Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Geschichte der Eisenwurzen 91 Erst durch die Hinzufügung eines weiteren Raumes für Speicherzwecke und den zwischen diesem und dem Küche-Stube-Komplex entstandenen, durchgängigen Flur bildete sich der dreiteilige „Wohnspeichergrundriß" heraus,der die Raum- und Funktionsstruktur der Bauernhäuser auch heute noch bestimmt. Stallbauten und Scheunen Zur Zeit der Kolonisierung werden Stailbauten bloße Unterstände mit Dächern gewesen sein; erst im Laufe der Erweiterung der Gehöfte, vor allem aber infolge der Klimaverschlechterung zu Ende des Mittelalters entstanden vollwertige Stallbauten im heutigen Sinn. Ursprünglich waren sie als Freilaufställe konzipiert, wobei im Bereich der Haufenhöfe jeweils eigene Gebäude für Kühe und Kälber, Ochsen, Pferde, Schafe und Schweine durchaus üblich gewesen sind. Erst im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts wurden größere Einheiten errichtet und zumindest die Rinder und Pferde-wenn auch voneinander getrennt-unter einem Dach untergebracht. Anbindeställe und Aufstallungen sind auf Rationalisierungs maßnahmen jener Zeit zurückzuführen, wobei der Einfluß der Landwirtschafts gesellschaften und das Vorbild herrschaftlicher Mustergüter sicher nicht unbedeutend waren. Eine weitere Vereinfachung war der Zusammenschluß ursprünglich frei und einzeln stehender Stall- und Scheunenbauten zu sogenannten „Stallscheunen", die vor allem im Steilgelände des Berglandes die Anlage von Hocheinfahrten in den Scheunenbereich ermöglichten. Kleinere Einzelbauten Ein wichtiges Bauwerk war der sogenannte „Kasten"oder„Troadkasten".Stets etwas abseits von den übrigen Gebäuden angelegt, diente er zur Aufbewahrung der Getreidevorräte und des Saatgutes,aber auch ganz allgemein zur Aufbewahrungvon Nahrungsmitteln und Bekleidung. Größere Speicherbauten konnten auch unterkellert sein und nahmen die Vorräte an Most, Kraut, Erdäpfeln und Obst auf. Auffallend ist die verschiedenartige Bauweise dieser Kasten: Im oberen Ybbstal, dem Ennstal bis Losenstein und dem Steyrtal im Raum Windischgarsten waren massive Steinbauten,oft mit bemerkenswertem Sgraffitoschmuck,recht häufig;im Bergland von Maria Neustift, aber auch im oberen Steyrtal gab es Kasten in Blockbauweise in regionaltypischer Ausformung. Die ältestdatierten Objekte gehen noch bis in das ausgehende 16.Jahrhundert zurück. Die zahlreichen wasserführenden Gräben, die sehr oft die Bauernwirtschaften voneinander trennen, waren ideale Standplätze für Hausmühlen. Nirgends in Oberösterreich war die Zahl der Hausmühlen größer als im Bergland zwischen Ybbs und Steyr. Das starke Gefälle dieser kleinen Bäche wurde für die Anlage oberschlächtiger Wasserräder genutzt. Erst ab den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts wurden die Mühlen nicht mehr instandgesetzt und verfielen sehr rasch; mit ihnen starb auch das Handwerk des Mühlenbauers aus, der nicht nur Wasserräder und Mahlwerke, sondern auch Vorrichtungen und Geräte wie Beutelkästen, Grießfächer und Putzmühlen herstellte. J- © ES 1 ft It: in in Ii— IJ in Gemauerter Kastenspeicher aus dem Ybbstal bei Opponitz. Für das obere Ybbs- und das Ennstal typische Form mit Sgraffitozier, der ehemalige Getreideboden wird sekundär für eine elektrisch betriebene Hausmühle verwendet.

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