Landstrich 1983, Nr. 3, Widerstand

Gedanken einer Schizophrenen Frau Moser ist an Schizophrenie erkrankt. Gemeinsam mit ihrer Mutter bewirtschaftete sie eine kleine Landwirtschaft in einem Innviertier Dorf. Von einem Bauer aus der Umgebung hatte sie ein außereheliches Kind. Als sie dieses zu vernachlässigen begann, wurde es in ei nem Kinderheim untergebracht. In seiner Entwicklung etwas zurückgeblieben, holte es dort rasch auf und wurde auf einen Adoptionsplatz vermittelt. Frau Moser ist entmündigt. Der Bürgermeister der Gemeinde, zu dem das Dorf gehört, ist ihr Vormund. Da Frau Moser auch nicht mehr in der Lage war, die Landwirtschaft zu ver sorgen, wuchsen ihr die Schulden über den Kopf. Es wurden deshalb Gegenstände aus dem Flaus gepfändet. Die Nachricht über Entmündigungen und Pfändungen wird öffentlich auf der Gemeindetäfel ausgehängt. Frau Moser weiß nicht, daß ihr Kind nicht mehr im Kinderheim ist. Sie schickte ihm mehr mals Pakete mit fast unbrauchbaren Gegenständen. In diesen Paketen befanden sich, auf Bierblockzettel geschrieben, nachstehende Gedanken und Mitteilungen, in denen sich die Sorgen um das Kind, die Verbitterung über die Entmündigung und die für sie unverständli chen Pfändungen laufend überschneiden: Wir können kein Holz mehr brennen nur grünes Holz (kalte Zimmer) Moser hatte Pech Sie bekam das große Bauernhaus nicht ein VW machte sie arm mit einem Schlüssel von Moser Pepi heute Samstag November schneite es den ganzen Vormittag Hast Du dort einen Schnee Dazu brauchst Schlitten Ski alles mußt Du immer vergessen und verzichten Hast im Zimmer einen Fernseher Wieso so arm ? Durch den Bürgermeister Lagerhausbesitzer wird der Moser alles abgemeldet u. weggenommen Bist wirklich glücklich? Josef Moser Schicke die alten Stiefel zurück Den schönen Linzer Katalog nahm mir eine weg (Quelle) Deine Mutti Josef Moser war sicher Sie könnte Dich im Herbst sehen u. besuchen Aber es kam anders wer anderer nahm Ihr die Freude weg Es hätten nie Trambach Sieger sein sollen 62

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