442 Ausstellungsorte Sensenschmiedezunft Im Jahre 1585 hatte der evangelische Adelige und Präsident der niederöster reichischen Hofkammer, Helmhart Jörger(1530-1594), die Herrschaft Scharnstein als freien Eigenbesitz erworben.Schon in den Folgejahren gründete er am Almfluß vierSensenhammerwerke:das Werk an derAlmbrücke,das Werk ob der Almbrücke (nach einem späteren Besitzer„Geyerhammer"genannt),das Werk Innergrubbach und das Werk Außergrubbach. Die Wasserkraft und der Holzreichtum boten die natürlichen Voraussetzungen für diese Handwerksgründungen. Einige Jahre später kam noch das Werk am Niederwörth dazu. Gegen den erbitterten Widerstand der Kirchdorf-Micheldorfer Zunft,die keine Konkurrenz wünschte,setzte er durch,daß seine Scharnsteiner Meister auf Grund eines kaiserlichen Erlasses als „redlich" anerkannt und in die Zunft aufgenommen wurden. Nach Helmhart Jörger wurden die Sensenwerke vererbrechtet, und ihre Besitzer, Hammerherren genannt, brachten es im Laufe der Zeit zu beträchtlichem Ver mögen.„Schwarze Grafen" hießen sie daher im Volksmund. Strenge Zunftregeln bestimmten das gesamte Berufsleben der Sensenschmiede (Sensenknechte genannt) von der Aufnahme bis zur Ereisprechung und dem Werkstattwechsel. Eiseneinkauf, Tagwerk und Sensenverkauf waren ebenfalls genau festgelegt. Da die Zunft die Meistersöhne bevorzugte, bildeten sich auch in Scharnstein bald Familiendynastien von Hammerherren wie Moser, Weinmeister, Kaltenbrunner und Hierzenberger. Heute noch zeugen prächtige Herrenhäuser von ihrem einstigen Wohlstand. Durch weite Verkehrswege nicht begünstigt, abhängig vom Rohstoff des Innerberger Wirtschaftssystems, beengt durch die strengen Zunftregeln, ange wiesen auf teure Holzkohle und gefährdet durch häufiges Nachschlagen von Markenzeichen bei anderen Betrieben, hatten die kleinen Scharnsteiner Werke so manche Wirtschaftskrise zu meistern. Erst als mit der neuen Gewerbeordnung 1859 die Zunftschranken fielen, war die Bildung von größeren Betrieben, die Erhöhung der Tagwerke und der Zusammenschluß mehrerer Werke möglich. In Scharnstein wurde diese Gelegenheit genützt. Eßmeister beim Breiten derSense Vom Handwerk zur Industrie Der Modernisierungs- und Konzentrationsprozeß der Scharnsteiner Sensen erzeugung begann mit dem Einstieg der bisherigen Kirchdorfer Handelsfirma Simon Redtenbacher in die Scharnsteiner Sensenproduktion im Jahre 1875 nach dem Ankaufdes abgewirtschafteten Haslinglehner-Hammers(Hammeram Nieder wörth). S. Redtenbacher, gestützt auf seine Vormachtstellung im Sensenhandel, konnte die Produktion gewaltig steigern, kaufte andere Werke wie den Geyerhammer (1881) und den Vielhaberhammer auf und organisierte die Arbeitsabläufe rationeller. Nach seinem frühen Tod 1885 führte sein Schwager Friedrich Blumauer allein die Geschäfte weiter. Er ließ 1890 ein modernes Sensenwerk (Hauptwerk) errichten, das mit einer Turbinenanlage und mit Transmissionen ausgestattet war.
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