Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Weyer / Land der Hämmer 583 Karoline Anna,die jüngere und nach ihrer Mutter benannte Tochter von josef Werndl, war in ganz jungen jähren eine Ehe mit dem siebzigjährigen Baron von Mairau eingegan gen. Nachdem ihr Gatte gestorben war, heiratete sie in zweiter Ehe den Freiherrn Max von Imhof,für den übrigens Michael Blümelhuber 1907 ein Jagdmesser fertigte und der als einer der besten Freunde des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand galt. Die beiden Töchter josef Werndls ließen für ihren Vater von dem mit ihm zu Lebzeiten befreun deten Wiener Bildhauer Viktor Tilgner dessen Grabdenkmal am Steyrer Friedhof schaffen. [N.L] 3.1.5.7. „Der Ausstellungsplatz 1884 von der hohen Ennsleiten gesehen" Franz Hölzlhuber(1826-1898),1884 Aquarell aufPapier bzw.Karton,eingeklebte Textausschnitte,17,5 x 46cm. Steyr, Museum der Stadt Steyr, Inv.Nr. XV-17577,fol. 33 Lit.: M. Brandl: Neue Geschichte von Steyr. Vom Biedermeier bis heute. Steyr 1980,S.122.-F. Krackowizer / F. Berger: Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Passau-Linz 1931, S.131 Die von josefWerndl mitinitiierte „Elektrische, Landes-lndustrie-, Forst- und culturhistorische Ausstellung", in ihrer umfassenden Konzeption (vgl. Weltausstellungen) ein zeit typisches Unternehmen, darf als bedeutender Impuls zur Selbstdarstellung der Stadt und damit als - fast modern anmutendes-„Public-Relation-ünternehmen"einer Region aufgefaßt werden. Werndl stellte für die Exposition seine Villa Vogelsang samt umgebendem Gelände für die Errich tung temporärer Ausstellungsarchitekturen zur Verfügung. Der Steyrer Maler Franz Hölzlhuber,eine der wenigen Künst lerpersönlichkeiten, die die Region in dieser Zeit hervor brachte,hat die topographische Situation in einem Aquarell festgehalten,das seinerseits das etwas konservative künst lerische Klima der Stadt dokumentiert. Nichtsdestoweniger stellen die Arbeiten Hölzlhubers, der interessanterweise längere Zeit in Nordamerika,später in Wien tätig war und so gar nicht dem Klischee des „provinziellen" Künstlers ent spricht, liebenswürdige Dokumentationen des damaligen Steyr dar. 3.1.5.8. Bürgerfenster der Stadtpfarrkirche Steyr (Aus schnitt) Glasmalerei Geylings Erben, Wien,1893 Reproduktion LIt.: M. Brandl: Regotisierung der Steyrer Stadtpfarrkirche - ein Beispiel für die Gesinnung ihrer Zelt. In: Jahresbericht des BG und BRG Steyr 1967/68, S. 2-32.- B. Prokisch: Die Stadtpfarrkirche in den Jahren 1853 bis 1914. Die Umgestaltung des Filstorismus. In: R. Koch / B. Prokisch (1993): S. 281-305. Die Glasfenster der Steyrer Stadtpfarrkirche stellen - nach den Gemäldefenstern des Neuen Domes in Linz-das be deutendste Ensemble dieser Art in Oberösterreich dar.Zum größten Teil durch Spendenmittel der damals tonangeben den Steyrer Familien (Lamberg, Aichinger, Haratzmüller, Werndl) und Korporationen finanziert, stellen sie ein Amal gam religiöser und „profaner" Bilder dar, wobei letztere unmißverständlich der Repräsentation der Spender dienen. Sie können entweder in sakraler „Verkleidung" auftreten (z. B.Werndl-Fenster mitjosefs-lkonographie)oder-wie im vorliegenden Fall-einen eigenen Teil des Gesamtfensters darstellen. Im Bürgerfenster erscheint unter dem Hauptbild der Rosenkranzspende sowohl eine historische Vedute der Stadt als auch ein Gruppenporträt führender Persönlich keiten aus dem Land Oberösterreich und der Stadt Steyr, unter ihnen an prominenter Stelle josef Werndl (bereits als postumes Porträt). 3.1.5.9. Werndl-Denkmal in Steyr(Fotomontage) Viktor Tilgner(1844-1896),1892/94 Lit.: M. Brandl: Neue Geschichte von Steyr. Steyr 1980,S.73-74 3.1.5.10. Grabmal Werndl,Steyr, Friedhof(Fotomontage) Viktor Tilgner, 1890 Lit.: A. Mühlbacher-Parzer: Grab und Grabmal. Beiträge zur Sepulkralkunst des 19. Jahrhunderts in Oberösterreich. Diss. phil. Salzburg 1988,S. 180, B/539-B/542 Der Wiener Bildhauer Viktor Tilgner (vgl. Kat. Nr. 3.1.5.4.) wurde nach dem Tod Werndls mit den beiden Monumental aufträgen für das Denkmal und das Grabmal betraut. So entstanden zwei bedeutende „Importkunstwerke"des Wie ner Späthistorismus(denen sich kurze Zeit später noch das Brucknerdenkmal - ebenfalls von Tilgners Hand - zuge sellte). Das Denkmal auf der Promenade zeigt den Groß industriellen und paternalistischen Arbeitgeber,von genre artigen Arbeiterfiguren attributhaft umgeben,gleichsam als Apotheose des liberalen Industriekapitalismus (vgl. auch Kat. Nr. 3.1.5.3.), wohingegen das Grabmal mit der Darstel lung der den Sarg des Vaters betrauernden Töchter stärker sentimental-private Züge trägt. [B.P] 3.1.6. Kunst der jahrliundertwende In den jähren nach der Jahrhundertwende findet der große künstlerische Wandel vom Historismus des19.Jahrhunderts zur frühen Moderne auch im provinziellen Bereich seinen Niederschlag, vorerst vor allem im Bauschaffen, wo Ele mente von Sezession und Jugendstil die traditionellen Formen teils überlagern, teils ersetzen. Eine der zentralen

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