Geschichte der Eisenwurzen 69 der Region wurde erst im Frühjahr 1997 festgestellt. Er lag auf einer EnnsZwischenterrasse südlich des Ortszentrums von Kronstorf. Leider müssen wir uns mit dieser Feststellung, die auf ausgebaggerten Scherben- und Steingerätfunden beruht, begnügen. Die vermutlich ausgedehnte frühneolithische Siedlung wurde inzwischen ebenso wie eine früheisenzeitliche Niederlassung und ein Bestattungsplatz der Urnenfelderkultur im Zuge der Errichtung der großflächigen Wohnanlage „Gartenstraße" weitgehend zerstört,ohne daß die Möglichkeit einer näheren Untersuchung bestand. Um die Mitte des 5. vorchristlichen Jahrtausends dringt donauaufwärts ein neues Element - die Lengyelkultur (benannt nach einem Fundort in S-Ungarn)- und entwickelt eine in ihrer archäologischen Flinterlassenschaft recht eindrucksvolle Facette: die „mährisch-ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik". Nach neueren oberösterreichischen Grabungsergebnissen verbleiben ihre Träger - entgegen lang gepflogener Auffassung-nicht im österreichischen Osten,sondern stoßen zumindest bis in das Linzer Becken und, dort durch die Einengung des Donautales gestoppt, auch in die Flügel- und Terrassenlandschaft des unteren Traun- und Ennstales vor. Gegenüber der Schlichtheit der vorangegangenen Bandkeramiker imponieren die „Lengyel-Leute" durch einen reichhaltigen, verspielt-übermütig anmutenden Formenschatz und bisher nie dagewesene Qualität ihrer keramischen Produktion. Sie produzieren z. B. feintonige, flaschenförmige Gefäße von hauchdünner Wandstärke, dekorieren deren Oberfläche durch mehrfarbige (in der Frühphase gelb-rot-schwarze) Bemalung. Die Figuralplastik - vorwiegend Frauen- und Tier figuren -gewinnt an Bedeutung. Kurzum, nicht nur reine Gebrauchsgegenstände werden hergestellt, sondern man pflegt einen erkennbaren Luxus. Dahinter steht wohl ein entsprechender wirtschaftlich-gesellschaftlicher Status. Vieles spricht dafür, daß sie spezialisierte Viehzüchter waren. In einer gemischt wirtschaftlichen oder betont aufAckerbau orientierten Umgebung dürfte ihnen als Herdenbesitzer bald eine tragende Rolle zugekommen sein. Dies spiegelt der gehobene Stil des Hausrats ebenso wider wie die jeweils in hervorragender Position begründeten umzäunten oder grabenbegrenzten Niederlassungen. Letztere sind gewöhnlich von ein- oder mehrfachen „Kreisgrabenanlagen" begleitet: ringförmige Gräben,die eine meist leere Innenfläche umschließen und über zwei oder vier ungefähr gegenüberliegende Zugänge verfügen. Eine solche am Rande der hier behandelten Region gelegene Kreisgrabenanlage konnte erst kürzlich durch Luftbildauswertung auf der linken Enns-Uferterrasse südlich von Enns entdeckt werden. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen einfachen Grabenring mit vier Toröffnungen und einem weiteren, westlich anschließenden,etwa lang-rechteckigen Grabenwerk.- Bedeutung und Funktion dieser „rätselhaften Kreise" sind gegenwärtig in der Fachwelt noch umstritten. Die Sinndeutungen bewegen sich zwischen astrolunarer Anlage, „Sonnentempel", kultisch-rituellem Volksfestgelände und befestigter Fliehburg, ohne daß dafür ausreichende Argumente oder Befunde vorliegen. Die seit 1992 laufenden Forschungsgrabungen an der benachbart gelegenen Kreisgrabenanlage von Ölkam/St. Florian brachten jedoch bereits sehr aufschlußreiche Ergebnisse. Letztere sprechen für eine rein wirtschaftliche und sehr sinnvolle Einrichtung:
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