Die heidnischen Friedhöfe und die Limesstraße bei Lauriacum & Ein Reihengräberfeld und römische Funde in Überackern.

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87 88 erzeugung baute und eine Sandgrube anlegte. In einem Abstände von 3 bis 10 m vom Straßenrande schief gegenüber Kilometer iB'S wurde die Acker erde abgetragen und dann in die Tiefe gegraben: man stieß gleich anfangs auf eine graue Urne von 0*27 m Höhe mit verbrannten Knochen, Kohlen resten und Asche als Inhalt, in der Nähe wurden Abb. 41 Inhalt einer Brandurne. eine zweite zertrümmerte Urne und zerstreut auch weiterhin Urnenscherben, ungezierte Terrasigillaten, Tonlämpchen, eine einfache Bronzefibel, das ver zierte Rähmchen eines Bleispiegels, eine Mittelbronze Trajans, ferner Eisennägel, ein zerbrochenes Glas gefäß und ein Riechölfläschchen gefunden. Diese Gegenstände aus Brandurnengräbern lagen o'öo bis 070 m unter der Oberfläche. Menschliche Knochen von einem Bestattungsgrabe lagen mehr als 2 m tief. Auch sonst kamen in der Folge bei Erdabhebungen in verschiedener Tiefe Urnen, geAbb. 42 Riemenschließe. wohnliche Ton- und- Terrasigillatascherben zutage, mitunter auch Knochenbrandreste. Im April 1923 wurde auch eine Haarnadel, eine kurze, blattförmige Dolchklinge und das Bruchstück einer zweiten Haarnadel aus einem frühbronzezeitlichen Grabe an derselben Stelle gefunden. Mehrere Brandurnen wurden dann beim Erweitern der Sandgrube im Juni 1923 ziemlich seicht aufgedeckt, sie enthielten 6 Lampen mit den Stempeln: CDESSI, VIBIANI (2), QCC, VRSIO F, 5 Münzen, nämlich i verschliffene und verbrannte MB wahrscheinlich Claudius 1., i MB Faustina d. J. und 3 verbrannte Antoniniane Aure lians. Der zusammengehörige Inhalt einer Urne bestand aus i Lampe: VIBIANI (vgl. Abb. 41»')> 2 großen schweren Fibeln (vgl. Abb. 41, au.3), einem eisernen Siegelringe und 2 GB-Münzen: HADRIANVS AVGVSTVS — FELICITATI AVG (vom Jahre 121) und DIVAE FAVSTINAE PIAE — MATRI GASTRORVM (f 175). Eine andere Lampe zeigt Blatt- und Strichverzierung. Im September des selben Jahres wurde unversehrt auch ein schönes großes Tropffläschchen®) mit kurzem schief ange setzten Halse und aus dem Bauche ausgezogener Spitze gewonnen, anfangs April 1925 ein kleines weites rötlichgelbes Töpfchen, später im Jahre 1926 zwei große Urnen aus gelbem und grauem Tone mit Leichenbrandresten und Tondeckeln und im Dezember zwei Lämpchen. Anfangs April 1926 wurde abermals ein kleineres Tropffläschchen und eine dünne bauchige Urne aus feinem roten Ton mit schwarzer Glasur und Riffelrädchenverzierung geborgen, kurz vor Weihnachten 1927 6'"® präch tige reine Glasflasche mit glockenförmigem Körper, ebenem Boden und langem, gleichweitem Halse, die schwarze, schmierige Krümel des Leichenbrandes enthielt. Als etwa 120 m weiter westlich von dieser Sandgrube das Gasthaus Linningers im Jahre 1927 einen Erweiterungsbau(Parz.Nr. 520) erfuhr, wurden im Juni bei den Erdarbeiten mehrere Gräber mit zerbrochenen Brandurnen und Knochenresten abge räumt, doch gelang es, den Inhalt eines vollstän digen Brandgrabes zu bergen, das neben verbrannten Knochenresten Lanzen- und Speerspitzen und mehrere Riemenschließen enthielt, wovon eine in durchbrochener Arbeit einen Hasen und den ihn reißenden Hund darstellt (Abb. 42). Damals wurde auch noch eine schlanke, kleine, rötlichgelbe Urne mitPunkträdchenverzierung und ein Sandsteinkapitell gewonnen. Im Gastgarten Linningers wurde dann am 3. März 1928 auch eine größere, hellrote Brandurne mit einer Münze der Kaiserin Faustina Es ist von der gleichen Form wie das von Friedrich von Kenner im Jahrbuch der Zentralkommission 3. Bd. 1905 unter den romischen Funden in "Wien in Fig. 37°, Sp- 221 abgebildete.

89 ausgegraben, sie war mit einem irdenen Deckel zugedeckt und stak in einer ganz zermürbten größeren groben Schutzurne seicht in der Erde. Reste von Brandurnen und eine GB des Septimius Severus wurden auch Mitte März 1932 hinter dem Hause bei Erdarbeiten gefunden. Einzelne große Brandurnen sind in früheren Jahrzehnten gelegentlich auch hinter den Häusern westlich bis Kilometer l8"2 geborgen^) oder Gerippe aufgedeckt worden. Von derselben Sandgrube Koblingers wurden für die Aufdämmung der Bundesstraße zur neuen Brücke über den Kristeiner Bach Ende Juni 1929 Erdmassen abgehoben und dabei durch die Erd bewegung in einer Fläche von 10 : 25 m eine größere Anzahl von Brandurnen- und auch Be stattungsgräbern abgeräumt. Die ansehnlicheren Urnen gingen bei der hastig durchgeführten Arbeit zumeist ganz in Trümmer, auch Glasflaschen. Doch wurden 9 Lampen mit Aufschriften: CRESCES (4), FORTIS (2), QGC, VIBIANI, je eine Tonschüssel, eine schwarze Faltenurne, eine bauchige dünn wandige Urne aus rotem Ton, eine Räucherschale, eine Glasschale (Abb. 43 u. 44), ein Tropffläschchen, ein kleines kugelförmiges Glasnäpfchen mit Bronze deckel und mehrere gewöhnliche Brandurnen un versehrt geborgen, auch Reste eines Grabdenkmals, ein Säulenkapitell und ein rundes Schaftstück aus festem Sandstein gehoben. Die Münzen waren durch Brand vollkommen zerstört, eine kleine griechische Kupfermünze ganz inPatina aufgegangen. Bei einer kleinen Nutzarbeit wurde auch im Feber 1932 ein Brandgrab angefahren, dessen Urne und dünnwandige Glasflasche in Scherben gingen, von dem aber unversehrt eine Lampe (FORTIS) ge wonnen wurde. Am Südrande und Westende der in die Bundes straße übergehenden „AltenLandstraße", beimWegcinräumerhause in Kristein Nr. 22, gegenüber dem Aus diesen Gegenden stammt von einer Grabstätte auch die prächtige, große griechische Bronzemedaille des Kaisers Severus Alexander aus Byzanz: auf der Vorderseite die Büste des Kaisers mit belorbeertem Haupte und Paludament rechtshin und die Umschrift: AYT K M AYP C€Y AAezANAPOC AYF, auf der Rückseite die Aufschrift: en M AYP (jlPONTnNOC KAI AlAcflHCTHC — C€- BACTA BYZANTITYN, eine kugelförmige Vase mit Strich verzierung und zwei Palmzweigen, auf ihrer Mitte das vor letzte, unter ihr das letzte Wort (34 mm Dehrn., zö'Z^Gew.). 90 Kilometer i8'8, wurde bei Anlage einer Sandgrube (Parz. Nr. 559) im Oktober 1929 unter einer Brand kohlenschichte ein Skelettgrab mit Terrasigillatascherben und einer Großbronze der Kolonie Viminacium unter Gordian vom Jahre 240 aufgedeckt, doch scheinen auch andere Gräber oder ein Wohn haus in der Nähe bestanden zu haben, da auch Abb. 43 Kleine Tongefäße aus Koblingers Sandgrube. sonst Geschirrscherben, Terrasigillaten, eine MB Domitians vom Jahre 77 und in den neunziger Jahren schon Töpfchen, Legionsziegel und Terrasigillaten gefunden wurden. Schief gegenüber dieser Stelle ist nun nahe dem nördlichen Rande der Bundes straße (Parz. Nr. 570/1) im Mai 1930 eine aus Ziegeln gemauerte Grabkammer noch vollkommen erhalten entdeckt worden, die später Sp. HO ff. beAbb. 44 Gläser aus Koblingers Sandgrube. schrieben wird. Wiederum am Südrande der Bundes straße sind beim Bau des Hauses Kristein Nr. 26, etwa bei Kilometer i8'7, gegen 20 m von der Grenze am Straßengraben, am 13. Juni 1927 von einem Brandgrabe ein Teller (sogenannte Soldaten schüssel) und beim Bau des Wohnhauses Kristein Nr. 34 bei Kilometer i8'66 im August 1930 drei

91 92 Abb. 45 Frauenkopf von einem Grabrelief. Skelette mit großen Urnen und anderen Beigaben, wie eine kleine, rote, kugelförmige Urne, ein bron zenes Löffelchen, ein schönes Glasfläschchen mit sehr flachem, aber weitem Körper und langem Halse, schließlich eine verschliffene Messingmünze Hadrians zutage gekommen. Eine willkommene Bestätigung dafür, daß sich die Begräbnisstätten, die auf Koblingers Baugrund und in seiner Sandgrube bei Kilometer i8'5 zuerst bekannt wurden, auch in den bis jetzt noch fast fundlosen Acker (Parz. Nr. 525) anschließend dar an und nach Osten (in die Ackerparzelle Nr. 559) weiter erstrecken, brach ten die Erdarbeiten für das WohnhausKristein Nr.40, etwa bei Kilometer 18'65. Am 3. März 1931 wurde, 6 m vom Rain an der Straßengrabenböschung ackereinwärts, in einer Länge von 4 und 2*3 ni Breite eine Grube zur Sandgewinnung ausgehoben. In dem kleinen Erd. räume stieß man sogleich am äußeren Rande 0-30 m unter der Oberfläche auf den Grundsockel eines Grabdenkmals. Er war aus Groppenstein, i'20 : 0-94 m groß und 0-30 m hoch, in seiner Mitte war ein durch gehendes Loch von 0-40: 0'3o m Größe ausgehauen. In nächster Nähe lagen Sandund Groppensteintrümmer und auch Bruchstücke eines Bildsteines des Grabdenk mals, das aus sehr feinem Sandstein prächtig gearbeitet war. Es lag auf der Bildseite, die Rückseite war vom Regen ganz verwaschen, so daß es lange Zeit über Tag gewesen sein muß. Erhalten ist das untere Drittel von drei Büsten, in denen man links eine Frau mit dem Apfel in der Hand, rechts einen Mann mit der Bürgerrolle und in der Mitte ein Kind erkennen kann. Der sehr schön geAbb. 46 Messergriff aus Bein. arbeitete Kopf der Frau (Abb. 45) wurde noch gefunden, der Abstand von der Stirnhaargrenze bis zum Kinn ist an ihm 0*10 m. Nicht weit ent fernt stand westlich eine größere Brandurne mit kleinen Gebeinen und war mit einer weiten flachen „Soldatenschüssel" zugedeckt, daneben stak im Sande ein zierliches graues Henkeltöpfchen wie Kinderspielzeug, sodann von zwei giebelartig auf gestellten Dachziegeln und zwei senkrecht angelehn ten Pflasterziegeln geschützt eine schwarze Ton urne von o*2 2 m Höhe, die mit einem Tondeckel zugedeckt war (Abb. 47) und außer Asche und Gebeinresten folgende Beigaben enthielt: zwei Riechölfläschchen mit breitgeschweiftem, flachem Körper, ein Lämpchen, einen geschnitzten Messergriff aus Bein. Dieser (Abb. 46) stellt in vorzüglicher Schnitzarbeit einen kanneliertenSäulenschaft mit Ka pitell und darauf die Büste eines bartlosen, mürrisch dreinblickenden Alten dar, die Hinterseite des Griffes ist zur besseren Befestigung der breiten Messer griffzunge aufgeschlitzt, der Scheitel des Büsten kopfes hat eine Öffnung zur Aufnahme des bron zenen Endknnufes und der Niete der MessergriffAbb. 47 Urne von einem vollständigen Brandgrabe. Zunge, auch zwei Löcher für deren Quernieten sind sichtbar. Die beigegebene Münze ist eine gut er haltene Mittelbronze des Antoninus Pius aus den Jahren 140 bis 145. Am östlichen Rande ragten in die Grube noch die Becken- und Schenkelknochen einer Frau und eines Mannes herein, in der Nähe

93 94 der Gebeine des Mannes stand ein schön geformtes, schwarzes Tongefäß und ein kleines, bauchiges, vasenartiges Töpfchen aus feinem, rotem Tone mit schwarzer Glasur und zwei Riffelrädchenreifen (Abb. 48). Die erwähnten Ziegel sind wegen ihres Alters beachtenswert, von den beiden Dachziegeln, die 0'55 m lang, am oberen Rande 0*40 m und am unteren 0'375 ^ breit sind, hat der eine die alte Legionsmarke mit vertieften kleinen Buchstaben LilGTTITA, auch ihre Fälze sind von der ganz einfachen alten Form, die Pflasterziegel haben die längere alte Marke LIIGTTITALICA. Auch beim Brunnengraben stieß man in dem Erdaushub auf zwei Skelette, von denen eins hinter den Zahn reihen einen ganz verschliffenen und dick patinierten Sesterz des Domitian hatte. Weiter feldeinwärts, 17 bis 21 m von der Grabengrenze, kamen noch Brandurnen zutage, die jedoch schon in Lehm lagen und daher durch die Feuchtigkeit zersprengt, außer dem infolge ihrer seichten Lage, o'^o bis 0*40 m unter der früheren Ackeroberfläche, schon längst vom Pfluge zerschnitten waren. Eine große, kugel förmige Urne aus feinem roten Tone enthielt Asche, Gebeinreste, eine Lampe (FORTIS), eine Schere mit Bronzebügel und eine große Zwinge mit Kugel kopfnieten, die vielleicht von einem Messer stammte. Ende März 1932 wiederum fand der Besitzer beim Sandgewinnen vor dem Hause zwei Skelettgräber, dabei mittelgroße zerdrückte Urnen und eine Lampe mit dem Stempel Q.GC. Auch ganz nahe dem nördlichen Straßenrande mehr westlich sind übrigens bei den wenigen Erd arbeiten in dieser Gegend im Sommer 1930 einige römische Brandgräber aufgedeckt worden, so gegen über Koblingers Sandgrube bloß mit sogenannten Soldatenschüsseln und etwas westlicher gegen Kilo meter 18'4 bei der Anlage des Stutzgeleises neben der großen Elektrizitäts-Transformator-Station der Zuckerfabrik abermals zwei Brandgräber, das eine mit einer kleinen, bauchigen, roten Urne und einem Lämpchen, und am 11. Mai 1931 bei Schotter arbeiten ein Skelettgrab mit einem Becher aus gelblichem Ton als Beigabe^). Beim weiteren SchotSehr wichtig ist auch der alte Fund einer byzan tinischen Goldmünze aus dieser Gegend, die einst nahe dem nördlichen Straßenrande im Acker rechts der Kristeiner Kapelle bei Kilometer l8'34 gefunden wurde, laut Bericht des Syndicus Kain vom Jahre 1844. Nach seiner sehr anterabhube bis gegen Mitte Juni 1931 stieß man auf beiden Seiten des Stutzgeleises nach und nach auf sechs Gräber, areist Brandgräber, die in etwa 12 bis 15 w Abstand von der Einfriedungsmauer an der Bundesstraße lagen. Indem der leitende Ingenieur Leopold Schenk selbst vorsichtig nachAbb. 4 8 Gräberbeigaben. grub, konnte er vom Grabinhalte eine schwarze Faltenurne, eine mittelgroße, kugelige, schwarz glasierte Urne mit Riffelrädchenverzierung, einen kugeligen, enghalsigen Wasserkrug aus rötlichem Ton, eine 0"I4 w hohe Flasche mit langem Halse und OM25 m weitem, sehr flachem Körper aus blauM Abb. 49 Beigaben aus Gräbern nächst der Trans formatorstation. grünem, dickem Glase (Abb. 49) und ein großes Bruchstück einer sehr dünnen Flasche für das Museum bergen. schaulichen Beschreibung ist es ein Goldsolidus des Kaisers Heraclius und seines Sohnes Heraclius II. Constantinus von 613 bis 641: auf der Vorderseite die Büsten beider von vorne, ein Kreuz und die Umschrift: DD NN ^€RACLIYS 6T 5€RA CONST PP AY, auf der Ruckseite das Kreuz auf Stufen und die Umschrift: VICTORIA AVGY.

95 96 Als im Frühsommer 1930 die Bundesstraße von Enng bis Ebelsberg in ihrer Decke neu her gestellt und asphaltiert wurde, nahm man im Juni auch eine kleine Ausgleichung der Steigung der Straße von der Kristeiner Brücke her vor, indem man die ansteigende Strecke noch^milderte. In der Gegend der Sandstätte Koblingers war sie schon lange etwas tiefer als die Ackerfläche, eine StraßenAbb. 50 Gläser aus der Stegmaier-Schottergrube. decke war am Durchschnitte des Südrandes sicht bar. Gegenüber der Werkstätte Koblingers wurde der Straßenkörper um o"6o m etwa abgepflügt, dabei fand ein Arbeiter am 10. Juni in der Straßen mitte schon im Schotter ein weibliches Skelett mit dem Blick nach Südosten und Beigaben von Bronze gegenständen, die das Grab der älteren Bronze zeit, und zwar der jüngeren Stufe der Aunjetitzer Abb. 51 Kleine Tongefäße aus der Stegmaier-Schottergrube. Kultur, zuweisen. Von den reichlich beigegebenen Schmucksachen wurden leider nur die am Kopfe geborgen, andere Gegenstände, die sicher noch vorhanden waren, wurden vom Finder nicht gesucht. Gefunden wurden eine größere Anzahl, etwa 15 Stück bei 0*18 w lange halmförmige Bronzeröhrchen von einem Kopfschmucke, Reste von röhrenförmigen Bronzespiralen (von einer Halskette) und aus Draht gewundenen Noppenringen (wahr scheinlich Haarspangen), zwei Hülsennadeln und ein weiter sogenannter Halsring mit ösenförmig eingerollten Enden. Da gleichzeitig wegen Tiefer legung der Straße auch das große Fernsprechkabel in der Bundesstraße in die Tiefe von etwa o'yo m verlegt werden mußte, so fand man beim Graben etwa 0*30 m unter der früheren Kabelsohle 3 m und 10 m westlich vom bronzezeitlichen Grabe wiederum menschliche Skelette im Schotter, doch ohne Beigaben. Es ist jedenfalls sehr bemerkens wert, daß die Wahl für die Begräbnisstätten aus der Frühzeit Lauriacums auf denselben Platz ge fallen war, der auch in der älteren Bronzezeit schon benützt war, ohne daß wir aber an einen Zusammen hang auch der Wohnsiedlungen denken dürfen. Der westliche Friedhof links vom Bache ist als Fundstätte von Gräbern und Grabesbeigaben viel länger bekannt, er liegt in Grundstücken neben dem Wirtschaftsgehöfte „Stegmaier" des Johann Dorninger in Kristein Nr. 3 gegen die Bundesstraße und die Eberstaller-Überlände hin. Da schon vor mehreren Jahrzehnten durch die früheren Besitzer dort eine Schotter- und Sandgrube angelegt worden war, so gab die Erde nach und nach die Reste der Gräber frei: Urnen, Soldatenschüsseln, Lämpchen mit den bekannten Aufschriften: CRESCES, VIBIANl, LVCATI, CANNE, ferner Näpfchen, Riechölfläschchen und andere Glasflaschen, Glas schalen, Glas- und Tonperlen, Fibeln, Münzen und auch Bruchstücke von Grabdenkmälern. Einen kleinen Bericht brachte schon der eifrige Altertumssammler Schulleiter Theodor Bukounig (f 1907), dessen Sammlung in das Museum in Enns überging. Es waren Brand- und Bestattungsgräber vertreten. Die Brandurnen waren seicht in die mit Sand bestreute Grube gestellt und mitunter durch Ziegel geschützt, die Leichen in Holzsärgen oder bloß auf dem mit Kiessteinen gepflasterten Grabesboden beigesetzt. Um das Jahr 1880 stieß man unterhalb der Eber staller-Überlände auch auf eine ziegelgemauerte Gruft®) mit flachem Gewölbe, die zwei Skelette barg. An Bildhauerarbeiten von Grabdenkmälern wurde vor Jahren ein Frauenkopf, ein Pantherkopf Über diese Gruft und die Bildhauerarbeiten siehe auch Th. Bukounigs Bericht im 3. Jahresbericht des Mu sealvereines „Lauriacum" in Enns, 1904 S. 29 ff.

97 mit einer Hand des auf dem Panther reitenden Dionysosknaben und ein Giebel aus Groppenstein gefunden, der fast vollkommen dem des Grabmals für Privatius Silvester®) gleicht. Es ist der Friedhof aus der römischen Friihzeit Lauriacums, das beweisen auch die in den Gräbern gefundenen Münzen, so von Vespasian (69 bis 7g) I Denar, Titus 2 Denare, Domitian I MB, Antoninus Pius i MB, Mark Aurel i GB, P'austina I MB, Septimius Severus 2 KB, Severus Ale xander I GB, Probus i Antoninian. Im westlichen Friedhofe herrschien die Gräber mit Bestattung vor. Er bildet daher für das Museum in Enns eine ergiebige Fundquelle vollständiger Ton- und Glasgefäße, die meist nur in Bestattungs und auch Urnengräbern unversehrt anzutreffen sind (Abb. 50—52). Wie beim Erweitern der Sandgrube auch in den letzten Jahrzehnten die Gräber bloß gelegt wurden, so gab die Erde auch die Grabes beigaben frei, die vom Besitzer des Stegmaiergutes, der Familie Dorninger, stets dem Museum in Enns zugewendet wurden, so im Jahre 1904 zwei Glas flaschen mit kugelförmigem Körper und langem Halse, ferner eine kleine Urne und den kreisrunden, mit Blattwerk verzierten Rahmen eines Bleispiegels'), schließlich den obgenannten Grabsteingiebel, in der Folge einzelne Glasflaschen, Urnen, Lämpchen mit den Aufschriften: CRESCES, VIBiANI, lANVARI und Münzen. Am 5. März 1925 wurde ein Kinder grab mit Skelett bloßgelegt, das eine dunkelgraue, weite, kleine Urne aus feinem Ton und mit Einbauchungen enthielt. Gegen Ende Jänner 1927 kam am Rande der Grube abermals ein Skelettgrab zum Vorschein, das aber abrutschte; es enthielt die Gebeine einer jungen Frau und eines 6jährigen Kindes, das ihr auf die Brust gelegt war, als Beigaben waren Ohr ringe aus Golddraht, eine schlecht erhaltene MB Mark Aurels unter dem Kopfe, eine flache Ton schüssel, eine kleine graue Urne und eine Glas schale ähnlich unseren Teetassen noch zu retten. Bald hernach am 28. März konnte daneben das Grab eines 4- bis 5jährigen Knaben sorgsam geöffnet ®) Abgebildet im l. Jahresbericht des Museal Vereines, 1895 S. 24. Vgl. auch' Anm. 10. ') Siehe E. Nowotny, Gläserne Konvexspiegel, in Jahreshefte des österr. archäol. Institutes XIII, Beiblatt Sp. 119 f. 98 werden®). Es lag am westlichen Rande der Grube mit dem Kopf im Osten. Der Leiche waren reichlich Beigaben mitgegeben worden. Am Scheitel stand eine große 0*205 ^ hohe zylindrische Glasflasche mit langem Halse und Henkel, daneben ein kleines, kugelförmiges, papierdünnes Riechölfläschchen von Abb. 52 Urnen aus der Stegmaier-Schottergrube. 0*04 m Durchmesser, neben dem rechten Arme eine Flasche, deren Mund trichterförmig erweitert ist und die um den Hals einen Glasfaden spiral förmig gewunden hat, bei der rechten Hand ein Glas teller von 0*1x7 m Durchmesser und ein bauchiges Tropffläschchen (Abb. 53), Um den Hals trug das Abb. 53 Gläser aus einem Kindergrabe und Urne. Kind eine Kette aus kleinen blauen Perlen von Lapis lazzuli, die nach je einer kleinen Reihe durch je eine goldig glänzende Glasperle unterbrochen war und auch eine größere grüne Glasperle und Die Arbeit mußte wegen Gefahr des Abrutschens des senkrecht abgegrabenen Sandes von der tiefen Grube aus auf einer Leiter durchgeführt werden. 7

99 lOO ein ganz zartes Giöcklein aus Bronze enthielt. Zur Rechten und in den Mund waren Kleinbronzen des Septitnius Severus und des Geta gelegt, beide aus den Jahren um 200. Die wertvollste Merkwürdigkeit aber war ein Spielzeug, zwei stark versilberte Blei soldaten; der eine war ursprünglich 0*045 hoch, auf einem Sockel von 0*017 m Höhe, ein Bein und der Kopf sind abgebrochen, er trägt Schienenpanzer und Lederkoller und hält Lanze und Schild aufge stützt, vom zweiten ist nur mehr der sechseckige Sockel vorhanden. Im November 1929 wurde ein kleines, graues, vasenartiges Töpfchen geborgen. In diesen zwei Friedhöfen sind ohne Zweifel die heidnischen Begräbnisstätten aus der Zeit der Erbauung des Legionslagers Lauriacum vom Jahre 190 bis in die Zeit der Soldatenkaiser nach Aure lian und Probus zu sehen, aber Münzfunde vornehm lich aus dem westlichen Friedhofe deuten darauf hin, daß auch in der Zeit des kleinen vespasianischen Truppenlagers Lauriacum hier schon die Begräbnis stätten waren. In diesem Zusammenhange ist auch über das auffallende Vorkommen älterer Gräber an der heu tigen Bundesstraße noch näher bei Enns zu be richten. Die „Alte Landstraße" nach Linz verlief vom mittelalterlichen Bürgerspital der Stadt Enns an, das etwa aus dem 13. Jahrhundert stammt, von Kilometer 20*0 in die Ebene immer tiefer bis über 1*5 ni eingeschnitten bis zum Kilometer 18*8. Der Espanbach (Bleicherbach) kreuzte nämlich beim Bürgerspital die alte Straße in fast gleicher Ebene und rinnt ganz seicht an den römischen Lagergraben hin, ja seltsamerweise ist über ihn, ohne daß Platz mangel dazu gezwungen hätte, die Spitalskirche mit dem Presbyterium gerade über den Bach ge baut, er mußte daher bei Überschwemmungen seine Wässer bald über die Ufer treten lassen. So hatte man seit Jahrhunderten die Landstraße immer tiefer gelegt, damit zur Zeit der Überschwemmungen die Wässer rasch im Straßengraben und sogar auf der Straße wie ein kleiner Fluß 1*2 km nach Westen und dann auf einer eingeschnittenen Feldstraße 500 m nach Norden gegen Einsiedl in den Kristeiner Bach geleitet werden konnten. Aber da dies die alte Hauptstraße war, so ließ die Re gierung wegen der so häufig auftretenden Über flutung und Behinderung des Verkehres die Straße neben die eingeschnittene Strecke hin umlegen und nach der Ernte 1854 an deren nördlichen Rande neu erbauen. Vom Spital weg steigt sie kaum merklich an, für ihren Bau mußte man aber doch zwischen Kilometer I9'7 tind ig*6, also bis zum früheren Transformatorgebäude und streckenweise bis Kilometer 19*4 die Humusschichte, weiterhin bis gegen Kilometer 19*22 auch ursprüngliches Erdreich der Niederterrasse meist bis zu i w und mehr Tiefe abtragen. Diese Strecke liegt gerade dem Südrande des großen Feldes (Parz. Nr. 1128) mit dem Flurnamen „Laurenzifeld" an, in dem jetzt neben anderen Bauten auch die Grundrisse des Forums und der Basilika des Municipiums und zwei aus der Porta decumana austretende Straßen züge festgestellt sind, in dessen Nordeck aber der Ennser Pfarrfriedhof und die ehrwürdige St. Laurenzkirche^), die uralte Pfarrkirche von Lorch und der Stadt Enns, liegen. In der Nähe des Kilometersteines 19*6 wurde beim Straßenbau die südliche der aus dem Dekumantore austretenden Straßen, die Ver bindungsstraße zur Limesstraße, in einem spitzen Winkel zur Landstraße herankommend, aufgedeckt. Westlich und östlich schlössen sich einige Grund festen kleiner Wohnhäuser an, die sich nach dieser Verbindungsstraße richteten, auch der Schutthaufen eines abgebrannten und allmählich in sich zusam mengesunkenen Hauses wurde am westlichen Ende der Strecke beobachtet. Nach dem Berichte an den Linzer Museums-Verwaltungsausschuß im Jahre 1855, der von dem hier Römerspuren nachgehenden obderennsischen Registranten Georg W eishäupl stammt, wurden aber auch mehrere menschliche Gerippe und Schädel, namentlich aber 10 Bruchstücke von Grabsteinen mit Inschriftresten aus weißem Kalk stein, Halbmarmor, und auch aus Groppenstein ge borgen. Unter 75 Streumünzen nennt Weishäupl gut erhalten 10 Silberdenare des Kaisers Nerva, Septimius Severus, Caracalla, Severus Alexander, Aurelian und 19 große Bronzemünzen des Titus, Hadrian, Antoninus Pius, Mark Aurel, Commodus, Severus Alexander usw., die übrigen konnte er 3) Ecclesia St. Laurentii prope civitatem Lahoriahha secus murum constructa, ao. gol (Oberösterr. Urkd. Buch I S. 472 = Mon. boic. 28 b n. 36), sta. Lauriacensis ecclesia foris murum (sei. civitatis Lauriacensis) aedificata, ao. 977 (Oberösterr. U. B. II S. 67 = Mon. Germ. Dipl. 167 b). Civitas bedeutet hier nach damaligem Sprachgebrauche die Burg, den befestigten Platz, also die Lagerfestung Lauriacum.

101 102 wegen ihres verschlifFenen und zerfressenen Zustandes nicht näher bestimmen; in einer anderen Gruppe von Fundmünzen sind unter den älteren wieder Silberdenare und große Bronzen von Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Aurelius Verus, Faustina, Severus Alexander, Gordian neben einer kleinen Anzahl späterer aufgezählt. Auch der um römische Fundbeschreibungen und um das Urkundenarchiv des Bürgerspitals verdiente städtische Syndicus Johann Baptist Kain in Enns berichtet aus dem Jahre 1844, also noch vor dem Bau der neuen Straße, daß an dem langen Rande des Laurenzifeldes bei Erweiterung der „Alten Landstraße" zahlreiche Funde: wie Werkzeuge, Geräte, Waffen teile, Schmuckgegenstände, Legionsziegel, Geschirr scherben, Sigillaten, ferner Bronzeriegel einer Werk stätte, aber auch 3 Skelettgräber gefunden wurden, eins mit einer Lanze und kleinen Urne, das andere mit Glasperlen. Auch die mittelalterliche „Lange Gasse", jetzt Stadelgasse genannt, die für ihren Verkehr eine auffallende Breite hat, ist als römische Straße zu erweisen. Sie geht beim Bürgerspital in einem stumpfen Winkel von der „Alten Landstraße" nach Ost-Nordost ab, zieht im Nordwesten und unter halb der Stadt Enns und dann um den geschichtlich berühmten Sankt Georgenberg, den karolingischen Wartberg mit Dingstätte, auf dem im Jahre 900 die „Enisiburc" angelegt ward, durch die „Alte Stadt" unterhalb der Enisiburc zur frühmittelalter lichen Ennsbrücke, von der wiederholt Eichenholz pfähle der Brückenjoche und eiserne Jochschuhe aus dem Flußbette gezogen wurden. Auch an dieser Straße grub man zu Anfang der neunziger Jahre zwischen dem Südeck des Lagers und dem Westeck der Stadt Enns an dem südlichen Straßenrande im Parke des Prinzen Hohenlohe-Öhringen Urnen und eine tönerne Henne als Grabesbeigabe aus^®), ebenso im nächsten benachbarten Hofe des Meierhofes Viktor Plochbergers einige Grabdenkmäler und Grab- "■"j In unmittelbarer Nähe der Straße kam ebenfalls im Garten des Prinzen Hohenlohe (Parz. Nr. 113) beim Bau der Scheune im Jahre 1887 eine prächtige silberne Didrachme der griechischen Pflanzstadt Tarent aus der Zeit zwischen 360 und 272 v. Chr. zutage: Vs. Taras nackt, auf Delphin reitend, mit Lanze und Schild, Rs. Reiter nackt, mit Helm, Lanze und Schild, im Felde: AAI, \<)mm Dchm., 7*8 ^ Gew. inschriftsteine wiederholt Urnen und Bei gaben Was schon der Zug der „Langen Gasse" in der Verbindung zwischen dem alten Ennsübergange und der „Alten Landstraße" vermuten ließ, das bestätigten Beobachtungen bei Aufgrabung der Straße für eine Wasserleitung, daß nämlich die Stadelgasse oder Lange Gasse auf einer römischen Straße, auf der Limesstraße aufliegt. Ende Sep tember und Anfang Oktober 1931 wurde für die Anlage der Wasserleitung im mittleren Stücke der Stadelgasse das Ausschachten vorgenommen, und zwar vorerst von der Kreuzung mit dem Bahnhof wege beim Hause Nr. 5 (gegenüber dem Lazarett) an in ost-nordöstlicher Richtung auf einer Strecke von rund 270 w bis zum Hause Johann Stöllners (Bau parzelle Nr. 542), dabei mußte neben dem nördlichen, nicht ganz gerade verlaufenden Rande der Straße durchschnittlich l*6o m in die Tiefe gegraben werden. Gleich beim Eckhause nach der Abzwei gungsstelle reicht die Dicke des Straßenkörpers mit vielen verschiedenen, aber lockeren Schichten der Straßenschotterung und des Straßenschlammes I »» in die Tiefe, darunter aber liegt ein anderer festgebauter Straßenkörper von großer Härte und 0*30 m Mächtigkeit. Zu seinem Unterbau sind faust große oder größere Geröllsteine zu unterst ver wendet, darauf Schichten groben Schotters aus gebreitet, darüber sind zerriebene Steinchen und eine dicke, festgepreßte Straßenkotschichte auf gelagert, der Straßenkörper selbst liegt auf naDas bereits genannte Grabdenkmal des Privatius Silvester und seiner Tochter Silvina, des Benefiziariers Verinus, des 13jährigen Claudius Cupitus und seiner 12jährigen Schwester Novella, die beiden letzten im Jahre 1892. Im Museum in Enns. CIL III 5684. Gegenüber Plochbergers Meierhof fand man im Jahre 1907 nahe dem Straßenrande eine prächtige, große, griechische Bronzemedaille des Kaisers Septimius Severus; auf der Vorderseite die Büste des Kaisers mit belorbeertem Haupte und Paludaraentum rechtshin und die Umschrift: AY ■ K • A • C€nT • C€YHPOC • n€, auf der Rückseite Herakles mit Keule linkshin gewendet, rechts der Baum der Hesperiden, die Umschrift: ct)lAAA€A(|)€IA USPIN0HTN NSnKOPTTN, 38««/« Dehrn., 42-2^ Gew. — Im schief gegenüberliegenden Acker (Parz. Nr. 1038) dieses Meierhofes, der die aus der porta principalis dextra aus tretenden Straßen enthält, wurde vor 1863 ein Aureus des Kaisers Diokletian gefunden (siehe F. Kenner, Archiv f. Kd. österr. Gesch. 29. Bd. 1863 S. 213).

I03 I04 türlichem Lehmboden. Diese tiefliegende Straße zeigte sich auch noch längs der Gartenmauer, weiterhin mitunter sogar in l'io bis l"20 tn Tiefe unter den lockeren Schotterschichten, vor den Stadeln (Bauparzellen Nr. 332 und 329) blieb aber mitunter die tiefliegende Straße aus. Besonders zu beachten ist jedoch der Befund in der 50»» langen Strecke des Wasserleitungsschachtes zwischen dem Meierhofwohngebäude (Bauparzelle Nr. 326) und dem Hause Stöllners. Auf längere Strecken hin ließ sich hier unter der Stadelgassenschichte von etwa o"]Om der feste, tieferliegende Straßenkörper mit etwa 0'50 m Mächtigkeit unterscheiden, unter diesem aber, nach insgesamt etwa i'20 m Tiefe, abermals ein fester Straßenkörper von 0*15 bis 0'20 m Dicke mit einer gepreßten Straßenkotschichte darüber. Die beiden festen Straßen waren schwieriger zu durchhauen. Anscheinend kam der Schacht hier näher gegen die Mitte der tiefen Straßen. Unter ihnen lag hier natürlicher Schotter. Schon nahe beim Hause Stöllners gegenüber dem Hoftor und der Scheune des Meierhofes Plochbergers (Bauparzelle Nr. 326) ließ die feste Straße aus und in geringerer Tiefe unter der Stadelgasse wurde eine mächtige Schichte von Humus mit Mauerschutt, Ziegeltrümmern und TerrasigillataScherben bis an die Schachtsohle angetroffen. Etwa im mittleren Teile der aufgegrabenen Strecke wurde im Straßenschlamm auf der tiefen festgebauten Straße eine Bronzequinarmünze des Cäsars Kon stantin d. J. aus den Jahren 335/337 aufgelesen und von den in Lauriacum gar nicht selten gefundenen breiten, flachen Hufeisen da und dort zerstreut 5 Stück in den tiefsten Schichten der Straßen schotterung und auf der Schlammschichte des festen Straßenkörpers angetroffen. Nach all diesen Be funden gehört der feste Straßenkörper in etwa 1*00 bis i"20 m Tiefe somit der römischen Limes straße an, die von der römischen Ennsbrücke nahe dem Sankt Georgenberge herzieht, und der stellen weise unter ihr beobachtete tiefste Straßenkörper, der auf natürlichem, lehmigem Schotter aufgelegt ist, aber wohl der vor der römischen Kunststraße benützten keltischen Urstraße, die sicher an der selben Stelle die Enns übergesetzt hatte. In der Fortsetzung der „Langen Gasse", an der unteren Mauthausener Straße, grub man, nach dem Berichte des städtischen Syndicus Kain, am südlichen Straßenrand nahe dem Nordwestfuße des Sankt Georgenberges'®) bei Anlage des Schloß parkes im Jahre 1844 rund 50 Gräber aus, darunter ein mit Ziegeln ausgemauertes, in ihnen fand man als Beigaben Becher, Schüsseln, Glasflaschen, Silber münzen und Großbronzen, darunter einen Denar des Pertinax und I GB des Balbinus. Hervorgehoben muß werden, daß die geraden Verlängerungslinien der ältesten großen Straßen züge auch am rechten Ennsufer, so die „Alte Land straße" vom Legionslager zu Albing her, die alte Reichsstraße und die „Alte Landstraße" vom „Flötzerweg" her, auf einem Platze am einstigen alten Uferrande der Enns in Ennsdorf sich ver einigen, der im Bereiche des rechten Brücken kopfes der durch Jochreste feststellbaren ältesten Ennsbrücken unterhalb des Sankt Georgenberges") und etwa 300 m südlich der Eisenbahnlinie liegt. Diese alten Straßenzüge aber lassen sich durch andere Beobachtungen'®) als römische Straßen annehmen. ") Am Nordfuße des Sankt Georgenberges wurde an dieser Straße, wo sie eben über die Niederterrasse ins untere Reintal zum Ennsufer hinabsteigt, im Jahre 1917 ein Aureus des Galerius Maximianus (285—311) gefunden. Auch sonst sind Funde älterer Münzen aus dieser Gegend nicht so selten, wie Tiberius, Antoninus Pius, Commodns usw. — Sehr bemerkenswert ist auch eine keltische Fund münze von dieser Stelle. Als im Jahre 1858 beim Bau der Westbahn die hier nach Mauthausen gegen Norden ab biegende Straße zur Überkreuzung in Schienenhöhe gebracht werden mußte, wurde an dieser Stelle ein Einschnitt in die Niederterrasse für sie ausgehoben; dabei fand man eine nach attischem Münzfuße geprägte keltische Nachprägung eines silbernen Tetradrachmon der Stadt Thasos der ägäischen Inseln: auf der Vorderseite das mit Weinlaub bekränzte Haupt des Dionysos von rechts, auf der Rückseite Herakles stehend und linkshin sehend, mit der Rechten auf die Keule gestützt, in der Linken die Löwenhaut haltend, ferner die Aufschrift: HPAKAEOYH—Iin.THP02I und im Abschnitte: ©AZIFIN, iimm Dchm., 16^ Gew., das attische Gepräge seit 146 V. Chr. Geb. '*) Dieser Ennsübergang war wohl nur bis gegen 1200 in Bestand, bis sich der neu angelegte Markt Ense auf dem Ennsberge entwickelt hatte. Die Richtung der Brücken wies, entsprechend dem mehr östlich gelegenen Bette und auch nach Nordosten gewendeten Laufe der alten Enns, gegen Südosten zur Reichsstraße. Alte Btückenjoche waren rund 120 bis lyom von der Eisenbahnbrücke von links nach rechts stromaufwärts im Jahre 1812 und um 1900 im heutigen Ennsbette und auch im rechten Ufer angetroffen worden. ") Nahe diesem Straßenknoten am Uferrande, 400 m von ihm und ^oom von der Westbahnlinje entfernt, wurden

I05 io6 Zweifellos ist also die alte „Lang-e Gasse" und die alte Straße von der Ennsbrücke aus dem unteren Reintal und unter dem Sankt Georgenberge her die römische Limesstraße und auch ihre weitere Fortsetzung'") genau nach Westen") im Zuge der „Alten Landstraße" die Limesstraße gewesen. Das ist deutlich aus dem Lageplan des Castrum und des Municipium Lauriacum und dem übrigen alten anfangs März 1912 bei einem Villenbau (Dürer-Holl) in Ennsdorf Nr. 84 eine Reihe von Urnengräbern an der nörd lichen dieser Straßen aufgedeckt, die in ihrer geradlinigen Fortsetzung gegen Albing „Alte Landstraße" hieß. Eine der großen Urnen enthielt außer Gebeinen eine große Glas schüssel, eine kleine kugelige Flasche, ein Lämpchen mit CRESCES und eine KB-Münze des Septimius Severus. Nur wenig, etwa 20 m, nördlich von dieser Stelle war schon im Herbste 1898 beim Grundausheben der benachbarten Villa Noske (Ennsdorf Nr. 73) ein Brandgrab gehoben worden mit einer zertrümmerten Urne, darin ein TerrasigillataKumpen obenauf, ein Lämpchen (FORTIS), ein Tonmodel mit einer figürlichen Darstellung und eine MB-Münze der jüngeren Faustina. Im Winter 1905/06 fand man ebenso gelegentlich eines Zubaues etwa 2 m nördlich davon ein Skelett und Urnenscherben und kurz darauf 2 Grablämpchen. Bei einem Zubau für die Gastwirtschaft bei der Haltestelle Ennsdorf, also in nordöstlicher Richtung und kaum 70 m von dieser Gräberreihe entfernt (Ennsdorf Nr. 71), wurde im Jahre 1904 in einem Grabe eine Urne, ein doppelt gehenkeltes Näpfchen und ein Aureus des Kaisers Aurelianus (270—275) gefunden. "*) Gerade beim Bürgerspitale wurde am äußeren Straßenrande beim Kilometerstein 20*0 beim Bau des großen Fernsprechkabels Wien—Passau im Sommer 1926 ganz deutlich die Schnittlinie der Bundesstraße mit der Limes straße beobachtet. Dort war auch zur Aufböschung des Randes der Bundesstraße der Grabstein eines Signifer in Verwendung. Beim Spital biegt nun die „Alte Landstraße" — Bundesstraße von Linz her vom Zuge der Limesstraße um den romanischen Kirchturm des Bürgerspitals aus der Wcstostrichtung nach Südost ab zum Schmiedberg zur Stadt Enns, seit die Stadt etwa seit lioo auf dem Ennsberge sich aus gebreitet hatte, die Liraesstraße unter der „Langen Gasse" hin gegen bog gerade vor deraBürgerspitalin den schnurgeraden Zug nach Ostnordost zum Fuß des Sankt Georgenberges hin ab. ") Es wäre möglich, daß einst eine keltische oder römische Straße in einem ganz kleinen Winkel von der westlichen Richtung abwich, den Kristeiner Bach 350 m südlicher als jetzt überquerte und in der Richtung gegen Samesleiten zog. Diese Vermutung drängt ein schnurgerader Hitzriegel auf, das ist das Welken zarter Ackersaaten in trockenen Frühjahren wegen zu seichter Ackerkrume auf wasserdurchlässigem Grunde, das von Anrainern mitunter in langgestreckten .Strichen beobachtet wird, die etwa gegenüber Kilometer I9'0 beginnen und gegen den Stadel first des Wirtschaftsgutes Kesselbauer in Kristein zielen. Straßennetze, besonders aber aus den sie allenthalben ■ begleitenden Begräbnisstätten und Reihengräber friedhöfen zu erkennen. Im Laurenzifelde im Winkel zwischen der Hinterseite des Legionslagers und der „Alten Landstraße" ist nun der Kern des Municipiums Lauriacum festgestellt'®), auch gegen über, südlich der Straße, sind Häusergruppen nach gewiesen. Häusergruppen scheinen aber etwa ^00m westlich vom Forum ganz aufzuhören, indem nur einzelne Kleinwohnhäuser unten am Abhänge der Bodenstufe standen'®). Von dort an, wo die „Alte 18) Durch die Grabungen Rndolf Eggers 1925, 1927 und Alexander Gaheis' seit 1929. Doch sind noch folgende Entdeckungen am Straßenrande bekannt. Bei Kilometer I9'85 liegt sehr seicht im Garten eine ausgedehnte mächtige, noch nicht untersuchte Heizanlage. Gegenüber am Südrande der „Alten Landstraße" am Eck nahe dem mittelalterlichen „Sundersiechenhause" (Leprosenheim) der Stadt Enns ist ein Gebäuderest mit weitem Mauergewölbe. Westlich davon genau bei Kilometer 19*7 der Bundesstraße, 20 m vom Rande der Alten Landstraße und 100 m westlich vom Sunder siechenhause, konnte 1920 A. Gaheis Gebäudereste an einer Gasse feststellen, die senkrecht zur Alten Landstraße ver läuft. Nördlich bei Kilometer I9"6 wurde im Jahre 1888 ein prächtiger Solidus des Kaisers Constantius II. aus der Münzstätte Roma mit dem Revers GLORIA REIPVBLICAE — VOT XXX MVLT XXXX gefunden. Beim Transfor matorgebäude der Starkstromleitung am Südrande der Alten Landstraße nächst Kilometer I9'6, wo gegenüber die Ver bindungsstraße vom Dekumantore her einmündet, deren Zug am Südrande der Alten Landstraße die Pfarrstraße von Volkersdorf, der sogenannte Mitterweg, fortsetzt, konnte R. Egger 1924 ein Wohngebäude nachweisen. Auch nach Westen hin liegen gegenüber Kilometer I9'4 Baureste. ") Nahe dem nördlichen Rande der Bundesstraße bei Kilometer I9'2 unten am Eck des Abfalles der Nieder terrasse nächst dem Markstein der Gemeindegrenze Enns— Lorch habe ich Heizröhrenziegel und andere Baureste ge funden. Auch zeigen sich mir alljährlich gegenüber Kilo meter I9"2 130 m vom Südrande der Alten Landstraße ent fernt am Rain des großen Ackers (Parz. Nr. 1149) reichlich ausgeackerte Reste eines Wohnhauses, wie Estrichstücke und Trümmer von Mauer-, Heiz- und Dachziegeln. In dieser Gegend fand ein Schüler gegen Ende September 1928 einen keltischen Goldstater. Die Fundstelle dieses sehr be achtenswerten Fundstückes ist am Feldraine der Acker Parz. Nr. 1137/38 nahe bei Kilometer ig'O 70 t» südlich der alten Straße. Es ist eine keltische Nachprägung eines Goldstaters Alexanders des Großen, die vollgewichtig und aus reinem Golde hergestellt ist und zur Probe bis zur Mitte durchgehauen ist. Vorderseite: Kopf der Pallas Athene mit korinthischem Helme rechtshin, derbe Arbeit, Rück seite: Nike mit Kranz und Dreizack, die Aufschrift: AAEZANAPOY. Dchm. Gew. i'^g.

107 io8 Landstraße" und neben ihr die Bundesstraße die Niederterrasse beim Kilometer I9'2 5 verlassen, ziehen sie aber knapp am Nordrande einer vom Eichberge hergeschobenen Bodenstufe weiter, die unter dem Straßenkörper der Bundesstraße ihren Abfall hat. Von Kilometer i8'8 an fällt die Bundes straße mit der „Alten Landstraße" zusammen und Abb. 54 Brandurnen aus der städtischen Schottergrube. verläßt die Stufe, die bei Koblinger etwas ansteigt, bei Kilometer i8'4, wo sie der Kristeiner Bach abgerundet hat. Die weit ausgedehnten Bauten für die große Zuckerfabrik selbst in der Ebene gegen den Kri steiner Bach von der Westbahn südlich der Ort schaft Einsiedl bis an die Bundesstraße vor Kristein hin, besonders in der Strecke Kilometer 18"6 bis i8"8, haben, wie nach den Erfahrungen über Fundplätze um Lauriacum zu erwarten war, außer den Gräbern an der Bundesstraße sonst gar keine Funde oder Baureste gebracht. Doch wurden vor Jahrzehnten jenseits der Bahn in Einsiedl selbst und östlich davon gegen die Teichtenhaus-Mühle Skelettgräber mit kleinen Urnen gefunden. Neben bei sei erwähnt, daß in der Schottergrube bei der einstigen Teichtenhaus-Mühle ein bronzezeitliches Hockergrab einer Frau mit zwei einfachen Arm ringen und einer keulenförmigen, schiefdurchbohrten Haarnadel geborgen wurde. Auch südwestlich des Dorfes Lorch und westlich des linken Lagertores sind zwei Plätze bekannt, wo vor einigen Jahr zehnten je 20 ärmliche Skelettgräber aufgegraben wurden. Doch diese Gräber gehören einer späteren Zeit an. Hingegen stammt aus der frühen Zeit die Leichenbrandstätte, die am 27. August 1930 mit einem Wasserleitungsgraben nächst der Einmündung der Bahnhofstraße in den Bahnhofvorplatz in I"50»t Tiefe durchfahren wurde. Die Stelle liegt 330 m westlich von der Westecke des Lagers und 230»» nord-nordwestlich von der St. Laurenzkirche. Es fanden sich vier wohlerhaltene Wasserkrüge aus rötlichgelbem Ton mit kugeligem Bauche, eine kleine Sigillatavase in Barbotinetechnik, einen lau fenden Hirsch und Hund in Efeuranken dar stellend, ein kleiner Bronzeschlüssel und noch Terrasigillatascherben. Auch unweit der Stelle wurden im Graben zahlreiche Tonscherben und eine MB-Münze Hadrians aufgelesen. In nächster Nähe der Tonkrüge lagen auch etliche Ziegel platten, von Holzkohlen und schmierigen, schwarzen Massen geschwärzt, sie gehörten also der Leichen verbrennungsstelle an. Ein kleiner älterer Begräbnis platz ist auch aus der nordöstlichen Umgebung des Legionslagers bekannt geworden, seit die städtische Schottergrube dort angelegt wurde. Als im Herbste 1904 am Bahneinschnitte in einer Entfernung von 500 m von der Porta praetoria nach Osten auf der Niederterrasse (Ackerparzelle Nr. 309/2) zuerst die Ackererde abgehoben wurde, stieß man auf das Gerippe eines sehr großen langschädligen Mannes, das wohl der spätrömischen Zeit angehörte. Die vielen römischen Eisengegenstände, wie Messer klingen, Schlüssel und Pfeilspitzen, ferner Münzen und auch Bronzefunde, wie eine runde Fibel mit Kreuzornament in durchbrochener Arbeit und ein Schlüssel, rühren von den nahen Wohnstätten her. Aber etwa 100 m nördlich davon gegen den Ab fall der Terrasse in die Ebene (in den Acker parzellen Nr. 309/2 und 347) wurden beim Fort schreiten derGrube wiederum Gräber,zumeistUrnenbrandgräber, aufgedeckt; die Urnen (Abb. 54), große wie kleine, weisen sie durch ihre Formen der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts zu. Ebenfalls aus früher, noch heidnischer Zeit sind etliche Gräber, die mitunter am inneren Rande des Stadtgrabens an der Südwestseite der Stadt überraschten. Haupt sächlich aus der" Gegend in der Mitte der süd westlichen Stadtmauer sind aus der inneren Graben böschung rechts neben dem Stiegenaufgang zur Pfarrgasse und auch in benachbarten Hausgärten, also innerhalb der Stadtmauer, Gräber aufgedeckt worden. Man fand in Bestattungsgräbern eiserne Nägel der Holzkistensärge, in anderen jedoch Urnen mit Leichenbrandbeisetzung, sonst auch Gefäße wie Trinkbecher, Krüge, Grablämpchen als Beigaben,

log HO ferner Riechölfläschchen, Fibeln und Münzen, wie des Drusus d. J., Domitian, Elagabalus, Trajan Decius, Tacitus u. a., also aus dem i.—3. Jahr hundert. Sicherlich waren seinerzeit die Gräber viel zahlreicher, bevor im Mittelalter seit 1195 aus der Lehne ein Stadtgraben ausgehoben und außen ein Wall davor angeschüttet worden war. Auch vom südlichen Ende dieses Stadtgrabens, des sogenannten Schulgrabens, sind aus den achtziger Jahren Funde von MB- und GB-Münzen bekannt, des Claudius I (aus dem Jahre 41), Hadrian, Commodus, die anscheinend auch von Brandgräbern herrühren. Innerhalb und an der Stadtmauer lag auch ein Brandgrab mit Gefäßen am Westende der Kaltenbrunner- oder Judengasse. Doch von einem mittelalterlichen Bauopfer stammt der noch voll ständige, schwarze, bauchige, urnenförmige Topf mit eingedrücktem Kreuzzeichen, der mit Knochen resten in ziemlicher Tiefe und schon sehr nahe dem Hauptplatze der Stadt Enns, also nahe der Kuppe der verbauten Stadtanhöhe, zutage trat, als in der Mauthausener- oder Frauengasse um 1887 ein mittelalterliches schmales Wohnhaus abgebrochen und der Erdaushub für das Haus Nr. 6 vorgenom men wurde. Am Nordende des langen nordwest lichen Stadtgrabens hinter dem letzten Hause der Mauthausenerstraße links, das im späten Mittelalter ein Spital des Johanniterordens war, wurden nach 1850 bei Einebnung des Stadtgrabens zu einem Garten etwa 15 Gräber aufgedeckt; ein Skelett grab war mit Steinen ummauert, ein anderes mit Ziegeln ausgemauert und mit großen Dachziegel platten gedeckt, die übrigen Gerippe lagen in bloßer Erde, an Funden sind etliche zierliche Fi beln bekannt^®). Diese Gräber scheinen zufolge der Ausmauerung etwa aus der späten Zeit des 4. Jahrhunderts zu stammen®^). Sie sind von Friedrich Kenner im Archiv f. österr. Gesch., 29. Bd. 1863 S. 213 verzeichnet. Mit der tatsächlichen Auffindung älterer römischer Gräber auf der Anhöhe der Stadt Enns verträgt sich den noch auch die Annahme, daß das keltische Oppidum Lauriacum dort einst angelegt war, aber dann dem Erdboden gleichgemacht werden mußte, als das vespasianische Truppen lager oder das Legionslager errichtet wurde. In der spät römischen Zeit etwa von 300 an war die Anhöhe sicher auch mit einer Wohnsiedlung bebaut, wie aus Bauresten nachzuweisen ist, so aus zahlreichen spätrömischen Ziegeln zweier verschiedener Marken und Geschirrscherben beimNeuSowie durch Grabungen die Lage der bürger lichen Stadt Lauriacum, die aus gelegentlichen Funden früher nur vermutet werden konnte, ein deutig festgestellt ist, so hat also auch die Bau tätigkeit des letzten Jahrzehntes und die Zusam menfassung früherer Funde die Kenntnisse über Wohnsiedlungen und Anlagen im Weichbilde von Lauriacum wesentlich bereichert, mancher Strich auf dem Lageplan ist sicherer und klarer geworden. r n I I I I T I' I' r i h 111111 i-H Abb. 55 Quer- und Längsschnitt durch die Grabkammer. Als ein Denkmal für sich wird hier anhangs weise die oben Sp. 90 bereits erwähnte Grabkammer besprochen; vgl. Abb. 55. Als für den Bau der Gastwirtschaft der Zucker fabrik bei Enns an der Bundesstraße vor Kristein der Erdaushub vorgenommen wurde, stießen die Arbeiter am 21. Mai 1930 in i*20 m Tiefe auf ein festgefügtes Ziegelgewölbe über einem ummauerten bau der Klosterkirche im Jahre 1894 am Südende der Stadt und durch ein Hypokaustum mit Gewölbesäulen am Nordwesteck im Hofe des alten Johanniterspitals in der Mauthausenerstraße Nr. 9 vor etwa 5 ^ Jahrzehnten. Vorläufig sind die Beweise noch sehr gering an Zahl, weil in der mittelalterlichen Stadtanlage fast keine tiefgehenden Aufgrabungen gemacht oder Neubauten aufgeführt werden.

111 112 kleinen Hohlräume. Die Stelle liegt etwa 1*3 km westlich vom mittelalterlichen Bürgerspitale der Stadt Enns^^). Es handelt sich um eine aus Ziegeln sehr sorgfältig erbaute und bis zur Entdeckung ungestörte unterirdische Grabkammer. Vier senkrechte Wände von 0*go m Höhe um schließen einen länglichen Raum von 2'35 m Länge und i'X7fM Breite in Ost-West-Richtung. Der Boden ist mit Ziegelplatten von 0'2t bis 0*28 m im Geviert gepflastert. Die schmalen Stirnwände schließen jedoch nicht in o'QO m Höhe gleich wie die Seitenwände ab, sondern sind noch in einem kleinen gemauerten Bogen weitergeführt, der sich mit 0*40 m Pfeilhöhe in der Breite von i"i7 m spannt, entsprechend dem die Kammer von oben her abschließenden flachen Tonnengewölbe. Die Innenwände des Raumes, ausgenommen die Laibung des Gewölbes, sind glatt mit Weißkalkmörtel ver putzt^®). Die aufrecht stehenden Mauern, die nur ganz wenig unter die Bodenfläche der Kammer gründen, sind unten annähernd 0'40 m dick, nach etwa der halben Höhe auf 0-35 nt verjüngt. Sie sind fast durchwegs aus Plattenziegeln von 0*26 bis 0'28 m im Geviert und 0-03 m Dicke und auch aus Wölbziegeln ausgeführt, die eine Größe von 0"2I m : 0'i45 m haben und 0*035 m an der dickeren, 0*025 der schwächeren Längsseite messen. Dabei wechselt in einer Ziegelschar eine Platte samt einem außen ergänzenden Bruchstücke mit zwei nebeneinander längsgelegten Wölbziegeln. Die Ziegel jeder höheren Schar decken, mit reich lich Weißkalkmörtel aufgelegt, die Zwischenfugen in der darunter liegenden Schar. Auch in den Ecken sind die Ziegel der zusammenstoßenden Mauern im Bunde. 22) Genauer go m westlich vom Straßenkilometerstein 18*8 der Bundesstraße nächst der Einsiedler Grenzstraße zwischen Lorch und Kristein schief gegenüber dem alten Wegeinräumerhause. Das Südwesteck der Gastwirtschaft, das in den unterirdischen Bau einschneidet, hat l^m Abstand vom nördlichen Rand der Bundesstraßendecke. Dank der raschen Verständigung des Museums durch die Bauleitung Pickert und Eysert konnte Schuldirektor Hans Kohlberger sogleich die weitere Aufdeckung vornehmen lassen und der bewählte Ausgräber Franz Mayr den Bau in seinen Einzel heiten baufachkundig untersuchen und ausmessen. Gemeinsam mit ihm habe ich nochmals den Gruftbau untersucht. 22) Die feuchten Wände erschienen allerdings ziegelrot gefärbelt, doch nur infolge des von den Ziegeln abgeschlemraten Ziegelpulvers. Das Pflaster, das in reichlichen Weißkalkmörtel auf den geebneten Boden innerhalb der vier Wände versetzt ist, beginnt an einer Stirnwand mit einer Schar von vier ganzen Platten; die in der zweiten Schar wechseln die Lage und somit die Fugen, und so fort; in der Länge sind acht Scharen und eine durch Abhacken eingepaßte Schar benötigt. Das Pflaster war nicht mit der Wasserwage gelegt, sondern ist leicht zur südlichen Längswand geneigt. Das Gewölbe war von außenher aufgesetzt worden. Zu dem Zwecke waren bei der Ausführung sechs Bretter von etwa 0*03 m Dicke und 0*24 m Breite als Verschalung von der Bogenrundung der einen Stirnwand zu der anderen nebeneinander aufgelegt, so daß sie etwa 0*15 bis 0*18 »« auf jedem Bogen auflagen und die seitlichen Bretter auch noch mit dem äußeren abgefrästen Rande auf der Innenkante etwa 0*05 m breit sich aufstützten. Die Laibung des Tonnengewölbes ist demnach etwas weiter als der bogenförmig gemauerte An satz auf der Stirnmauer und hat also etwa 1*27 m Spannweite und 0*42 m Pfeilhöhe. Bei der Aus führung des Gewölbes wurde auf dem Ansätze der Stirnmauer und auf den Brettern Mörtel gezogen, um die Bretter bogenförmig für das Gewölbe ab zugleichen. Gewölbt ist worden mit keilförmigen Ziegeln in der Größe von 0*2I 0*145 w und 0*035 2u 0*025 m Dicke an den Längsseiten. Zuerst wurde auf der einen Längsseite eine Schar Wölb ziegel, die sogenannten Anfänger, nach der ganzen Länge des Baues bis etwa 0*05 m über die Stirn wände hinaus auf die Gleiche der Längsmauer gelegt und an das unterste Brett und die Ansätze der Stirnmauern angestoßen, mit Fugenwechsel eine zweite Schar darauf, und so fort etwa zehn Längs scharen im Gewölbebunde, wobei natürlich die Enden der Scharen mit Bruchstücken von Ziegeln eingestückelt wurden, desgleichen geschah dann auf der anderen Längsseite, zum Schließen des Gewölbes wurden die Wölbziegel und der Mörtel so gewählt, daß am Scheitel eine einzige Ziegel schar als Schlußsteine eingekeilt werden konnte. Durch den Fugenwechsel sind die Ziegel fest ge bunden, das Gewölbe hat trotz der großen Last des Erdreiches darüber nirgends nachgegeben. Die abgeglichenen Längsmauern hatten als Widerlager den schräg nach außen gerichteten Druck des Ge wölbes aufzunehmen. Die Verwendung von Wölb-

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