Landstrich 1983, Nr. 3, Widerstand

Widerstand und Bildhauerei Sepp Auer Den Begriff Widerstand mit Bildhauerei zu verbinden, ist grundsätzlich nicht schwierig. Zu nächst und am augenfälligsten setzt das zu bearbeitende Material dem Künstler Widerstand entgegen. Trotz der enormen Begriffserweiterung in den künstlerischen Disziplinen suchen noch viele Künstler dieses Erlebnis; Gedanken, eine Vorstellung, einen Entwurf im gewählten Material zu realisieren, dem Dialog zwischen Eigengesetzlichkeit des Materials und der Formvorstel lung des Plastikers zu folgen und so letztlich eine Einheit zu schaffen. Eine weitere Erfahrung wäre, den Widerstand des Materials als Inhalt zu sehen, jene forma len Ergebnisse sichtbar im Verformungsprozeß, jenen optischen Widerstand oder physische Belastbarkeit als plastisches Ereignis darzustellen. Die mögliche Erkenntnis, Kunst, die von der Gesellschaft bereits angenommen und somit verdaut wurde, verliere an Aussagekraft, zwingt zur Neuschöpfung. Interpretationsbedürf nis einer neuen Erfahrung oder die Gefahr des Sich-Wiederholens führt auch zu Neuerun gen. Der Künstler widersteht dem Geläufigen, die historische Erfahrung dient mehr zur Überprüfung des Neuen, Bekanntes wird teilweise oder ganz verweigert. Der Künstler leistet Widerstand. Der Widerstand ist ein Akt der Stärke; der spürbare Widerstand in der historischen Situa tion ist ein Teil der Wertigkeit der Arbeit. Wien, Dezember 1981 Sepp Auer, Bildhauer 51

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