Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

I05 io6 Zweifellos ist also die alte „Lang-e Gasse" und die alte Straße von der Ennsbrücke aus dem unteren Reintal und unter dem Sankt Georgenberge her die römische Limesstraße und auch ihre weitere Fortsetzung'") genau nach Westen") im Zuge der „Alten Landstraße" die Limesstraße gewesen. Das ist deutlich aus dem Lageplan des Castrum und des Municipium Lauriacum und dem übrigen alten anfangs März 1912 bei einem Villenbau (Dürer-Holl) in Ennsdorf Nr. 84 eine Reihe von Urnengräbern an der nörd lichen dieser Straßen aufgedeckt, die in ihrer geradlinigen Fortsetzung gegen Albing „Alte Landstraße" hieß. Eine der großen Urnen enthielt außer Gebeinen eine große Glas schüssel, eine kleine kugelige Flasche, ein Lämpchen mit CRESCES und eine KB-Münze des Septimius Severus. Nur wenig, etwa 20 m, nördlich von dieser Stelle war schon im Herbste 1898 beim Grundausheben der benachbarten Villa Noske (Ennsdorf Nr. 73) ein Brandgrab gehoben worden mit einer zertrümmerten Urne, darin ein TerrasigillataKumpen obenauf, ein Lämpchen (FORTIS), ein Tonmodel mit einer figürlichen Darstellung und eine MB-Münze der jüngeren Faustina. Im Winter 1905/06 fand man ebenso gelegentlich eines Zubaues etwa 2 m nördlich davon ein Skelett und Urnenscherben und kurz darauf 2 Grablämpchen. Bei einem Zubau für die Gastwirtschaft bei der Haltestelle Ennsdorf, also in nordöstlicher Richtung und kaum 70 m von dieser Gräberreihe entfernt (Ennsdorf Nr. 71), wurde im Jahre 1904 in einem Grabe eine Urne, ein doppelt gehenkeltes Näpfchen und ein Aureus des Kaisers Aurelianus (270—275) gefunden. "*) Gerade beim Bürgerspitale wurde am äußeren Straßenrande beim Kilometerstein 20*0 beim Bau des großen Fernsprechkabels Wien—Passau im Sommer 1926 ganz deutlich die Schnittlinie der Bundesstraße mit der Limes straße beobachtet. Dort war auch zur Aufböschung des Randes der Bundesstraße der Grabstein eines Signifer in Verwendung. Beim Spital biegt nun die „Alte Landstraße" — Bundesstraße von Linz her vom Zuge der Limesstraße um den romanischen Kirchturm des Bürgerspitals aus der Wcstostrichtung nach Südost ab zum Schmiedberg zur Stadt Enns, seit die Stadt etwa seit lioo auf dem Ennsberge sich aus gebreitet hatte, die Liraesstraße unter der „Langen Gasse" hin gegen bog gerade vor deraBürgerspitalin den schnurgeraden Zug nach Ostnordost zum Fuß des Sankt Georgenberges hin ab. ") Es wäre möglich, daß einst eine keltische oder römische Straße in einem ganz kleinen Winkel von der westlichen Richtung abwich, den Kristeiner Bach 350 m südlicher als jetzt überquerte und in der Richtung gegen Samesleiten zog. Diese Vermutung drängt ein schnurgerader Hitzriegel auf, das ist das Welken zarter Ackersaaten in trockenen Frühjahren wegen zu seichter Ackerkrume auf wasserdurchlässigem Grunde, das von Anrainern mitunter in langgestreckten .Strichen beobachtet wird, die etwa gegenüber Kilometer I9'0 beginnen und gegen den Stadel first des Wirtschaftsgutes Kesselbauer in Kristein zielen. Straßennetze, besonders aber aus den sie allenthalben ■ begleitenden Begräbnisstätten und Reihengräber friedhöfen zu erkennen. Im Laurenzifelde im Winkel zwischen der Hinterseite des Legionslagers und der „Alten Landstraße" ist nun der Kern des Municipiums Lauriacum festgestellt'®), auch gegen über, südlich der Straße, sind Häusergruppen nach gewiesen. Häusergruppen scheinen aber etwa ^00m westlich vom Forum ganz aufzuhören, indem nur einzelne Kleinwohnhäuser unten am Abhänge der Bodenstufe standen'®). Von dort an, wo die „Alte 18) Durch die Grabungen Rndolf Eggers 1925, 1927 und Alexander Gaheis' seit 1929. Doch sind noch folgende Entdeckungen am Straßenrande bekannt. Bei Kilometer I9'85 liegt sehr seicht im Garten eine ausgedehnte mächtige, noch nicht untersuchte Heizanlage. Gegenüber am Südrande der „Alten Landstraße" am Eck nahe dem mittelalterlichen „Sundersiechenhause" (Leprosenheim) der Stadt Enns ist ein Gebäuderest mit weitem Mauergewölbe. Westlich davon genau bei Kilometer 19*7 der Bundesstraße, 20 m vom Rande der Alten Landstraße und 100 m westlich vom Sunder siechenhause, konnte 1920 A. Gaheis Gebäudereste an einer Gasse feststellen, die senkrecht zur Alten Landstraße ver läuft. Nördlich bei Kilometer I9"6 wurde im Jahre 1888 ein prächtiger Solidus des Kaisers Constantius II. aus der Münzstätte Roma mit dem Revers GLORIA REIPVBLICAE — VOT XXX MVLT XXXX gefunden. Beim Transfor matorgebäude der Starkstromleitung am Südrande der Alten Landstraße nächst Kilometer I9'6, wo gegenüber die Ver bindungsstraße vom Dekumantore her einmündet, deren Zug am Südrande der Alten Landstraße die Pfarrstraße von Volkersdorf, der sogenannte Mitterweg, fortsetzt, konnte R. Egger 1924 ein Wohngebäude nachweisen. Auch nach Westen hin liegen gegenüber Kilometer I9'4 Baureste. ") Nahe dem nördlichen Rande der Bundesstraße bei Kilometer I9'2 unten am Eck des Abfalles der Nieder terrasse nächst dem Markstein der Gemeindegrenze Enns— Lorch habe ich Heizröhrenziegel und andere Baureste ge funden. Auch zeigen sich mir alljährlich gegenüber Kilo meter I9"2 130 m vom Südrande der Alten Landstraße ent fernt am Rain des großen Ackers (Parz. Nr. 1149) reichlich ausgeackerte Reste eines Wohnhauses, wie Estrichstücke und Trümmer von Mauer-, Heiz- und Dachziegeln. In dieser Gegend fand ein Schüler gegen Ende September 1928 einen keltischen Goldstater. Die Fundstelle dieses sehr be achtenswerten Fundstückes ist am Feldraine der Acker Parz. Nr. 1137/38 nahe bei Kilometer ig'O 70 t» südlich der alten Straße. Es ist eine keltische Nachprägung eines Goldstaters Alexanders des Großen, die vollgewichtig und aus reinem Golde hergestellt ist und zur Probe bis zur Mitte durchgehauen ist. Vorderseite: Kopf der Pallas Athene mit korinthischem Helme rechtshin, derbe Arbeit, Rück seite: Nike mit Kranz und Dreizack, die Aufschrift: AAEZANAPOY. Dchm. Gew. i'^g.

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