129 130 Fast jeder Münzfund aus den einzelnen Gräbern zeigt nun aber, daß trotz der Beimengung von Münzen aus dem 2. Jahrhundert, aus der Zeit der Soldatenkaiser oder aus der konstantinischen Zeit die Gräber dennoch nur aus der valentinianischen Zeit stammen können, weil fast durchwegs in jedem der münzenhältigen Gräber eine oder mehrere Münzen aus der valentinianischen Zeit oder wenig stens Prägungen aus den Jahren seit 360 zu finden waren. Das Gräberfeld muß also in der valentiniani schen Zeit angelegt worden sein und wurde sicher lich auch über 400 hinaus noch belegt. Man kann nach der Menge der Münzen aus der Zeit nach 333 an nehmen, daß diese noch nach 364 im Umlauf waren; dafür spricht auch ihre Abgenütztheit; auch manches Stück von einem Soldatenkaiser lief unbeanstandet damals immer noch mit um. Aber die durch ihre besondere Größe abstechenden aus dem 2. Jahr hundert, etwa die fünf des Hadrian, der Faustina und der Plautilla, die in einem solchen Größenunter schiede zum späten Umlaufgelde standen wie etwa ein Kreuzer Maria Theresias zu unserem Groschen, und die durch ihre Münzbilder besonders auffälligen, etwa des Valerian, Aurelian und Probus, können wohl selbst an dem fernen Donaulimes nicht mehr im Umlauf gewesen sein; man hatte sie wahr scheinlich im Lagerboden oder sonst wo in Lauriacum, wo ja massenhaft Münzen zerstreut in den Erdboden eingetreten liegen und jetzt noch ans Tageslicht kommen, gelegentlich gefunden und dann beim Begräbnis als Beigabe verwendet. Die Münzfunde geben also ziemlich klar das Alter des Reihengräberfeldes an, aber noch genauer läßt sich die vordere Zeitgrenze der Belagzeit des Friedhofes aus den Dachziegeln bestimmen. Die zum Sargbau verwendeten Dachziegel stammen in der weitaus überwiegenden Menge aus zwei Ziegeleien der 2. Legion, wie aus der Form und Größe der Ziegel, besonders aber aus den Ziegelmarken nach zuweisen ist. Die auf manchen solcher Ziegel auf gedruckten Ziegelmarken sind die zwei verschie denen, in Lauriacum bekannten des Grenzkomman danten Ursicinus, der den Verteidigungsabschnitt am Donaulimes Ufernoricums und des ersten Pannonien vom Inn bis zur unteren Raab innehatte®). Beide Marken sind zweizeilig, die eine größere ist aus zwei nicht aneinander befestigten, aus Holz ge schnittenen Stempeln abgedruckt, von denen die län gere Marke je nach dem Schwund des Ziegels durch dasBrennen zwischen 0'21 m und 0*225 die andere O'i"] m bis o*i8«t lang ist und beide je 0*025»» breit sind. Sie lautet: TEMPVRSICVPDVC/ LEGIIITALALAR, also: Tempipnio) Ursic{in6) v{iro) pierfecHssimo) duc{e) | {figulinae) leg{ionis) secundae ltal(icae) Alariicianaei). Die kleinere Marke ist eben falls zweizeilig, der Stempel in ein einziges Holzstöckel geschnitten, dessen Abdruck je nach dem Schwund des Ziegels 0*11»» bis 0*115»« lang und bei 0*038»»» breit ist. Diese Marke mit stark ver schränkten Buchstaben lautet: FICLECIIITALSAB/ TEMPVRSICVPDVC, also: Fig{tMnae) leg(ionis) secundaeIial{icae)Sab{inianae?) \ Temp{onio) Ursic{ino) v{iro) pierfecHssimo) duc{e). Die Herkunft der Ziegel aus zwei verschiedenen Ziegeleien zeigt nicht bloß die Bezeichnung ALAR und SAB in den Marken^®) an, sondern auch die äußere Verschiedenheit der Ziegel. Die mit der größeren Marke'') sind größer, durchLimes XIII Sp. ggf. und 102. Temponius ist eine der möglichen Namensergänznngen nach einer Marke aus dem Legionslager: FINCPETRON I/TEMPOVRSICDVC. Siehe Limes XIV Sp. 26. Die gleiche Marke wurde auf einem Dachziegel in einem Grabe auf der Steinwand bei St. Pantaleon gefunden. '") Die Ziegelmarken mit ALAR/...?/ wurden auch oberhalb Linz an der Donau gefunden (siehe Friedrich Kenner, Die Römerorte zwischen der Traun und dem Inn, Sitzber. d. phih-hist. Kl. d. Akad. d. W. 1878 gi. Bd. S. 580). Der anderen Ziegelei mit der Marke FIGLEClilTALSAB ge hören wohl auch die in Lauriacum häufigen und aus mehreren verschiedenen Stempeln abgedruckten Marken F1G • 5 A B zu; wahrscheinlich sind alle diese Ursicinus-Marken und Ziegel aus den Ziegeleien auf der Steinwand bei St. Pantaleon 7 hm östlich von Lauriacum hervorgegangen. Es gibt in Lauriacum auch Ursicinus-Marken LEGillTALPET/ TEMPVRSCDVC (vollständig in Carnuntum gefunden, Ber. d. Ver. Carnunt. iSgg T. VII), FINGPETRONI/ TEMPO VRSICDVC(vgl.Noteg)undTEMPVRSDVC/ FINGPETR, deren Ziegelei auch kürzer stempelte, z. B. FIG-PET, FINGPETR und FINGPETRONI, diese Marken kommen häufig im Lager von Mauer-Öhling und auch in Wallsee vor (siehe auch Limes XIV Sp. 16, 26, 146; XV Sp. 2g). Ein ähnliches Verhältnis besteht zwischen den Marken FIG VLIN AS I VE NSI AN AS LEG I NO R der I. norischen Legion auf Ziegeln aus Mauer-Öhling und Ybbs an der Donau und FIG * IV E S aus Mauer-Öhling. (Vgl. auch W. Kubitschek, Jb. f. Alttkd. V igil Sp. 252ff., femer Kilo XXV ig32.) An den zahlreichen Abdrücken der größeren Marke auf Ziegelstücken im Museum zu Enns läßt sich sehr an schaulich beobachten, wie in dem schön geschnittenenStempel 9
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