Landstrich 1983, Nr. 3, Widerstand

gentlich nur mehr das Allernotwendigste. "Schönes Wetter heute", "Noch ein Bier, der Herr?" oder "Guten Appetit wünsche ich", damit komme ein Mensch aus; sie als Wirtir jedenfalls. Sie streckte die Hand aus, tabakbefleckt, schmutzig, und zündete sich eine neue Zigarette an. Warum bist du hergekommen? fragte sie dann. Ich weiß nicht, sagte ich, ich mußte einfach wieder einmal her... Sie nickte. So geht es allen, sagte sie, es läßt keinen los! Sie sog nachdenklich am Mundstück ihrer Zigarette. Du rauchst zuviel, sagte ich. Ihr graues, faltiges Gesicht wurde hart. Das ist das einzige, was mir geblieben ist, sagte sie heiser. Mein Mann ist tot, bei einem Autounfall verunglückt . .. Und mein Sohn ist bei ei ner Bergtour abgestürzt, vor drei Jahren ... Er war knapp zwanzig . . . Sein Leichnam ist nie gefunden worden ... Ist es nicht fürchterlich, so jung zu sterben? Trotzdem, setzte sie nach einer Pause hinzu, es ist ein Land, geeignet für Liebe . . . Wir sterben, sagte die erd graue Wirtin. Das Land stirbt nie. 98

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