Ausstellungsorte 453 „gemeine Mann"sollte nun vis-ä-vis bei der neuen Taverne(Hofwirt)absteigen,die Hufschmiede(Hofschmied)sich um Pferd und Wagen kümmern.Diese Entwicklung mündete 1373 in der Befreiung des Hospitals von der Gastungspflicht. Mehrere Vitrinen der Ausstellung nehmen sich der Dokumentation dieser Epoche an. Zuletzt diente das Hospital dem verschuldeten Bistum Bamberg als Pfründe. Aber das Hochstift setzte mit der Umwandlung Spitals in ein Kollegiatstift für Weltpriester 1418 auch neue Impulse. Ein kraftvolles Zentrum der Landespolitik und Kultur entfaltete sich rasch; Beispiele der spätmittelalterlichen Buchkultur sind nur ein Indiz dafür. Inzwischen hatte sich der Verkehr verdichtet. Neben gesäumten Venedigerwaren (trotz aller Verbote!), Barchent aus Kirchdorf und Salz aus Aussee rollten immer öfter schwere Karren mit Roheisen über den Pyhrn bis ins Kremstal, sehr zum Unwillen der Eisenverleger aus Steyr. Dieses rauhe „Puscheisen" ließ zahlreiche Hämmer und Schmieden entstehen. Nach 1500 übernahmen Großhändler aus Windischgarsten die Proviantzufuhr bis an den Erzberg und brachten als Rückfracht Eisen mit. Für das Stift eröffneten sich dadurch neue wirtschaftliche Impulse. Die Kultur der Pyhrnregion entfaltete sich nun in der Vernetzung einer ländlichen Stiftsherrschaft mit dem Eisenwesen.Damit ist der zweite Schwerpunkt von Ausstellung und Multimediaschau erreicht. 1569 wurde der Marktbereich Windischgarstens als „Proviantwidmungsbezirk" in das Innerberger Eisenwesen integriert und in der Folge die in das Ennstalführende „Proviantstraße" über den Hengstpaß ausgebaut. Der Pyhrn blieb aber „Eisen straße", da vor allem die neuen Sensenschmieden „inner der Klaus" schon vor 1600 den „Püschen" auch aus Vordernberg bezogen und damit konkurrenzfähig wurden. Nach langen Konflikten der Sensenschmiedezunft mit Steyr legalisierte der Landesfürst 1670 den wöchentlichen Bezug einer bestimmten Menge des Vordernberger Eisens: dafür wurde das Mauthaus zu Spital(„Schnalle") errichtet. Nach den Wirren der Reformationszeit hatte sich in Spital eine eigentümliche Prälatenherrschaft entwickelt. Ungefähr seit 1650 setzte der Umbau der Stifts anlagen neue Kräfte frei: emsige Hofgewerbe und geschäftige Hofbeamte bezogen ihr eigenes Häuschen, die Bauwirtschaft der Herrschaft bot vielen Generationen bis hin zur Fertigstellung der barockisierten Kirche 1736 Arbeit und Brot. Damals waren die Sensenherren im Volksmund bereits „Schwarze Grafen". Die ganze bäuerliche Region war durch den Bedarf an Holzkohle und Lebensmitteln von Gewerken und Eisenverlag abhängig geworden; Barockkultur und Eisenwesen verbanden sich zu künstlerischer Blüte. Durch die Aufhebung des Stiftes 1807 fiel-nach einem kurzen Gastspiel der Bene diktiner von St. Blasien-die Grundherrschaft an den staatlichen Religionsfonds(die heutigen Bundesforste).Vorerst blieb die rege Verkehrsader bestehen.Dann folgten Krisenzeiten:„Hungerjahre",Stiftsbrand 1842, Niedergang des Sensenhandwerkes, Verfall des Bauerntums.Schon vor dem Bahnbau der letzten Jahrhundertwende aber begann derlourismus als neue Triebfeder der Entwicklung,die schließlich zum Bau der Pyhrnautobahn um 1980 führte. Nachfolgebetriebe im Eisen- und Holzwesen arbeiten erfolgreich. Gesellschaft und Verkehr haben sich verändert;der Blickzu den Wurzeln wird zu einer Aufgabe der Gegenwart. Hans Krawarik LITERATUR Krawarik, Hans(Hg.): Dorf im Gebirge. Spital am Pyhrn 1190-1990. Linz 1990 Krawarik, Hans(Hg.): Windischgarsten. 550 Jahre Markt(1444-1994). Windisch garsten 1994
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