55 Waldreichs ziehen wollte, aber 1539 kamen beide Dörfer wieder an das Landgericht Ottenstein. Das restliche Drittel des Landgerichts war seit 1593 bei der Herrschaft Wildberg, seit 1597 bei Allentsteig und wurde erst 1684 zu der Herrschaft Ottenstein gekauft.64 Melchior erlegte am 19. Mai 153665 im Schloss Waldreichs als erste Rate für die Kaufsumme 10.000 fl rhein., und erhielt vom Verkäufer eine Quittung.66 Zur Aufbringung der Kaufsumme hatten Melchiors Bruder Josef von Lamberg zu Schneeberg und sein Neffe Christof von Lamberg, Domherr zu Salzburg, zwei Drittel beigesteuert. Melchior verlegte seinen Stammsitz in das Waldviertel und versuchte, seinen Besitz auszudehnen. Im Jahr 1536 schloss Melchior mit Stodalik von Waldreichs einen Vergleich wegen einiger Untertanen, erwarb von ihm 1539 einige Güter und Zehente zu Niedernplebach, 1540 die Fischerei auf dem Kamp und weitere Güter und Zehente in dieser Gegend. 1539 vereinbarte Melchior mit den Gerhaben des Eustach Stodoligk, Sebastian Hager zu Allentsteig und Wolf A.than von der Goldburg zur Murstetten, dass die Herrschaft Ottenstein das Landgericht über Klein-Motten und Brugg (Gem. Döllersheim, Bez. Zwettl) ausübe. Bedingung war, dass die gefangenen Verbrecher beim Falltor ausgeliefert wurden. Gemeint war sicherlich der Falltorstein am Dorfausgang nach Döllersheim, der sich heute im Landesmuseum St. Pölten befindet. Außerdem wurde vereinbart, dass Gülten und Zehente zu Niedernplepach, die dem Stodoligk versetzt waren, dem neuen Besitzer zufielen, dass der Herrschaft die Fischweide im Kamp bis zum Dobrabach zustünde, dass Ersatz für die widerrechtlich entfernte steinerne Schneckenstiege, für das Bräuzeug und Hausgerät zu leisten sei und dass wegen der dem Abt von Altenburg vertauschten Holden in Heinreichs ein Wechselbrief ausgefertigt werden solle. Am 25. Jänner 1541 kaufte Melchior von Wilhelm Pernstorffer zum Poppen Gülten in Söllitz, die der Kirche in Oberndorf dienten, mit Steuer und Robot aber der Herrschaft Ottenstein abgabepflichtig waren.67 Herrschaft Stockern geerbt Melchiors Gemahlin Anna Maria erbte 1541 von ihrer Mutter das Schloss und die Herrschaft Stockern, die sie Melchior zubrachte. Am 22. Mai 1545 wies Ernst, Herzog von Ober- und Niederbayern, Pfalzgraf bei Rhein, Erzbischof von Salzburg, seinen „Hofmeister“ zu Traismauer und Arnstorf/Hofarnsdorf, Melchior Freiherrn von Lamberg an, die von der nö. Kammer verlangte Türkenhilfe (3 Pferde auf einen Monat) vom erzbischöflichen Umgeld zu Tulln zu leisten, obwohl das Erzstift hierzu nicht verpflichtet war. In der Ahnengalerie des Schlosses Ottenstein hingen früher Bilder von Melchior und seiner Frau, die von Hans I. Schopfer stammen. Das erste Bild trug eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Beschriftung: „Melchior von Lamberg, Frey Herr zu Orttenegg und Ottenstein 64 Schlossarchiv Ottenstein; Grund/Giannoni, Die Landgerichtskarte NÖ, in: Erläuterungen zum hist. Atlas d. öst. Alpenländer, Wien 1910, 72; Rolleder, 42 65 Bauer, Ottenstein, 5, hingegen gibt den 19. Mai an 66 NÖLA, HA Lamberg, Urk 99 67 Ernst Werner Techow, Die alte Heimat, Berlin 1942, 108, 236
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