ben. Du kannst den ganzen Tag auch liegen bleiben und es ist auch egal. Und das ist die Ge fahr da. Aber andererseits, wenn wieder Zwang dahintersteckt, dann sind wir wieder in der Psychiatrie. Ich hab es wieder und wieder probiert ohne Medikamente, aber es geht nicht. Ich bin am gleichen Stand geblieben, mit Versuchen zwischendurch. Aber da bin ich abge stürzt. Dann kommen die Halluzinationen stärker, positive und negative. Das kommt ganz auf die Musik drauf an. Gute Musik ist zum Beispiel die klassische Sitar-Musik, dann sind die Stimmen auch positiv. Aber wehe, es ist eine falsche Musik, dann geht's mir sauschlecht. Dann sind Rocker da im Zimmer und Zuhälter. Und so Männer mit schwarzen Kapuzen und Kerzen. Und Kobras sind im Zimmer, Schlangen, und die kommen dort unter dem Ka sten hervorgekrochen. Und der außerirdische Arzt in meinen Halluzinationen sagt: Das ist ja alles Blödsinn! Und ich bin ja da. Er paßt auf mich auf. Und die Irdischen versagen da. Es gibt da ein Wahnsystem. Wenn mir die Irdischen nicht helfen können, dann erfinde ich mir eine eigene Hilfe. Und das muß so sein. Wenn ich jetzt Musik einschalte, und ich nehme keine Tabletten, dann läuft der Film, den ich sehe, irrsinnig schnell ab. Die Gestalten fangen zu tanzen an mit der Musik. Je schneller die Musik wird, umso schneller bewegen sich die Gestalten.' Und durchs Dapotum (ein Me dikament, Anm.) wird dieser Ablauf verlangsamt. Ich glaub, man kann schon gesund wer den. Was ich sagen will: Dapotum kommt von der Erde. Wenn mir jetzt der Arzt sagt, ich soll Dapotum nehmen, dann spür ich keinen Hintergedanken. Das muß nicht immer sein. Aber ich schaff mir eine eigene Philosophie und sag, Dapotum kommt von der Erde. Es ist zwar eine chemische Verbindung, aber der Planet Erde kann dir helfen. Dapotum kommt von der Erde. Was ich der Psychiatrie anrechne, ist das Dapotum, daß es das gibt. Schübe sind schon arg. Trotzdem versuche ich immer wieder, das Dapotum abzubauen, es geht aber nicht ganz. Die Möglichkeit wär, daß ich wieder auf die Kunsthochschule ginge in Linz. Daß ich ein Stipendium bekäme, um das Studium fortzusetzen. Ich brauchte ca. zwanzig gute Bilder, wo ich mich ein bißchen anstrengen müßte. Jetzt bekomme ich im Monat 1800 Schilling. 800 Schilling brauch ich nur für das Rauchen und für den Kaffee. Kaffee und Rauchen muß ich unbedingt haben. Gestern hab ich zum Beispiel Depressionen gehabt, den ganzen Tag, ganz arg. Da hat das ganze Zimmer nichts genutzt. Ich hab mir gedacht: Was mach ich eigentlich den ganzen Tag? Ich sitz herum, ich rauch, ich trink Kaffee. Dann hab ich mir gedacht, ich tu irgend etwas töpfern .. . Das ist ja das Unterentwickelte in dem Haus, da sitzen alle herum, weißt. Ich bin ja derselbe. Und ich möcht ausbrechen aus dem System. Ich bin ja immer der erste, der auf ist. Ich sitz oben, trink meinen Kaffee, alle liegen noch im Bett — das macht mich so fertig! Vielleicht sollten Bedingungen gestellt werden in dem Haus? Weißt, Bedingungen. VVeil wenn das ein Übergangsheim ist, dann müßte man das auch ausnützen als Übergangsheim. Der Peter, der geht nie einkaufen. Ich geh wenigstens einkaufen, das ist schon ein bißchen was. Es müßten Spaziergänge gemacht werden, ausdauernde Spaziergänge. Oder Schwim men. Wir haben halt das Pech, weil wir die ersten sind, vermutlich, mit der Zeit wird man schon draufkommen, glaub ich, was da falsch gemacht wird. Ich hab schon etwas zu kritisieren an dem Haus. Es ist zwar viel besser als drinnen in der Klinik. Aber es paßt mir vieles nicht. Ich kann aber auch wieder nicht kritisieren. Denn von den Betreuern kann ich auch nicht erwarten, daß sie mich aufwecken. Du gehst auf alle Fälle unter, wenn du nicht selbst auf paßt. Weil du liegst immer im Bett . . . Das ist ja das positive in der Klinik, daß man um sechs Uhr aufstehen muß. Aber es ist keine Freiheit dabei, das ist ja das Blöde. Schau, ich wär so glücklich, wenn eine Werkstätte da wär, wo ich arbeiten gehen könnte in Linz. Ich verdiente mein Geld. Vielleicht nicht vollwertig, vielleicht bin ich kein vollwerti72
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