468 Ausstellungsorte Steyrer„Waffenrad", Baujahr ip22 nach Werndls frühem Tod 1889 erfolgreich: 1894 wurde die Erzeugung von Fahrrädern aufgenommen. Diese paßte sehr viel besser zum Know-how der Waffenfabrik als die Elektroindustrie, hatte sie doch die mit genormten Einzel teilen arbeitende Serienfertigung mit der Gewehrfabrikation gemeinsam. Das aus der Fahrradproduktion sich entwickelnde konstruktive und fertigungstech nische Wissen wurde wiederum für die Motorrad- und Autoindustrie ent scheidend. Der Erfolg des Steyrer „Waffenrades" war beachtlich: „Waffenräder" wurden für lange Zeit zum Inbegriff österreichischer Produktqualität. Von 1894 bis zur Ver legung der Produktion nach Graz im Jahre 1935 dürften etwa 400.000 Fahrräder, Militärräder inklusive,die Fabrik in Steyr verlassen haben.In weiterer Folge dürften es von Graz aus noch gut und gern eine weitere Million gewesen sein, auch wenn nach dem Zweiten Weltkrieg das Waffenrad von seinem Qualitätsimage verlor und zum eher billigen Massenprodukt wurde.Trotzdem konnten bis zum Verkauf der Zweiradfertigung an Piaggio in Italien noch etwa 6,5 Mio. Fahrräder, 3,8 Mio. Mopeds und 0,5 Mio. Motorräder und Roller in Graz gefertigt werden. Steyr blieb auch für andere Unternehmen attraktiv. Für die traditionsreiche Messer industrie wurdezwar die Konkurrenzimmer stärker; die vorhandenen Arbeitskräfte lockten aber auch andere Branchen,etwa die neue Kautschukindustrie,nach Steyr, ohne daß man vorerst wußte, welche Symbiose die daraus entstehende Reifen industrie mit dem Fahrzeugbau einmal eingehen würde. Mit dem Bedarf der Elektrizitätswirtschaft, dem Fahrradboom und dem Aufkom men der ersten Automobile war aus den bis dahin wenig spektakulären Gummi werken „Josef Reithoffer's Söhne", die 1865 wegen der billigen Arbeitskräfte von Wien nach Steyr übersiedelt waren und die wasserdichte Gewebe und elastische Bänder fertigten, eine rasch expandierende, moderne Branche entstanden, die Reifen, Gummiartikel, isolierte Kabel, Gummistoffe und Schuhsolen und Absätze erzeugten. Der Erste Weltkrieg, der erste Krieg, der in Materialschlachten und „Stahlge wittern" mit ungeheurem Einsatz von Eisen ausgefochten wurde,führte zu einem Beschäftigungsboom in dem zwischen 1912 und 1914 völlig neu gebauten Hauptwerk der Waffenfabrik. Allerdings nur kurzfristig. Denn umso härter bekam die Stadt nach Kriegsende die Folgen des Zerfalls der Habsburgermonarchie, das Verbot der Waffenproduktion,die ökonomischen Probleme des neuen Kleinstaats und die Weltwirtschaftskrise zu spüren. Die Umstellung auf zivile Produkte, auf die Automobilerzeugung als neuen Hoffnungsmarkt, erwies sich als schwierig. Zwar konnte man mit genialen Konstrukteuren (Dr. Ing. Hans Ledwlnka,1917-1921 in Steyr,Anton Honsig, Dr. Ing. Ferdinand Porsche, 1929, und Ing. Karl Jenschke, bis 1935) technisch bahn brechende und konstruktiv hochwertige Produkte auf den Markt bringen. Ein kommerzieller Erfolg aber stellte sich nicht ein. Zu den Highlights des Steyrer Automobilbaus zählen das erste Auto aus Steyrer Produktion, das zwischen 1920 und 1924 gebaute Waffenauto (Typ II), ein Sechs zylinder mit konventionellem Chassis, aber hochmodernem 3,3-Liter-Motor, oder der robuste,von Anton Honsig konstruierte und ab 1925 gebaute Typ XI I, das erste serienmäßige Auto mit Gelenkschwingachse.Doch esfehlte der Absatzmarkt,auch
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