Ausstellungsorte 423 nobler Jagdherrschaft und entrechteten Bauern in der Ausstellung auf eindrucks volle Weise wider. Schlendert der Besucher nun in den detailgetreu restaurierten Barockräumen des Alten Pfarrhofes weiter,sieht er sich plötzlich mit unheimlich anmutenden Schand masken,Schandgeweihen, Ketten,einem Pranger und anderen Züchtigungsgeräten konfrontiert. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß nun die Bestrafung des Wild schützen (durch die Obrigkeit) im Mittelpunkt steht. Eine Bestrafung, die oft mit extremer Brutalität durchgeführt wurde und die vor allem die lang andauernde Erniedrigung des Wildschützen zum Ziel hatte, wie an den Bildern vom Abhacken einer Hand oder von Wilderern als Strafgefangene auf einer Galeere zu sehen ist. Von der Obrigkeit aufdas strengste bestraft,genossen die Wilderer aber vor allem unter den einfachen Leuten hohe Ehre und Ansehen. Nicht selten waren sie begehrte Liebhaber, denen man im Falle einer Verfolgung Schutzzukommen ließ. In einer Almhütte, in die der Besucher im nächsten Ausstellungsraum von außen hineinblicken kann, wird eine derartige Szene nachgestellt: In der Mitte der Kammer steht eine verängstigte Sennerin, bei der geöffneten Tür blickt ein Jäger mit strengem Blick herein, während der Wildschütz, der glühende Liebhaber der Sennerin, kurzerhand unterm Schwoagerinnen-Bett Schutz gefunden hat. Bilder von stolzen Wildschützen mit ihren Mädchen, prächtige Gamsbärte und Lederhosen als Ausdruck desSelbstverständnisses sowie das Erklingen von stolzen Wildererliedern runden diese Inszenierung ab. Wenige Schritte weiter findet sich der Besucher mitten in der Bergwelt der Eisenwurzen wieder. Reste von Proviant und Spuren am Waldboden lassen die Anwesenheit eines Wilderers vermuten; doch die Spuren weisen in die falsche Richtung. Warum? - Wildschützen hatten oft verkehrt gedoppeltes Schuhwerk, einfach, um mögliche Verfolger in die falsche Richtung zu locken ... Ein paar Schritte weiter dann ganz plötzlich ein kurios anmutendes Holzgestell: Es handelt sich um eine selbstgemachte Trage zum Abtransport des erlegten Wildes. Dazwischen zahlreiche Fotos, Gemälde und andere Exponate; sie alle geben Aufschluß über die beeindruckenden bergsteigerischen Leistungen der Wildschützen. Durch eine vorbildlich restaurierte barocke Tür mit Goldbesatz führt der Rundweg weiter in den nächsten Abschnitt der Ausstellung, der den Wildererbanden und ihrem oft gesetzlosen Handeln gewidmet ist. In einem nachgebildeten Zimmer des Gasthauses Dolleschal in Mölln sitzt eine ganze Reihe von Wilderern. Die Mollner Burschen, dargestellt in Form von verklei deten Puppen, wilderten vor allem um 1919 sehr häufig. Mit schweren Ketten an ihren Händen feiern sie gerade im Gasthaus die Befreiung ausdem Arrest durch ihre Kumpanen.Eine Feier, die allerdings in einer wilden Schießerei mit der Gendarmerie endete, wie zahlreiche Originaldokumente in der Ausstellung belegen. Aber auch von anderen Wildererbanden wird berichtet;zum Beispiel von jener,die den Jäger Vinzenz Hobel bei Windischgarsten in einen Hinterhalt lockte und im Zuge einer Schießerei tödlich verletzte. Damit wird gezeigt, daß die Wilderei sowohl für die Jäger als auch für den Wild schützen ein lebensgefährliches Unterfangen war, bei dem nicht nur das Erlegen
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