sie sich total diesen pseudoobjektiven Kriterien. Sie wollen einzuordnen sein. Die Litera tur, die Literaten müssen sich viel mehr mit dem Süden verbinden. Sie sind eigentlich der Süden im Norden. Das sind so die illustren Figuren. Man kann sie gerade noch brauchen . .. H: Man läßt ihnen Narrenfreiheit, die sehr kostbar sein kann, wenn der Literat den Süden in sich hält und zum Ausdruck bringt. F: Das ist die einzige Chance, die wir haben. H: Wie glaubt ein Literat, der aus dem Süden zurückkehrt, den Süden in sich entwickelt hat oder zu entwickeln beginnt, wie glaubt der, daß er im Bereich des Nordens, dem er ja zwangsläufig angehört, diesen Süden wirksam machen kann, am Leben erhalten kann? F: Es gibt schon ein paar konkrete Sachen. Man kann die Vorurteile gegenüber dem Süden etwas entschärfen. Man kann einigen die Augen öffnen. Darum gehts mir zunächst, daß die se eingeredete Angst und Scheu genommen wird. Das ist ein ganz anderer Blick. Mich hat das auch selbst verblüfft. Man denkt, das ist so kleinlich, alles was die haben. Da flicken sie an irgendwelchen Dingen herum. Das ist nicht so beeindruckend wie bei uns. Ich hab aber kapiert, daß die leben können. H: Dieses Lebensgefühl ist oft intensiver und kraftvoller, als es bei uns sein kann. F: Bei uns kann man nur mit Aktivität überleben. Aber wenn man sich dann sagt, soviel Lebenszeit hab ich zur Verfügung . . . H; Was ist so ein Aktivitätsgebot angesichts des Todes. F: Es ist geschickt geregelt. Der Tod ist weg. Keiner hat mehr die Möglichkeit, das zu sagen am Schluß. Man stirbt ja allein. Man hat auch die Philosophie weggehaut, die erkannt hat, wie wir das Leben nützen können. Es wird einem ja nur noch ein Minimalbereich zugestan den. Es ist momentan gar nicht so einfach, weil viel Dinge einbrechen. Die Menschen sind untergegangen. Dieses Wohlstandsgefasel. Es ist für mich eine Erholung, wenn ich nach Italien runterfahr, weiter runter, weil ich hör dann den ganzen Tag nicht, daß von Energie geredet wird. Bei uns gibt es keine Nachrichtensendung, nichts, wo nicht von Energie die Rede ist. Was hat das mit einem Leben zu tun? Natürlich braucht man das auch. Aber das wird alles nur mehr in so ungeheuren Dimensionen gemessen, daß die Leute sowieso weg sind davon. Da ist die Literatur noch weit hinten dran, um das zu erfassen, was da eigent lich los ist. Aber dazu muß man zuerst einmal das Tempo verringern. Die besten Bücher, die früher geschrieben worden sind — manche haben ungemein lang an ihren Sachen gear beitet. Das ist jetzt völlig aus der Mode gekommen. Wenn Verlage ein bißchen Ahnung von Literatur hätten, auch von dem, was die Leute hervorbringen können. Sie könnten das so gar ökonomisch kalkulieren. Aber sie haben kein Vertrauen. Daß sie sagen, Moment, wir möchten jetzt nichts von Ihnen, setzen Sie sich da irgendwo hin und lassen Sie sich Zeit. Man kann auf die Literaturgeschichte zurückgreifen. Wenn man sieht, wie heute geschrie ben wird, muß man Konsequenzen daraus ziehen. 44
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