Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

113 114 brettern läßt sich noch aus den fingerdicken Spalten zwischen der Laibung des Gewölbes und der bogen förmigen Innenkante der Stirnmauern und aus dem kleinen Gesimse der Innenkante der beiden Längs wände, wo das Gewölbe fußt, nachweisen, außerdem sind Mörlelleisten längs der inneren Wölbung, der Laibung, wo sich der Mörtel zwischen die Bretter fugen einst eingepreßt hatte, nach dem Vermodern der Bretter übrig geblieben; im Mörtel, der vom Abgleichen der Bretter auf dem Gewölbe haftet, ist auch die Holzfaserung deutlich abgedrückt^*). Zum Schütze vor Wasser, das durch die darauf lagernde Erdschichte sickerte, ist der Rücken des Gewölbes noch regelrecht überpflastert, indem in reichlichen Weißkalkmörtel Scharen von Wölb ziegeln oder auch geteilten Plattenziegeln mit den kleineren Quermaßen im Bogen und mit wechselnden Fugen darübergelegt sind, so daß die queren Stoß fugen zwischen den Wölbziegeln und besonders auch die Lagefugen nach der Länge der Wölb ziegel möglichst überdeckt sind. Über den äußeren Vorsprung des Widerlagers bis zu dessen Außen kante an den Längsmauern ist der Fuß des über pflasterten Gewölbes beiderseits mit Ziegelbrocken und Mörtel abgeglichen. Für die beiden Stirn seiten des Gewölbes je eine Stütz- oder Abschluß mauer zu errichten war nicht nötig, weil das Ge wölbe die Stirnmauern bis über die Außenkante überragt und im Erdreich seine Stütze hat. Die erste Ziegelschar der Gewölbeüberpflasterung war überdies über die Stirn des Gewölbes vorspringend. Im Baufache wird das besprochene Gewölbe als gerades, gedrücktes Tonnengewölbe mit hohem Stichbogen bezeichnet. Der Bogen ist ziemlich hoch, denn gegen eine Spannweite von i'i'] m o'io m — r2'jm etwa beträgt die Pfeil- oder Stichhöhe 0-42 m, also schon ein Drittel der Spannweite. Der Ziegelbau war bei der Auffindung infolge seiner tiefen Lage in den feuchtigkeitsansaugenden Mergelschichten ziemlich durchfeuchtet, auch die Innenwände naß, das Bodenpflaster der Kammer bedeckte etwa 0'03 m hoch eine straßenkotähnliche, nasse, schlammige Masse. Auf dem Boden selbst lagen in diesem klebrigen Schlamme, von ihm überDa der Innenraum der von oben her in die Erde hineingebauten Grabkammer keinen anderen Zugang als von oben her hatte, mußten die Wölbbretter nach Überwölbung der Kammer im Gewölbe verbleiben. und unterschichtet, Reste eines etwa 2 mm dicken, grauweißen, verwitterten, weichen Bleches aus Blei; es ragte stellenweise auch nahe den Wänden auf und bildete auch scharfe Ecken entsprechend der Kammer. Außerhalb des Bleches waren auf dem Boden etwa 12 Stück derbe, 0"o8 bis o'io m lange Eisennägel nahe den vier Seiten des Bodens ver teilt^®). In der Längsrichtung dieser Reste lagen einige stark zermürbte menschliche Wirbel- und kräftige lange Schenkelknochen, nach denen einst der Kopf im Osten, die Beine im Westen gelegen waren. Nach der Lage der verstreuten Nägel und der Blechplatten zu schließen, war einst eine derbe, hölzerne, mit Bleiblech ausgeschlagene, große Sarg kiste zur Beisetzung des Toten verwendet worden, die etwa 2 m lang und 0-70 m breit war. Ob wohl vom Beigesetzten ebenso kümmerliche Reste wie vom Sarge übrig geblieben waren, so scheint es doch, nach den Gebeinen und auch der Sarg größe zu schließen, ein kräftiger, gegen i'qo m großer Mann gewesen zu sein. Aber sonst waren nicht eine Münze oder ein Bronzestück oder Urnenreste zu finden, auch ist keine Ziegelmarke auf den wenigen herausgenommenen Ziegeln entdeckt worden. Doch ist die Größe der beiden verwendeten Ziegelgattungen, ihre helle, gelbrote Farbe und klingend gebrannte Masse genau die der aus Lauriacum wohlbekannten römischen Ziegel, die wir nach ihren Ziegelmarken der Zeit etwa zwischen 180 und 300 zuweisen können. In der nächsten Um gebung dieser Grabkammer wurden zwar auf der selben Straßenseite noch keine anderen Gräber aufgedeckt, aber gleich jenseits der Bundesstraße liegen die oben Sp. 89ff. besprochenen Reihengräber. Nun ist uns auch durch den Fundbericht des Ennser städtischen Syndicus Joh. B. Kain aus dem Jahre 1844 die Beschreibung einer ganz ähnlichen gemauerten und überwölbten kleineren Gruft über liefert^®). Sie wurde im Hofe des Wirtschaftsge höftes Stegmaier in Kristein vor den Stubenfenstern entdeckt und gehörte also zu diesem Begräbnisplatze aus der Frühzeit Lauriacums. Die Gruft war ganz aus Ziegeln aufgemauert und eingewölbt und entDie Nägel lagen durchschnittlich auf Handbreite dem Bodenrande nahe, nur auf der südlichen Längsseite etwa 35 cm entfernt. Bezüglich der hier angeführten drei Grüfte vgl. auch Sp. 96 und 104. 8

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