Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 421 Entlang der Pleßllng standen noch zwei weitere Sensenwerke,die „Kaixen" und die „Pießling". Beide Betriebe wurden im Laufe des 20.Jahrhunderts eingestellt. Mit insgesamt 10 Sensenwerken war das Sensenschmiedegewerbe bis zum Beginn unseres Jahrhunderts der bedeutendste Wirtschaftsfaktor des Garstnertales,denn viele Menschen verdienten als Sensenschmiede, als Hilfskräfte im Werk oder in Haus und Hof der Sensengewerke ihren Lebensunterhalt. Fast alle Bauern des Tales lieferten im Nebenerwerb als sogenannte „Kohlbauern" Holzkohle für die Befeuerung der Werksöfen oder übernahmen Transporte für die Sensenschmiede. Auch der Handel mit den Sensen und Sicheln war für einige Leute eine gute Ver dienstmöglichkeit. Das Sensenschmiedehandwerk erforderte auch eine Reihe anderer Handwerker, wie zum Beispiel Zimmerleute und Maurer,die die notwendigen Wasserbauten und Werksgebäude errichteten. Für den Bau der Hämmer, die Herstellung der Werk zeuge und Geräte waren ebenfalls Spezialisten notwendig. Nicht zuletzt brachte der Wohlstand der Sensengewerke auch für die ansässigen Schneider,Hutmacher, Schuster, Tischler und Personen, die kunsthandwerklich tätig waren, gute Einnahmen. Das 20. Jahrhundert aber brachte für die Sensenwerke die große Krise. Die Fertig stellung der Pyhrn-Bahn 1906,die von den Sensengewerken so vehement gefordert wurde, kam für die meisten Betriebe zu spät-sie wurden eingestellt. Ein jahrhun dertealter Wirtschaftszweig und die damit verbundene Kultur waren dem Untergang geweiht. Heute zeugen nur mehr einzelne Gebäude,Finrichtungs- und Kunstgegen stände vom einstigen Reichtum der bedeutendsten Garstnertaler Sensenschmiedefamilien Pießlinger,Schröckenfux,Weinmeister und Zeitlinger. Zur Zeit der großen Krise der Sensenwerke begannen jedoch für den heute wich tigsten Wirtschaftsfaktor des Garstnertales die ersten Anfänge: für den Fremden verkehr. Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Menschen den Naturraum aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten: Nicht mehr nur die Naturgewalten und die Natur als Rohstofflieferant waren bedeutend,sondern die Betrachtung der Naturschönheiten und die Landschaft als Frholungsraum rückten nun in den Mittelpunkt.Im Garstnertal wurde die notwendige Infrastruktur für den Fremdenverkehr immer weiter ausgebaut-heute denkt man an eine Nutzung der vorhandenen Heilquellen für ein zukünftiges „Bad Windischgarsten", um neue Gäste für die Region zu gewinnen. Mit dem neugegründeten Nationalpark Kalk alpen wird ein wertvolles Stück in unserer „Heimat Fisenwurzen" für nächste Generationen erhalten. Ulrike Müller-Angerer Sensenschmled beim Breiten einerSense am Preßlufthammer LITERATUR Haseke, Harald; Quellen -Lebensspender und Lebensräume. In: Natur im Aufwind.Zeitschrift des Nationalparks Kalkalpen, Heft 20(1997), S. 26-29 Strohmann (Müller-Angerer), Ulrike: Die öster reichischen Sensenschmiedegeschlechter als Repräsentanten ländlichen BürgertumsEntwicklungsfaktoren und sozio-kulturelle Ausdrucksformen ihres Standesbewußtseins. Wien 1989(Diplomarbeit) Windischgarsten,550 jähre Markt(1444-1994). Ed. Hans Krawarik. Windischgarsten 1994

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