Linzer Tages-Post vom 30. Juli 1905

vie Staätptarrkirche in Stexr: einstiges löochaltsrbilä äer heiligen ärei Könige von Karl von üeseiseiä. Altar, dessen Bild, der sogenannte „Steyrer Herrgott", in früheren Zeiten als Gnadenbild hochverehrt wurde. Eine Legende erzählt folgendes: Als die lutheranische Lehre in Steyr zu keimen anfing, habe der Teufel den Steyrer Bürgern diese schreckliche Leidensgestalt des Gekreuzigten gemalt, um sie vom Glauben abzulenken. Wie die romanische und gotische Kunst den Gekreuzigten nur als in der Liebe zu den Menschen gestorbenen Heiland verbildlichte, fing die erwachende Renaissance an, Christus realistisch auszufassen. Die Künstler wetteiferten förmlich in damaliger Zeit in der Darstellung des Gekreuzigten, um den Triumph des Rea ­ lismus zu erringen. Das Steyrer Passionsbild ist das ein ­ zige seiner Art; kein zweitesmal vermochte ein Künstler den Gekreuzigten in solcher Qual, mit solch zerschlagenem und wundem Leib und im fürchterlichen Seelenschmerz ohne Brutalität darzustellen, als der Meister der Steyrer Passion. Des Meisters Name ist leider verschollen, aber sein Werk wird lange noch von seiner tiefempfundenen Kunst ein be ­ redtes Zeugnis ablegen. Zur Reformationszeit kam der ehemalige Augustiner- Mönch Michael Stiefel, von Luther geschickt, als evangelischer Sendbote für längere Zeit nach Steyr und Garsten, der für das Jahr 1533 den Weltuntergang prophezeite. In der Fastenzeit des Jahres 1525 predigte in der Stadt ­ pfarrkirche der Franziskaner-Frater Calixtus gegen den Pro ­ testantischen Glauben, aber er tadelte die eingerissenen Miß- bräuche und übermäßigen Zeremonien der römischen Kirche und meinte, die Almosen, welche einer ohnedies reichen Kirche zufließen, sollen den Armen zugewendet werden. Hiedurch reizte er die katholische Geistlichkeit gegen sich, und um ihn loszuwerden, klagten sie ihn beim Bischof von Passau der Ketzerei an. Ueber erzherzoglichen Befehl wurde Calixtus ausgewiesen, trotzdem der Stadtrat von Steyr und das Landesgericht von Linz beim Erzherzog Ferdinand seine Unschuld beteuerten. Zugleich tauchte der Medizin-Doktor Sigmund Wunder in Steyr auf, der neben Arzneikunde noch Unterricht in der hebräischen, griechischen und latei- Nischen Sprache erteilte, weil er glaubte, ohne diese Sprachen könne das Evangelium nicht gründlich verstanden werden. Nicht minder trug der damalige Stadtpfarrer Michael Förster durch seine öffentlichen Predigten über die Mißbräuche und Zeremonien der römischen Kirche zur religiösen Aufregung bei, und als ihn der Abt von Garsten seiner Stelle ent ­ setzen wollte, nahmen die Bürger eine drohende Stellung ein. Als Förster starb, hatten sich seine Pfarrkinder der neuen Lehre zugewandt. In den Häusern predigte Johannes Hut, daß die Kinder ­ taufe ein Werk des Satans, das Evangelium verwerflich und das Abendmahl nur das Zeichen gemeinsamer Liebe sei, auch müssen alle Gottlosen auf Erden ausgerottet werden, um das Reich Christi auf Erden errichten zu können. Er verwarf den Eid und jede Obrigkeit, verlangte Gütergemein ­ schaft, Freiheit und Gleichheit in allen Ständen und unter allen Verhältnissen, und rühmte sich geheimer Offenbarungen. Der Burgkaplan von Steyr nahm Hut im Schlosse gast ­ freundlichst auf und jeden Sonntag predigte er im Hause eines angesehenen Bürgers, namens Veit Pfeffer! am Grün ­ markt, später auch in anderen Bürgershäusern, wohin ihn der Burgkaplan auf das wärmste empfohlen hatte. Als der Stadtrat von Huts Predigten Kenntnis erhielt, hatten sich bereits viele Bürger und Handwerker seiner Lehre zugeneigt und nochmals die Taufe empfangen. Dem Hut wurde nachgestellt, aber er war bereits mit seinem Anhänger, dem Bruder Jakob, entflohen; seine übrigen Anhänger und Gastsreunde wurden verhaftet und gegen sie der Prozeß geführt. Fiskal Wolfgang Künigl wurde mit sechs Abge ­ ordneten aus benachbarten Städten nach Steyr entsendet, um mit dem Rate das Urteil über die in der Irrlehre Verharrenden zu fällen. Am 12. November 1528 wurden zwölf Bürger durch das Schwert hingerichtet, ihre Leichen verbrannt und ein Weib ertränkt. Denen, die sich bekehrten, wurde gänzlich verziehen, andere mit Kirchen- und öffentlichen Schandbußen belegt. In der Fastenzeit 1530 tauchten abermals 13 Wieder ­ täufer auf, doch standen sie aus Furcht vor der Strafe von der Irrlehre ab. Kaiser Ferdinand sandte eine Refor ­ mationskommission nach Steyr. Stadtrat und Abt von Garsten standen in gegenseitiger Anklage. Der Stadtrat erklärte der Kommission, daß die Konventualen des Klosters Garsten große Nachlässigkeit in der Verrichtung ihres priester- lichen Amtes zeigten. Besonders waren die Dominikaner schlecht konduisiert und auf ihre gänzliche Untüchtigkeit als Prediger hingewiesen. Der Abt wieder klagte die Bürger der besonderen Vorliebe für die neue Lehre an, und daß selbe eigenmächtig ihre Prediger anstellen, Einkünfte und Stiftungen nach ihrem Gutdünken einziehen und auf solche Weise den Unterhalt der Priester schmälern. Im April 1529 kam zwischen den streitenden Parteien ein friedlicher Ausgleich zustande; die Bürger anerkannten den Abt als ihren Pfarrer, wogegen er versprechen mußte, in Zukunft würdige Priester und gelehrte Prediger anzustellen. Im nächsten Jahre fing abermals die neue Lehre zu keimen an. In den benachbarten Schlössern, Kirchen und Kapellen verkündeten lutheranische Prediger die neue Lehre, welche allgemeinen Zulauf und Beifall fand. Burghauptmann Hans Hoffmann ermähnte die Räte, der Bürgerschaft die Teil ­ nahme an solchen Predigten zu verwehren, da sie sonst der Kaiser ihrer Privilegien verlustig erklären würde, worauf 1541 der Magistrat den Bürgern der Stadt befahl, dem alten Glauben treu zu bleiben und der Irrlehre zu entsagen. Aber Wolfgang Waldner, Stiftsgeistlicher von Garsten und Stadtpfarrer zu Steyr, trug selbst in seiner Kirche die neue Glaubenslehre vor, 1548 heiratete er seine Wirtschafterin und als er vor das Konsistorium zu Passau gerufen wurde, entwich er nach Regensburg, wo er als protestantischer Pfarrer starb. Lorenz Twenger, Konventual von Garsten, Waldners Nachfolger, war bereits bei seinem Amtsantritte der neuen Lehre treu ergeben. Unter ihm hörte an Wochentagen die Messe auf, einzelne Teile der Gesänge und Gebete wurden deutsch gesungen oder gelesen und die Kommunion den Gläubigen unter beiden Gestalten gereicht. 1557 ging er so weit, das Fronleichnams ­ fest abzustellen. Die Sladtpfarrkirche erhielt über Ansuchen der Bürger eine protestantische Kirchenordnung. Zwischen dem Schloßprediger Götter von Erfurt und dem aus Witten- berg berufenen Stadtprediger, Basilius Kammerhofer, ent ­ spann sich 1567 ein religiöser Streit wegen der Erbsünde, Gnade und Buße, den sie öffent ­ lich von der Kanzel gegenseitig aussochten und der mit der Aus ­ weisung des ersteren endigte. Die meisten Konventualen des Klosters Garsten, sowie die Priester der Stadtpfarrkirche waren mit den Bürgern Prote ­ stantisch geworden. Bürgers ­ söhne studierten in Wittenberg protestantische Theologie; dort ­ hin wurden Stipendien gestiftet. Johann Schreyer, der in Wit ­ tenberg studierte, wurde 1564 vom Stadtrate zum Prediger an der Stadtpfarrkirche und im Spitale ernannt. 1569 trat in der Nähe Steyrs, besonders in Stein bei Gleink, abermals die Sekte der Wiedertäufer auf, die mit gewaltsamer Entfernung einiger Anhänger endete, deren meisten sich inzwischen geflüchtet hatten. Am 18. Dezember 1568 bewilligte Kaiser Maximilian auf dem Landtage zu Linz allen landesfürstlichen Städten freie Ausübung des protestantischen Gottesdienstes. — Der streng katholische Abt Joh. Spindler von Garsten wollte in seinen untergeordneten Kirchen den katholischen Gottesdienst wieder einfuhren, allein es entstand dadurch ein Aufstand, der das Stift arg bedrohte. Auch der kaiserliche Landeshauptmann war bestrebt, die katholische Lehre und Zeremonien wieder einzuführen. Dadurch gestützt, erhob Abt Martin von Garsten seine Ansprüche und -Rechte auf die Stadtpfarrkirche und forderte deren Rückgabe an die Katholiken, allein die Bürger ­ schaft widersetzte sich mit dem Bemerken, daß die Kirche aus ihren Mitteln erbaut wurde und sie bereits unter drei Landesfürsten ungehindert den protestantischen Gottesdienst darin abhielten. Der Landeshauptmann erließ hierauf 1598 den Befehl, die Kirche zu sperren, den Pfarrer Lampl zu verhaften und die protestantischen Prediger auszuweisen; sofern sie sich weigerten, sollten sie 4000 Dukaten Straf ­ gelder zahlen. Der Stadtrat reichte zweimal Verteidigungs ­ schriften an den Landeshauptmann ein, der dieselben an den Hof Kaiser Rudolfs II. leitete, von wo sie, ohne Gehör zu finden, zurückgeschick: wurden. Nach zehn Monaten, Ende November 1598, erschien eine kaiserliche Resolution, welche den Steyrern eine Geldstrafe von 8000 Dukaten auferlegte, sie ihrer Privilegien verlustig erklärte und den Pfarrer Lampl aus Oesterreich auswies. Später erschien ein kaiserliches Edikt von Prag, durch welches die Protestantische Religion im ganzen Lande abgeichafft und ihre Prediger ausgewiesen wurden, nur dem Adel sollte die Abhaltung des protestantischen Gottesdienstes auf seinen Schlössern gestattet sein. ______________ (Schluß folgt). ein JuvMum üer vampfmaMne. Nutzen wir. Aber belohnt Ehre sie auch?" Die Geschichte der Technik und insbesondere die der Erfindungen rüst diese Verse Klopstocks oft in die Er ­ innerung zurück, ja, man kann fast behaupten, daß die hervorragendsten Erfindungen anderen zugeschrieben werden als denen, von denen der Grundgedanke ausgeht. Diese anderen haben ja oft das Verdienst, bald diese, bald jene Verbesserung angebracht zu haben, oft aber bestehen auch ihre Verdienste in weiter nichts, als daß sie sich eine Er- findung einfach aneigneten. So wird, um nur einige Bei ­ spiele anzusühren, die Erfindung des Telephons meist dem Amerikaner Bell zugeschrieben, während sie in Wahrheit von dem Deutschen Philipp Reis herrührt. Als Erfinder der Glühlampe wird Edison betrachtet, während in der Tat Swan die erste derartige Lampe konstruierte usw. usw. Aehnlich ist es bei der Dampfmaschine. Als ihr Erfinder gilt meist James Watt, und die Sage schildert ihn als einfachen Bauernjungen, der beim Aufsteigen eines Dampf ­ wölkchens aus einem Teekessel bereits den Gedanken zu dieser Erfindung faßte. Die Verdienste Watts um die Aus- gestaltung der Konstruktion der Dampfmaschine sollen nicht geleugnet werden; sie sind große uno unsterbliche. Er ist aber nicht der Erfinder dieser Maschine, denn fast hundert Jahre, ehe er seine Maschine aufstellte, ist bereits eine andere Maschine konstruiert worden, die für den Bau von Dampf- vie 5tsätplsrrkirche in Slepr: vochslwr mit Kommunionbsnk.

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