Geschichte der Eisenwurzen 89 Die zur Zeit der Rodekolonisation errichteten Bauernhöfe im Mittelgebirge zwischen Ybbs und Steyr waren sogenannte Haufenhöfe, das heißt, daß jedes Gehöft aus einer ganzen Ansammlung von Einzelgebäuden bestand, wobei jeder Funktion ein eigenes Gebäudezugeordnet war. Erst im Lauf der baulichen Um- und Neugestaltung zu Ende des Mittelalters kam es zu ersten Rationalisierungs prozessen, die ein Zusammenfassen von Funktionen und Baukörpern ermög lichten. Dieser Prozeß der Entwicklung von Gehöftformen verstärkte sich in der frühen Neuzeit und erreichte im 18./19. Jahrhundert einen Höhepunkt. Die folgenden Darstellungen verschiedener Gehöftformen beziehen sich im wesent lichen auf diesen Zeitraum von ca. 1600 bis ca. 1850. Haufen- und Paarhöfe Am Höhepunkt der Gehöftentwicklung, also vor 150 bis 200 Jahren, konnte ein Haufenhof aus gut einem Dutzend Einzelgebäuden bestehen: Wohnhaus, Aus nehmerhaus, Rinderstall, Pferdestall, Schweinestall, Schafstall, Scheune, Wagen hütte, Dörr- und Brechelhütte, Kastenspeicher, Hausmühle,Hauskapelle usw. Durch eine erste Rationalisierungsmaßnahme erfolgte der Zusammenschluß der einzelnen Stallbauten zur großen Stallscheune,die in der Regel parallelzum Wohnhaus situiert wurde. Von diesem „Gebäudepaar" mit den dominanten schindel- oder stroh gedeckten Steildächern wurde der Name Paarhof abgeleitet. Echte Haufenhöfe,die ursprünglich im Bereich des oberen (oberösterreichischen) Ennstales und seiner Nebentäler sowie im oberen Steyrtal anzutreffen waren,sind fast ausnahmslos rationelleren Gehöftformen gewichen.Vor allem Paarhöfe haben die älteren Haufenhöfe überall im Bergland abgelöst. t' !■ .-1 . j, • ; Paarhof in extremer Hanglage in Klein Gschnaidt, Gaflenz. Die Stallscheune wurde durch einen Quertrakt samt Hocheinfahrt zu einer „Kreuzscheune" erweitert.
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