Hans Stögmüller - Lamberg, Band II

134 Zu dieser Tätigkeit war Leopold Karl gekommen, weil 1743 die Stände Krains sich in Wien beklagten, dass der Wegrobot auf den Kommerzialstraßen allzu schwer auf ihren untertänigen Bauern laste und man deshalb eine andere Form der Straßenerhaltung finden müsse. Sie erhielten die Antwort, dass durch die Einführung einer Straßenabgabe anstelle des Robot die Last der Untertanen erleichtert werden könne. Nun fehlte ihnen nur noch ein Pächter. 1746 fanden sie ihn in Leopold Karl Graf von Lamberg, der im selben Jahr zum „Ober-Weg-Direktor“ in Krain ernannt wurde, was Maria Theresia am 8. März 1747 bestätigte. Der erste Pachtvertrag mit Graf von Lamberg wurde über sieben Jahre abgeschlossen, also bis einschließlich 1752. Er betraf alle Kommerzialstraßen in Krain, also vor allem die „Triester Straße“ von der damaligen steirischen Grenze bei Franz bis zum Wegdistrikt des Grafen Petazzi bei Prewald, ebenso deren Abzweigungen von Adelsberg bis an die Grenze des Fiumaner Territoriums und von Prewald an die Grenze zu Görz bei Haidenschaft/Ajdovscina. Dann die von Laibach über Krainburg und den Loiblpass nach Kärnten sowie von dieser abzweigend über Aßling/Jesenice und den Wurzenpass nach Kärnten. Insgesamt betrug die Strecke dieser Straßen 45 Meilen oder 340 Kilometer. Als „Ober-Weg-Direktor“ und Pächter vereinte Lamberg zwei Funktionen in einer Hand: Er konnte bestimmen, wann, wo und wie an den Straßen zu arbeiten war, und er konnte über alle dem Straßenwesen gewidmeten Mittel verfügen, ohne der Ständeversammlung eine Rechenschaft abgeben zu müssen. Wie Lamberg auf seine Kosten kam, das berechnete Franz Freiherr von Raigersfeld, der zur ständischen Verwaltung gehörte und freilich kein Freund Lambergs war, zum Ende des Pachtvertrages. Demnach erhielt Leopold Karl von den etwa 13.000 Wegrobot-pflichtigen Bauern ein „Sublevationsgeld“59 von 1 fl 30 kr. pro Jahr, in sieben Jahren also 136.500 fl. Die Mauteinnahmen und der Beitrag der Hofkammer durch die Banco-Administration wurden mit 10.000 fl jährlich berechnet. Auf der Einnahmenseite ergaben sich in sieben Jahren demnach insgesamt 206.500 fl. An Ausgaben veranschlagte Lamberg 22.996 fl pro Jahr, also in sieben Jahren 160.972 fl. Damit ergibt sich ein Saldo von 45.528 fl. Kein Wunder, dass sich Leopold Karl 1752 ein Schloss mit dem Namen „Leopoldsruhe/Cekinov grad“ (im Tivolipark, Gem. Laibach/Ljubljana) bauen konnte. Obwohl ihn die Landstände kritisierten, konnte ihm das nichts anhaben. Er hatte nämlich in Maria Theresia eine mächtige Protektorin. Die Kaiserin hatte schon 1750 erklärt, ihm solle weiterhin die Leitung des Straßenwesens übertragen bleiben. Am 3. Juni 1752 teilte sie ihrem Triester Intendenten Nikolaus Graf von Hamilton mit, Lamberg solle mit dem Bau der Straße zwischen Triest und Fiume/Rijeka beauftragt werden. Den Krainer Ständen blieb nichts anderes übrig, als mit Lamberg einen neuen Pachtvertrag abzuschließen, der bis 1763 lief. Seit 1755 war Lamberg auch Pächter der zum größten Teil in Krain liegenden neuen Straße zwischen Triest und Fiume/Rijeka. 1756 hatte Leopold Karl insgesamt 60 Meilen oder 456 Kilometer Straßenunterhaltung gepachtet. 1763 erhielt Lamberg auf Befehl Maria Theresias die bisher ständisch unterhaltene Straße von Laibach/Ljubljana nach Karlstadt, für die er noch 1767 zuständig war. Dann dürfte er bei der Kaiserin in Ungnade gefallen sein, denn sie befahl eine Untersuchung gegen ihn. Er wurde offenbar beschuldigt, die für Verpflegung und Unterhalt der zum Straßenbau heran 59 Sublevationsgelder sind Ersatzzahlungen, die ursprünglich von Städten ohne Garnison und damit ohne Einquartierung zu leisten waren.

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