Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

86 Geschichte der Eisenwurzen Gebiet sichtbar. Ähnliches ist auch im Gebiet nördlich der Donau (Gusen und Auhof) bei den Donauslawen sowie im Umfeld von Steyr(Hausleiten, Kerschberg) zu beobachten. Ais archäologischer Niederschlag treten uns hauptsächlich die Grabfunde bzw. Gräberfelder mit bis zu 200 Bestattungen entgegen. Siedlungen des frühen Mittelalters können nur selten erforscht werden,da sie durch ein Weiterleben der Ortschaften meist von heutigen Ansiedlungen überbaut sind. In Lehen bei Mitterkirchen im Machland gelangjedoch erstmals in Oberösterreich die Erforschung einer frühmittelalterlichen Siedlung,die dort entlang der Donau-NaarnUferterrasse im 8. Jahrhundert bestand. Da die Fundzone heute als Acker benützt wird, erhielten sich nur eingetiefte Objekte. Eine quadratisch-längliche Anordnung von 6-8 Pfahlverfärbungen verriet senkrechte Wandverstärkungen einer Hütte. Die länglichen Grubenobjekte(1-1,5 m)enthielten hauptsächlich Siedlungsabfall. In der stark asche- und kohlehaltigen Grubenfüllung fanden sich Scherben und größere Gefäßpartien von Wellenbandtöpfen, die für das slawische Ethnikum charakte ristisch sind. Neben zahlreichen Lehm-Estrich-Bruchstücken, welche von Herden stammen, fanden sich auch größere Hüttenlehmstücke mit Ruten- und Holzab drücken, die auf Flechtwerkhütten deuten. Einige durchglühte und verzogene Gefäßpartien sprechen für häusliche Töpferei für den Eigenbedarf. Zahlreiche Tierknochen, vor allem vom Schwein, seltener von Ziege, Schaf und Haushuhn,bezeugen grundsätzlich kleinbäuerliche Wirtschaftsform. Drei mit Lehm belegte Rundsteinplattformen (60-70 cm Durchmesser) stammen von Backöfen (Kuppelöfen). Tönerne Spinnwirtel bezeugen Verarbeitung von Schafwolle und Leinenproduktion. Abseits der Wohnsiedlung fanden sich Werkstattgruben,die aufEisenverarbeitung verweisen. Zahlreiche Eisenschlacken und einige Roheisenluppen stammen nach ihren Merkmalen aus Renn- oder Frischfeuern. Ein Rennofenschacht enthielt den nicht herausgerissenen Roheisenkuchen.Auch ein zweimal belegter Kohlenmeiler wurde entdeckt.Schleif- und Glättsteine, Eisenfragmente wie z. B. Messerklingen, der Dorn einer Schilddornschnalle,eine Knochenplatte von einem Reflexbogen und Bronzeblechfragmente deuten auf Reparaturarbeiten und Werkstättenabfall. Im Gräberfeld von Gusen/Berglitzl konnten zwei Männerbestattungen durch ihr Beigabeninventar - Eisenrohlinge, zerbrochene Eisenreifen eines Holzeimers, Schleif- und Glättsteine, Graphitbrocken, Feuerstahl und Feuersteine - als von Handwerkern erkannt werden. Den Feuerstahl mit Feuerstein trug fast jeder erwachsene Mann bei sich. Diese Feuerzeuggarnituren waren nicht zuletzt auch charakteristisch für brandrodende Neuansiedler. Eindeutig ist, daß die Eisenverhüttung in Mitteleuropa in keltischer Tradition steht und besonders in den ehemals römischen Provinzen fortlebt. In den slawischen Sied lungen (6.-10. Jahrhundert) sind Eisenverhüttung und Schmiedehandwerk ausrei chend belegt. Die Slawen waren geschickte Schmiede, die neue Impulse gerne auf nahmen.Andererseits wurden jedoch spezialisierte Produkte, wie etwa damaszierte Schwerter,aus rheinischen (fränkischen) Waffenschmieden in die slawischen Länder importiert (vgl. das deshalb erlassene Waffenexportverbot Karls des Großen). In der Naturregion Eisenwurzen setzen die archäologischen Quellen des frühen Mittelalters zwar weitgehend aus,dennoch muß angenommen werden, daß auch

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