Geschichte der Eisenwurzen Ländliche Baukultur zwischen Ybbs und Steyr von Gunter Dimt Siedlungstechnische Grundlagen Das Gebiet der oberösterreichischen Eisenwurzen ist nicht nur geomorphologisch sehr bewegt, sondern auch vom Standpunkt der Architektur- und Baugeschichte des ländlichen Raumes sehr vielfältig. Noch vor wenigen Jahren konnten in dem relativ kleinen Gebiet zwischen der Ybbs im Osten und der Steyr im Westen unterschiedlichste Gehöftformen in kleinräumigen Verbreitungsgebieten angetroffen werden,die überdies aufschlußreiche Befunde hinsichtlich der bauhistorischen Schichtung aufwiesen. Die Grundlagen für diese in der Neuzeit entstandenen Besonderheiten im äußersten Südosten Oberösterreichs und im angrenzenden Niederösterreich sind in der hoch- und spätmittelalterlichen Kolonisationstätigkeitzu suchen,die das einst geschlossene Waldgebiet, von dem das Reichraminger Hintergebirge ein bedeutender Rest ist, bis in Höhenlagen von 800 m in kultiviertes Land verwandelte. Vor allem die Stifte Freising und Garsten, deren Besitzungen im Hügelland zwischen Ybbs und Enns aneinandergrenzten,waren an einer Urbarmachung ihrer Ländereien interessiert.Schon bald nach der jahrtausendwende entstanden ober halb älterer Zeilenweiler mit Blockstreifenfluren in den Niederungen der Täler, wie beispielsweise im Gaflenzer Talbecken, große Streusiedlungsbereiche mit Einzelgehöften inmitten von Einödblockfluren. Die für die Rodekolonisation in diesem Gebiet charakteristischen Hausnamen mit Endungen auf „-schlag" und „-reith" (= „-reuth") finden sich bereits in den ältesten Urbaren des 13. Jahr hunderts und sind in den meisten Fällen bis heute erhalten geblieben. Nicht erhalten haben sich hingegen Belege für die Bausubstanz der frühesten Gehöfte. Im Gegensatz zu anderen Kolonisationsgebieten im alpinen Raum sind weder Sachzeugnisse noch schriftliche Hinweise über den Umfang und das Aussehen mittelalterlicher Bauformen und Bauteile auf uns gekommen.Allerdings sind wir in der Lage, aus geichartig gelagerten Fällen in anderen Regionen entsprechende Schlüsse zu ziehen. Die Entwicklung der Gehöftformen Die vier Hauptfunktionen eines Gehöftes, nämlich Wohnung für den Menschen, Wohnung für das Vieh, Lagerung der Ernte- und Futtervorräte sowie das Einstellen der Fahrzeuge und Gerätschaften, bestimmten von jeher die Baustruktur der Gehöfte.
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