Ausstellungsorte 441 Scharnstein: „Mächtig dröhnt der Hämmer Klang" Die letzte Arbeit - Musealisierung Scharnstein nimmt unter den Orten der Eisenstraße in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Schon die Lage zwischen der Eisenwurzen und dem Saizkammergut macht es zum Bindeglied zwischen zwei Regionen. Während die Eisenverarbeitung in vielen anderen Tälern bis ins Mittelalter zurückreicht, wurden die Scharnsteiner Sensenhämmer erst am Beginn des 16. Jahrhunderts gegründet. Als im 19.Jahrhundert als Folge der Industrialisierung viele Hammerwerke zugrunde gingen, bildete sich in Scharnstein ein moderner, schlagkräftiger Industriebetrieb, der alle Krisen bis in die achtziger Jahre überstand. Im Jahre 1987 entschloß sich allerdings auch die Fa. Redtenbacher in Scharnstein, die Sensenproduktion einzustellen. Damit ging für die Almtalgemeinde eine jahrhundertealte Tradition zu Ende, die das ökonomische und kulturelle Gefüge des Ortes nachhaltig geprägt und einen wichtigen Faktor regionaler Identität dargestellt hatte. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidung konnten relativ gut abgefangen werden. Ein Teil der zuletzt ca.60 in der Sensenerzeugung Beschäftigten wurde vom Betrieb in die Produktion von Brillenteilen übernommen, ein Teil fand in anderen Firmen Arbeit. Tiefer ging die emotionale Wirkung, hatten doch die schweren Hämmerjahrhundertelang wie ein mächtiges Uhrwerk den Rhythmus der Menschen dieses Tales bestimmt. Die Gemeindevertretung unter Bürgermeister Franz Pühringer kaufte als Wirt schaftshilfe neben drei Wohngebäuden von der Fa. Redtenbacher auch den Geyerhammer, ein Hammerwerk im Originalzustand, in dem bis zuletzt Sensen gebreitet wurden. Der Plan, hier ein Museum regionaler Industriegeschichte zu errichten, fand keinesfalls ungeteilte Zustimmung. Dem privaten Heimat- und Kulturverein gelang jedoch in jahrelanger mühevoller Arbeit die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Zieles. Junge Historiker aus dem Ort hatten mit dem Buch „Mächtig dröhnt der Hämmer Klang" eine ausgezeichnete theoretische Grundlage für eine Musealisierung geschaffen; das Büro für Architektur und Geschichte in Wien gestaltete die beeindruckende Museumsdokumentation.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2