Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

512 Weyer / Land der Hämmer nen.1712 befand sich der Kodex bereits im Besitz des Bene diktinerklosters Gleink, wie die Eintragung aufdem Vorder spiegel zeigt: „Mon(aste)rii Glunicensis MDCCXll". Das Kloster Gleink war während der Reformation und der Türkengefahr vor dem geistigen und materiellen Zusam menbruch gestanden, was auch der Stand der Bibliothek von 110 gedruckten und 150 geschriebenen Büchern im Jahr 1599 sehr deutlich veranschaulicht. Die Erwerbung der Handschrift dürfte in die Zeit eines relativen Aufschwungs am Ende des 17.jhs.fallen. Nach der Aufhebung des Klosters aufgrund des Befehls Josefs II. vom 21. Mai 1784 kam die Handschrift an ihren heutigen Aufbewahrungsort. Der am Ende des 14.Jhs.entstandenen Weltchronik,die sich nun als Codex 472 in der Bundesstaatlichen Studienbiblio thek in Linz befindet,kommteine Schlüsselrolle in der Über lieferungsgeschichte der Gattung der mittelhochdeutschen Vers-Weltchroniken zu. Die in ihr überlieferte Kompilation ist sehr wahrscheinlich die Urschrift bzw. textkritisch gesprochen der Archetyp des sogenannten „Heinrich von München". Diese beruht zum größten Teil direkt oder indi rekt auf drei um die Mitte bzw. in der 2. Hälfte des 13. Jhs. entstandenen Werken: Es sind dies Rudolf von Ems'„Welt chronik", die anonyme „Christherre-Chronik" und Jans Enikels „Weltchronik". In größerem Umfang ist außerdem der „Trojanerkrieg" Konrads von Würzburg in die vorliegende Kompilation eingegangen. Die Handschrift gibt wie ihre Vorlagen die Bücher des Alten Testaments wieder, bricht aber zu Beginn des vierten Buches der Könige mit der Geschichte vom Ölwunder des Elisäus ab. Die Weltchronik-Kompilation des Linzer Cod. 472 ist mit geringen Änderungen überliefert in einer etwa zur selben Zeit entstandenen, ebenfalls illustrierten Pergamenthand schrift (ÖNB, Cod. Ser. nova 2642) und in einer jüngeren, nicht illustrierten Papierhandschrift(ÖNB,Cod.3060)vom Jahr 1427. Der Melker Benediktiner Placidus Amon (1700-1759) über ließ dem Literaturtheoretiker Johann Christoph Gottsched eine Abschrift zu einer geplanten, aber nie zustandege kommenen Veröffentlichung (4 Bände: heute in Dresden, Sächsische Landesbibliothek, M 167). Da etwa zur selben Zeit und im selben Raum wie der Linzer Kodex eine Reihe von Weltchronik-Handschriften entstan den, vermutet Jörn Günther eine „große Buchmalerwerk statt im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts Im östlichen Bayern"(= Bayern-Österreich), die auf Weltchroniken spe zialisiert war, und weist ihr die folgenden Handschriften und Fragmentezu: München,Bayerische Staatsbibliothek,Cgm 4 und Cgm 5; New York, Pierpont Morgan Library, M.769 und Fragmente der „Heinrich von München"-„Urfassung". In der Ausstellung sind die Blätter 40V mit der größten Miniatur der Handschrift,dem „Turmbau zu Babel", und 4ir mit der Darstellung „Der Hauptmann Bei nimmt Opfergaben an" aufgeschlagen. Die sich auf den Blättern 39vb bis 42vb findende Erzählung vom Turmbau zu Babel stützt sich in ungekürzter Form aufJans Enikels Weltchronik(3245-3398). [N.L] 1.5.3.3. Kremsmünster 1.5.3.3.1. Bibel des Friedrich von Aich Kremsmünster und St. Florian, um 1310 4 Bände,Pergament,je etwa 280 bis 350 Bll., H etwa 490 mm,B etwa 350 mm,Stift Kremsmünster, Bibliothek. Ausgestellt; CG 354. Aufgeschlagen: Fol. 265V (Ep. Johannis I): Q, darin schreibender Bischof („Quid fuit ab ..."). der zu einer Taube mit Spruchband aufblickt („Deus Caritas est et...") Lit.: G. Schmidt: Die Malerschule von St. Florian - Beiträge zur süddeut schen Malerei zu Ende des 13. und im 14. Jahrhundert. Linz 1962, bes. S.74-79 und S.126-135 und passim (mitzähle Abb.).-F.Röhrig/ G.Stang ler: Niederösterreichische Landesausstellung „Die Zeit der frühen Habs burger-Dome und Klöster 1279-1379",Wiener Neustadt1979,S.431,Kat. Nr.227(mit Farbabb.19 aufS.307).-Katalog„1000Jahre Oberösterreich", Band 2. Wels 1983, Nr. 23.- K. Holter: Farbe, Gold und Pergament. Die Maierschule von St. Florian und die Aich-Bibel von Kremsmünster. Linz 1984.-K. Holter: Die Bibliothek. Handschriften und Inkunabeln. In: OKI, Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster, 2. Teil: Die stiftlichen Sammlungen und die Bibliothek. Wien 1977,S.184-186 Schrift: Große und regelmäßige Textura praecisa. Nachweis lich im Scriptorium von Kremsmünster unter Abt Friedrich von Aich (1275-1325) geschrieben und daher ohne Zusam menhang mit einem der St. Florianer Schreiber. Schmuck:Zahlreiche blau/rote Fleuronne-lnitialen, wie sie auch in St. Florian für die Produktion desfrühen 14.Jhs.cha rakteristisch sind. Die wichtigeren Initialen sind in Deckfar ben ausgeführt und nur gelegentlich mit Fleuronne besetzt. Dieses Fleuronne weist jedoch keine Beziehung zu den in St. Florian vertretenen Typen auf. Die Deckfarben-Initialen stehen stets auf Goldgrund und werden von kräftigen Rah menleisten umschlossen. Vereinzelt schließen an diese gerahmten Felder noch weitere Ranken an, die dann auf dem leeren Pergament stehen. Einzelfiguren und Szenen werden in der Regel den Binnen räumen der Buchstaben eingeschrieben; nur selten muß um ihretwillen das Buchstabenfeld erweitert werden, und nie treten sie als selbständige Miniaturen mit eigenem Bildraum und Rahmen auf. Ein Eingehen auf die Farbigkeit

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