Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

470 Ausstellungsorte Steyr-Traktor, Typ 180. Im Hintergrund Typ 80 Steyr wurde gegen Ende 1929 zu einem traurigen Symbol. Es war zu einer der „ärmsten Städte der Republik" geworden. Die gesamte Region drohte zu einem riesigen Wirtschaftsfriedhofzu werden. Die Steyr-Werke waren in den Zusammen bruch ihrer Hausbank,der Bodencreditanstalt, hineingerissen worden. Der größte Schock war die Schließung und Verlagerung der „Gummi- und Kabelwerke Josef Reithoffer's Söhne AG",die in den zwanziger Jahren noch mehr als 1000 Menschen beschäftigt hatten. Ende 1931 war rund die Hälfte der Steyrer Bevölkerung auf Arbeitslosenunterstützung und andere öffentliche Fürsorge angewiesen. Die politischen und sozialen Gegensätze der Zwischenkriegszeit prallten gerade hier mit besonderer Härte aufeinander. So verwundert es nicht,daß gerade in Steyr viele Hoffnungen aufden Anschluß an das Deutsche Reich gesetzt wurden. Die Produktionsanlagen der Steyr-DaimlerPuch AG wurden im Sinne der Rüstungswirtschaft des Deutschen Reichs ausge staltet und umstrukturiert. Man produzierte neben den traditionellen Handfeuer waffen auch geländegängige Militärfahrzeuge, Raupenschlepper, Flugzeug motoren und im neu errichteten Nibelungenwerk in Herzograd bei St. Valentin Panzerkampfwagen und Sturmgeschütze. Im Steyrer Stadtteil Münichholz entstand ab 1939 ein Wälzlagerwerk. Tausende Zwangsarbeiter arbeiteten in der Rüstungsindustrie. Auch mehrere Nebenlager des Konzentrationslagers Maut hausen wurden für die Steyrer Rüstungsindustrie eingerichtet. Zu Kriegsende kam die Produktion, bedingt durch die Zerstörungen, das Aus bleiben von Rohstofflieferungen und den Facharbeitermangel,vorübergehend fast gänzlich zum Erliegen. Die Produktion wurde mit der Herstellung einfacher Gebrauchsgegenstände,von Kochtöpfen, Baubeschlägen und Werkzeugen,wieder aufgenommen,im Auftrag der Amerikaner wurden beschädigte deutsche LKW aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen repariert. Diese geringen Stückzahlen dürften auch den Ausschlag dafür gegeben haben, daß man nach 1945 den neuerlichen eigenständigen Einstieg in den PKW-Markt nicht mehr riskieren wollte. Noch im Jahr 1945 wurde mit der Konstruktion von Dieselmotoren der Serie 13 begonnen. Der größte Erfolg war der Einzylinder-Motor, der bis 1975 erzeugt wurde. Daneben baute man 2-, 3- und 4-Zylinder-Versionen. 1946 begann die Serienfertigung der ersten Steyr-Lastkraftwagen, vorerst noch mit luftgekühlten Benzinmotoren aus der militärischen Entwicklung; 1947 auch der ersten legen dären Steyr-Traktoren vom Typ 180, mit einem 26 PS starken 2-Zylinder-Motor ausgestattet und liebevoll wegen ihrer grünen Farbe und etwas behäbigen Form als „Frosch" bezeichnet.1948 kam der erste Steyr-Diesel-LKW auf den Markt, der Typ 380 mit einem 4-Zylinder-Dieselmotor mit 90 PS, von dem bis 1964 etwa 36.000 Stück in verschiedenen Varianten erzeugt wurden. 1950 nahm man die Produktion des kleineren Traktors vom Typ 80 auf, der von einem 15 PS starken Einzylinder-Dieselmotor angetrieben wurde. Bis heute sieht man diese Fahrzeuge, von denen rund 60.000 Stück produziert wurden,im Einsatz. Steyr konnte sich in der Hochkonjunktur der Nachkriegszeit eine gute Position im Nutzfahrzeugsektor schaffen. Steyr erlebte Höhen und Tiefen. Der Steyr-Daimler-Puch-Konzern erwies sich seit den achtziger Jahren in verschiedenen Bereichen als krisenanfällig. Dem Waffengeschäft waren im neutralen Österreich Grenzen gesetzt. Die Produktion

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