Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

452 Ausstellungsorte Als Vorteil der Pyhrnlinie galt ohne Zweifel das intakte Straßenbankett, wodurch in der geschäftigen Zeit der Kreuzzüge selbst Könige diese Route wählten. Lange bevor Kaiser Friedrich Barbarossa am 29. März 1170(von Rottenmann kommend) in Windischgarsten das Fest des Palmsonntags feierte, wird daher die Route als „Königsstraße" bezeichnet. Vermutlich ein um 1100 entstandener Teilhof zur Sicherung der Dambachbrücke in Windischgarsten vermittelt neue Verkehrs bedürfnisse der aufkommenden Pilgerroute über den Pyhrn. Bischof Otto l. von Bamberg (1102-1139) ließ im zentralen Ort des Garstner Tales eine Kirche gründen und 1128 näher zum Paß eine Flerberge einrichten. Dieses Altspital im Edlbachtal erwies sich aber nicht als lebensfähig; zu stark war doch die Pyhrnregion der Konkurrenz feudaler Kräfte ausgesetzt-darunter auch der der steirischen Otakare, die es verstanden, wesentliche Kontrollen über den Paßverkehr wie die Polizeigewalt zu erlangen (Burg Klaus,Pflegerturm). Die rasch wachsende bäuerliche Kolonisation versprach wirtschaftlichen Nutzen. Erst Bischof Otto 1 1. von Bamberg (1177-1196) zog die Konsequenz aus dem anschwellenden Verkehrsstrom zur Zeit des 3. Kreuzzuges und gründete 1190 das für Pilger bestimmte Flospital am Pyhrn an einem schon bestehenden großen Hof. Es war eines von mehreren Hospitälern an Alpenpässen, wie man in der Aus stellung sehen kann. Die meisten Reisenden waren im Mittelalter zu Fuß unterwegs und legten im Durchschnitt 30 km täglich zurück. Pilger hatten verschiedene Beweggründe (z. B. Bußwallfahrt,Gelübde,Fürsprechung,Reliquienerwerb); man erkannte sie an ihrer typischen Kleidung: Mantel, Stab, Hut, Tasche. Die Pyhrnroute lenkte nach Venedig (Seefahrt nach Palästina) und Rom. Das Hospital am Pyhrn bot Pilgern, Kranken, berittenen Kurieren, Geistlichen und dem Adel Verpflegung und Nachtquartier. Es war eine Gründung für Nächstenliebe und Frömmigkeit,in der ein Spitalmeister und eine Bruderschaft aus Laien und Priestern wirkten. Durch Besitz schenkungen,Versorgungsgarantie und Privilegien-siehe das Urbarfragment über den Weinbau in Krems 1280- entwickelte sich diese Einrichtung überraschend schnell zu einem neuen Herrschaftsmittelpunkt. Konflikte mit anderen ins Pyhrngebiet orientierten Kirchen wie den Stiften Kremsmünster und Gleink blieben nicht aus. Bereits 1277 waren die aus der Herbergstätigkeit entstandenen Lasten des Hospitals kaum mehr zu bewältigen; hatte sich doch die Anzahl der Händler mit Saumtieren, der reisigen „armen Leute" oder Reisender „im Auftrag" sprunghaft erhöht. Daß die Pilgerbetreuung noch ein Anliegen war, zeigt das Patrozinium „Valentin für Pilger" für die damals renovierte Kirche am Windischgarstner Pfarrhofberg. Und noch 1302 sammelte man für das Hospital öffentlich Getreide, weil Verwüstungen Im salzburgisch-habsburgischen Krieg eine ausreichende Versorgung unmöglich machten. In politischer Zusammenarbeit mit dem Hochstift Bamberg entwickelte sich nun das Hospital allerdings zur reinen Priesterbruder schaft: jährlich wurden an der Marienkirche bereits 600 Messen gelesen. Der Pilgerverkehr verebbte. Neue Herausforderungen brachte jetzt der Handel von Venedig nach Böhmen über den Pyhrn. Neben dem Saumverkehr mit Maultieren und Pferden sah man auch schon Karren und Planwagen. Auf diesen Wandel reagierte das Hospital: Der

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