Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

480 Ausstellungsorte hineindrängen konnte. Dieser bestand aus 39 Meistern,von denen nie mehr als 18 im Ortsgebiet von Trattenbach,die restlichen in der näheren Umgebung,selbst bis in das Ortsgebiet Steinbach hinein ansässig waren: Nur die Söhne von Meistern durften eine Lehre als Scharsacher antreten,es durfte keine neue Werkstatt mehr errichtet werden, und eine Meisterswitwe durfte nach einer weiteren Heirat nur dann den Messererbetrieb weiterführen, wenn ihr neuer Mann ein Meister der Trattenbacher Innung war.1682 bestätigte Kaiser Leopold die Handwerksordnung, jeder Meister schlug seine Hausmarke, mit der er seine Messer versehen mußte, in eine offizielle Zeichentafel ein,und die Streitigkeiten,denen damit ein Ende hätte bereitet werden sollen -gingen jetzt erst richtig los. Das eine Mal hatte ein Messerer in Steinbach unbefugt eine Scharsachschmiede errichtet,ein anderes Mal hatten Steyrer und Raminger Schmiede die Rheinischen Klingen, wie die Feitelklingen in der damaligen Fachsprache hießen, nachgeahmt. Oder die Steinbacher zeigten die Trattenbacher an, unzunftmäßige Frauenper sonen, die sogenannten „Bankmädchen", zu beschäftigen; die Trattenbacher bezichtigten dafür die Steinbacher,Pfuschereien zu betreiben. Fs wurden Zeichen gefälscht, Bestellungen unterschlagen - denn neben alledem trieb man auch Handel miteinander -, es wurde spioniert, kopiert, gelogen und betrogen. Die Trattenbacher und die Steinbacher Zunft blieben einander spinnefeind.Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Begriff „Zauckerl", mit dem nicht nur ein (meist weibliches)zänkisches Wesen,sondern eben auch die Trattenbacher Feitel von den Steinbachern im Streit bezeichnet wurden. Die Trattenbacher revanchierten sich mit einem hochnäsigen „gemeine Schnapperl", wenn sie über die Steinbacher Erzeugnisse sprachen. Klagen und Gegenklagen beschäftigten die Herrschaft und den Fisenobmann in Steyr so sehr, daß man den Kaiser in Wien bat, Ordnung zwischen den Streithähnen herzustellen. 1755 entschied also Kaiser Franz haar klein, wer was wie herzustellen und wem zu welchem Preis und unter welchen Bedingungen zu verkaufen habe. Vor allem legte er drastische Strafen bei Zuwiderhandlung fest,so daß in der Tat für einige Zeit Ruhe einkehrte. II. Die Trattenbacher ahnten wohl kaum,wassie den Steinbachern über Jahrhunderte hinweg zu verdanken hatten. Der verläßlich streitbare äußere Feind sicherte die Einigkeit und den sozialen Frieden innerhalb des Tals der Feitelmacher. Seit dem Waffenstillstand häuften sich prompt die Auseinandersetzungen innerhalb der Meisterschaft. Doch trug daran nicht allein der Ausgleich mit Steinbach Schuld. Generell wandelten sich die Zeiten,allerorts bröckelte es an der alten Ordnung.Die Ideen der Aufklärung, ein rationelleres Gewerbe- und Handelsgebaren und der Geist der Industrialisierung rüttelten auch am Althergebrachten in Trattenbach. Nicht,daß sich die Messerer dem neuzeitlichen Denken verpflichtet fühlten-Gott bewahre! Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätte alles so bleiben können wie es war. Noch 1791, als das Zunftwesen allgemein nur mehr eine Papierschimäre darstellte, faßten die Trattenbacher den Beschluß, entgegen der Zeitströmung doch lieber bei ihrer alten Verfassung zu bleiben.

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