Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 465 Der Nationalsozialismus suchte also einerseits durch positive Identifikations angebote,wie Beseitigung der Arbeitslosigkeit,Wohnungs- und Siedlungsbau(wie z. B. in Münichholz), Bildungschancen und Freizeitgestaltung, die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen. Tatsächlich gelang dem Regime ein nicht unbeträchtlicher Einbruch in die (sozialdemokratische)Arbeiterschaft. Andererseits sollten Militari sierung der Arbeit, politische Gleichschaltung, Einschüchterung, Versetzung, Entlassung u.v.a. Widerstand im Keim ersticken.Ab 1940/41 wurden aufgrund des verstärkten Arbeitskräftemangels vermehrt Kriegsgefangene, ausländische Zivilarbeiter und KZ-Fiäftlinge in den Steyr-Werken eingesetzt. Dies veränderte das soziale Gefüge der Region von Grund auf: es bedeutete die Etablierung eines Apartheid-Systems, den Versuch der Errichtung einer rassistisch hierarchisierten Gesellschaft und damit auch das Angebot an die „schaffenden Volksgenossen", sich diesen Menschen überlegen zu fühlen. 1942 wurde mit dem Aufbau des Konzentrationslagers Steyr als erstes KZ für einen Industriebetrieb im Deutschen Reich begonnen; auch die anderen Lager der Region sowie sieben weitere hingen direkt oder indirekt mit der SDPAG zusammen,sodaß vor diesem Flintergrund die Tatsache festgestellt werden muß, daß die Industrialisierung des oberöster reichischen Zentralraums-aufder das oberösterreichische Wirtschaftswunder der Zweiten Republik basierte-durch Zwangsarbeit realisiert wurde. 19'15: Politischer Neubeginn, wirtschaftliche Kontinuitäten, Krise und Neuorientierung 1945 stellt politisch betrachtet einen Bruch dar. Die Demokratie wird wiederher gestellt, die alten Parteien entstehen wieder und sind im Gegensatz zur Ersten Republik gewillt, zusammenzuarbeiten. Auf ökonomischer Ebene läßt sich keine wirkliche Zäsur ausmachen.Zwar kommt die Kriegsproduktion an ein Ende,doch ansonsten entsteht der wirtschaftliche Komplex der Steyr-Daimler-Puch AG wieder. Die „Werndler" prägen die Geschichte der Stadt. Die Stadt und ihre Bewohner sind auf Gedeih und Verderb mit dem Schicksal des Werkes verbunden. Steyr erlebte in den letzten 50 Jahren ungeahnte Flöhenflüge, noch nie in der gesamten Geschichte gab es Wohlstand auf so breiter Basis. Steyr ist einer jener Orte der Republik,die man als die wirtschaftlichen Kraftzentren des Landes,ja den Motor des Wirtschaftswunders bezeichnen kann. Der wirtschaftliche Fortschritt bedeutet gerade in Steyr auch sozialen Fortschritt. Die Stärke der Region ist aber gleichsam auch ihre Schwäche. Dem wirtschaft lichen Aufschwung folgte die Krise, die ganz wesentlich mit der industriellen Monokultur zusammenhängt.Steyr wird zum Synonym für Krise. Als Mitte der achtziger Jahre Arbeitslosigkeit auch in Österreich zum Problem zu werden beginnt, da wird Steyr, seiner symbolischen Bedeutung wegen,zum Ort einer Regierungsklausur gewählt,die sich mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auseinandersetzen soll. Die ökonomische Krise führtzu einer tiefgreifenden Verunsicherung und machtvor den politischen Institutionen nicht halt. Festgefügte Mehrheiten beginnen zu schwinden, und Altvertrautes verliert seine Glaubwürdigkeit. DerSteyrer Wehrgraben. Symbol der Krise und des Neubeginns

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