Hans Stögmüller - Lamberg, Band II

140 Seit 1523 war Josef Landesverweser (Stellvertreter des Landeshauptmannes). Als 1529 der Landeshauptmann von Krain, Johann von Auersperg, auf einer Reise nach Wien spurlos verschwand, verwaltete Josef die Landeshauptmannschaft. Da nun in den benachbarten Ländern, in der Obersteiermark und Kärnten, der Aufruhr der Bauern neuerdings einsetzte, hatte er durch den Befehl an alle Edelleute, persönlich mit ihren Scharen ins Feld zu ziehen, so kräftige Vorkehrungen getroffen, dass es diesmal in Krain ruhig blieb und er selbst den genannten Ländern Hilfe senden konnte. Die Reise nach Konstantinopel Kaiser Karl, aus Spanien zurück gekehrt, hielt 1530 einen Reichstag zu Regensburg. Von dort wurden Josef von Lamberg und Niklas Jurischitz, nachmaliger Landeshauptmann in Krain, als Gesandte an die „ottomanische Pforte“ geschickt, an den Hof des Sultans Süleyman, genannt der „Gesetzgeber“ oder der „Prächtige“. Über die Reise berichtete ihr Dolmetscher Benedict Curipeschitz im „Itinerarium oder Wegrayß Küniglich Mayestät potschafft gen Constantinopel zudem Türckischen Kaiser Soleyman. Anno 1530“. Herausgegeben wurde die Schrift von E. Gräfin von Lamberg-Schwarzenberg in Innsbruck 1910.6 Im Herbst 1530 empfing der Großwesir Ibrahim Pasa (+ 1536) in Istanbul die zwei Gesandten. Sie hatten den Auftrag, Friedensverhandlungen zu führen und für König Ferdinand I. die Anerkennung als König von Ungarn von Seiten Sultan Süleymans zu erreichen. Ibrahim lehnte dieses Ansinnen ab und forderte im Gegenzug den Verzicht Ferdinands auf Ungarn. Diese Sachlage wird König Ferdinand in einem aufwendig und prächtig gestalteten Großwesir-Staatsschreiben mitgeteilt.7 Von der Reise nach Konstantinopel/Istanbul kehrten die Botschafter Anfang des folgenden Jahres wieder nach Linz zurück. Josef schrieb seine Erlebnisse in Reimform in sein Tagebuch, das Valvasor abdruckte: „Von dann mich I. kaiserl. Majestät In die Türkhay geschickt hat, Samt Herrn Niklassen Juritschitz. Ich that es aus kainem Fürwitz, Sondern auf kaiserl. Majt. Begern, Gemeiner Christenheit zu Nutz und Ehren. Botschaftsweise wurden wir Abgefertigt auf deutsche Manier Ehrlich mit viel guten Leuten. Von dannen thäten wir reiten Gen Constantinopel in die Stadt Da uns der türkische Kaiser empfangen hat. Wie sich die Reiß allenthalben Zugetragen und es ergangen Zu Constantinopel und wieder heim, Ist offenbar und nit geheim, Sondern in Geschriften und im Truck. Darin findt man vil seltzamer Stuck etc. Am Ascher Mittwoch im 31ten Jahr Kam ich gen Lintz wieder dar Zur kaiserl. Majt. Etc.“8 Josef verblieb nun bei Ferdinand, der mittlerweile zum römischen König gewählt worden war, in seinen vorigen Ämtern, zu denen ihm 1531 noch das Hofmarschall-Amt übertragen wurde. 1532 schickte ihn der Kaiser mit Graf Leonardo von Nogarola abermals zum Sultan 6 Österreichisch-bosnische Beziehungen, Bd. 2, hrsg. Von G. Neweklowsky, Klagenfurt 1997; Wolfgang Geier, Russische Kulturgeschichte in diplomatischen Reiseberichten aus vier Jahrhunderten, Wiesbaden 2004, 40 7 Edwin Paul Wieringa, Die Wunder der Schöpfung. Handschriften der Bayrischen Staatsbibliothek, München 2010 8 Franz Bernhard Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdianand I., Bd. 9, Wien 1838, 59

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