praetorium des Lagers 250 m südlich und vom Forum der Stadt nur 400»» östlich entfernt, ebenso weit lag der an der Eichberglehne südlich vom Forum ab. So ist auch nach der Lage der beiden Friedhöfe und ihren einzelnen Verschiedenheiten zu folgern, daß der eine ärmliche Friedhof am Le gionslager für die Söldner und ihre Familien diente, der andere aber südlich der Stadt für die wohl habendere Bevölkerung der Stadt Lauriacum, beide aber gleichzeitig in der christlichen valentinianischen Zeit und bis über 400 hinaus in Benützung standen. Mau.er-Öh1ing. JOSEF SCHICKER

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