Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

125 I 20 westlich im durchgegrabenen Streifen, die Bestattete war nach Nordosten gerichtet. Die Gruft erwies sich bei der Auffindung noch sehr wohl erhalten, der Hohlraum hatte sich nicht einmal mit Erde ge füllt. Über der oberen Körperhälfte der Bestatteten lag als Gruftdeckel ein prächtiger Bildstein mit einer Totenmahldarstellung (Abb. 57) und über der unteren ein anderer Bildstein mit drei Büsten (Abb. 57). Beide Steine zeichnen sich durch die besondere Güte der Arbeit aus, die bei dem Büsten stein wohlgelungene Porträthaftigkeit erreicht. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die beiden Männer standen, läßt sich infolge des Fehlens der zugehörigen Inschrift nicht sagen. Tracht wie Schrift rolle und Diptychon kennzeichnen sie als römische Bürger; der Gegenstand, den die Frau in ihrer Rech ten hält, wird wohl ein Apfel sein. Daß der Stein noch in das frühe 2. Jahrhundert n. Chr. gehört, ist nach der Arbeit nicht zweifelhaft. An dem schlechter erhaltenen Stück mit dem Totenmahlbild darf die große Schüssel mit dem Eberkopf in der Mitte des schweren Tisches besonders vermerkt werden. Die linke und rechte Seitenwand bildeten lange Bau steine eines alten Grabdenkmales, die im Flach bild Doppelpfeiler mit Basen und Gebälke zeigen (Abb. 58); sie sind i"62w hoch, o'57 w breit und 0'2^m bis 0'21 m dick, ihre glatte Hinterseite lag grabeinwärts, im übrigen stimmte die Lage der beiden Steine so zu der der Bestatteten, daß die oberen Teile zu Häupten lagen. Als Kopfwand war ein Tuffsteinblock gleich hoch mit den Seitenwänden, an den Fußteilen ein Groppensteinblock, beide etwa o'55>» breit, i'iom lang und o'^om dick, an die Seitenwände angesetzt. Der Boden der Gruft, auf den auch die Steinwände gestellt waren, war die natürliche Schotterschicht, die mit einer dünnen Flötzschichte aus Kalk und feinem Rieselschotter geglättet und verfestigt war. Der Innenraum maß i"62 m in der Länge, o'()2m in der Breite, 0*56 w in der Tiefe. Das Gerippe der jungen Frau lag mit der linken Seite und auch leicht mit dem Rücken an der Seitenw.snd in der Gruft, auf ihrem rechten Arme, also in der Mitte der Gruft, die wenigen Knochenreste ihres Säuglings. Das Grab sollte augen scheinlich später auch noch den Ehegatten auf nehmen. Die zwei Bildsteine als Deckplatten lagen auf den vier Wänden handbreit auf und waren auch glatt aneinander gefugt, so daß nur sehr wenig Erdreich, kaum zwei Finger hoch, zu Füßen der Beigesetzten eindringen konnte. An Münzen enthielt die Gruft einen Doppeldenar Valerians v. J. 259, eine Kleinbronze Konstantins d. Gr. v. den J. 333/5 und Valentinians aus der Zeit 364—375. Außerdem war bei den Füßen ein feines Bronzeplättchen mit vertieften Punkten und einem ausgerissenen Öhr gefunden, das sich nach einem ganz erhaltenen gleichen Stücke in einem Kindergrabe (33) als Rest eines Anhängers erwies (vgl. Sp. 135 und Abb. 59)' Überblicken wir die Beigaben und die Klein funde aus dem Reihengräberfelde, so ist die große Anzahl der gefundenen Münzen aus den Gräbern i Abb. 58 Wiederverwendete Reste von Bild- und Bausteinen alter Grabdenkmäler. und der Erde in ihrer nächsten Umgebung auffällig; aber die Gräber enthielten auffallend wenig andere Funde, die sonst als Beigaben vorkommen, keine Lämpchen oder Gläser oder Urnen, und nur ganz vereinzelt Gebrauchsgegenstände. Nur im Grabe 9 trug eine Frau einen ganz einfachen dünnen Reif aus Bronze am linken Handgelenk, in 10 lag ein Kammbruchstück, außerhalb des Grabes ein großer eiserner Schlüssel, in 11 Bruchstücke eines doppel seitigen Kammes aus Bein, seitlich im Winkel zwi schen 4 und 5 ein rechteckiges glattes Beinplättchen mit Kreisringverzierung, in der Nähe von 20/21/22 das Bruchstück einer kleinen Goldwaage, in der Um gebung von 30 ein Bronzescheibchen, vielleicht der Deckel eines kleinen Gefäßes, nur im Grabe 36 eine Gürtelschnalle und nahe der Schulter des Ge rippes ein breiter kappenförmiger Knopf aus Bronze, dessen Höhlung mit einer weißlichen spröden Masse aus Schwerspat ausgefüllt ist.

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