Ausstellungsorte 449 Spital am Pyhrn: „Huf- und Hackenschmiede Lindermayr" Die ehemalige Hofschmiede des Stiftes Spital am Pyhrn wurde mit großem Auf wand wieder nutzbar gemacht, nachdem sie in den letzten fünfzig Jahren verfiel. Im Hauptraum erkennt man noch die drei Essen, eine Schauschmiede zeigt lebensnah das Handwerk. Ein Nebeneingang führt in die Pferdeschmiede.Gerade aus gelangt man in die einst gesellige Schmiedstube. Über eine Stiege betreten wir den ersten Stock: vorne vermittelt eine Ausstellung Geräte und Waren der Schmiede und Wagner, hinten wird ihre Geschichte dokumentiert, insbesondere jene der Hofschmiedfamilie Lindermayr. Die Huf- und Hackenschmiede ist seit dem 14.Jahrhundert nachweisbar und durch den Wirtschaftsverkehr nach und von Venedig entstanden, der den Pilgerverkehr abgelöst hatte. Einige Daten der Frühzeit: Vor 1407 stirbt in Spital Katharina, die Tochter des Andreas Schmied, der hochbetagt 1432 heimging. Vermutlich die Tochter des Schmiedes Konrad (t 1426) hieß ebenfalls Katharina (t 1442) und war mit dem Hofwirt Konrad Wolfverheiratet,einem wohlhabenden Grundbesitzer von Spitals Gnaden. Um 1573 starb der Hofschmied „Meister Christoff". Sein Sohn ist sehr wahrscheinlich Christoff Jungwirt, der erste im ab 1602 geführten Zunftbuch eingetragene Hofschmied. Die Zunftordnung der Huf- und Hackenschmiede und Wagner bestätigte der Propst von Spital am 26. Mai 1613. Üblicherweise wurden Lehrbuben auf drei Jahre „aufgedingt" und schließlich zum Gesellen „freigesagt". Zechmeister Jungwirt hat vermutlich etwa zehn Schmiede ausgebildet, darunter auch seinen Sohn und Nachfolger Paul (1617-1642). Nicht dessen Sohn Andreas,sondern der Hufschmied Hans Krenberger d. Ä.(16421674), aus einer Sensenhändlerfamilie Kirchdorfs stammend, übernahm die Werk stätte. Sein 1655 freigesagter Sohn Hans Heinrich Krenberger d. J. (1674-1705), gottesfürchtig und herrschaftstreu, ehelichte die Windischgarstner Pulvermachers tochter Regina Kiendler. Er gab 1683 seine Tochter Maria Christina dem Wolf Ferdi nand Lindermayr,Bruder des Spitaler Kammerdieners Franz Friedrich Lindermayr,zur Frau. Die Lindermayrs stammten von Welser Bürgern ab;der vermutliche Großvater, Schmied Thomas Lindermayr, starb dort 1678. Wolf Ferdinand machte Karriere, zunächst als Hofwirt, dann als Landrichter zu Liezen. Sein Zweitältester Sohn Andreas Ferdinand (*1686) ging beim Großvater Krenberger 1699-1701 in die Lehre, und dieser übergab dem begabten Enkel 1705 die Hofschmiede. Allein in den ersten zwei Jahrzehnten dingte Andreas Ferdinand Lindermayr zehn Lehrbuben auf, darunter 1708 seinen erst 6 Monate alten Sohn Matthäus (aus der Ehe mit der Hufschmiedtochter Anna Schleifer), um ihn nach wenigen Wochen freizusagen. Bei der Barockisierung des Stiftes Spital gab es genug zu tun. Berühmt geworden ist die kunstvolle Linienführung des Andreas
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