Hans Stögmüller - Lamberg, Band II

11 Vorwort Band I Obwohl das Adelsgeschlecht Lamberg eine der ältesten und bedeutendsten Familien der Österreichisch-ungarischen Monarchie war, ist es in der Öffentlichkeit weit weniger bekannt als die gleich bedeutenden Familien Esterhazy, Harrach, Liechtenstein, Schwarzenberg, Starhemberg oder Trauttmansdorff. Einer der Gründe ist vermutlich: Es gab es bislang keine gedruckte ausführliche Familiengeschichte. Roman Sandgruber stellte fest, dass die Lamberg, obwohl nach 1918 die größten privaten Grundbesitzer auf dem Gebiet der neu entstandenen Republik Österreich, in Darstellungen zur Geschichte des österreichischen Adels im 20. Jahrhundert in der Regel nicht vorkommen. Schuld daran seien u.a. die Arbeiten von Gudula Walterskirchen zum Adel in der Republik, auf die sich Hannes Stekl vornehmlich stützt und die die Lamberg weder als Vertreter des Adels noch in ihrem Verstrickungen und Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus eine Erwähnung wert befinden. Auch für die von Oliver Rathkolb erstellte Studie über die aus der NS-Herrschaft resultierenden Flächenzuwächse der Österreichischen Bundesforste sind die Lamberg kein erwähnenswertes Thema, obwohl der Großteil der bundesforstlichen Besitzzugewinne aus der NS-Zeit Lamberg-Eigentum darstellte.1 Neben vielen Aufsätzen und Broschüren über die Familie Lamberg wurden bisher nur drei Vertreter des Adelsgeschlechtes in Buchform gewürdigt. Im Vordergrund stehen die zwei Fürstbischöfe von Passau. Franz Niedermayer beschäftigte sich mit „Johann Philipp von Lamberg, Fürstbischof von Passau (1651-1712)“, erschienen 1938 im Kommissionsverlag Paul Egger (vorm. Gg. Kleiter) in Passau (Deutschland). Das Buch umfasst 218 Seiten. Wesentlich umfangreicher ist das Werk von Rudolf Weiß mit dem Titel „Das Bistum Passau unter Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg (1723-1761). Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kryptoprotestantismus in Oberösterreich“. Es erschien 1979 im Eos Verlag St. Ottilien (Deutschland) und umfasst 502 Seiten. Ein Prachtwerk ist das Buch von Friedrich Polleroß mit dem Titel „Die Kunst der Diplomatie. Auf den Spuren des kaiserlichen Botschafters Leopold Joseph Graf von Lamberg (16531706)“, das 2010 im Michael Imhof-Verlag in Petersberg (Deutschland) erschienen ist. Es hat 608 Seiten und ist überaus reich bebildert. Das Buch bietet anhand der Biographie des Botschafters Leopold Joseph von Lamberg einen Überblick über die Rolle der Kunst im Rahmen der europäischen Diplomatie des 17. Und frühen 18. Jahrhunderts. Ein mehrere tausend Seiten umfassendes Tagebuch, ein Verzeichnis der Ausgaben und die Briefe Lambergs an seine Vorgesetzten bildeten die wichtigsten Quellen für die Darstellung dieser römischen Epoche. 1 Roman Sandgruber, Die Lambergsche Herrschaft Ottenstein und der Truppenübungsplatz Döllersheim, in: Das Waldviertel, Heft 2, 2012; Gudula Walterskirchen, Adel in Österreich im 20. Jh., Diss. Wien 1999; Hannes Stekl, Österreichs Adel im 20. Jh., in: Günther Schulz/Markus A. Denzel (Hg.), Deutscher Adel im 19. Und 20. Jh. (= Büdinger Forschungenzur Sozialgeschichte 2002 und 2003, St. Katharinen 2004); Oliver Rathkolb/Maria Wirth/Michael Wladika/Vera Ahamer, Die „Reichsforste“ in Österreich 1838-1945: Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung. Studie im Auftrag der ÖBF AG, Wien 2010

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