Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 413 Federhämmer anstelle der Schwanzhämmer aufgestellt. Eine effizientere Nutzung der Rohstoffe ermöglichte eine Stelgerung des Tagwerks aufca.200Sensen.Trotz dieser Neuerungen blieb der Produktionsablauf weitgehend unverändert. Ein tiefgreifender Strukturwandel in der österreichischen Sensenindustrie trat am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Gründung neuer Großbetriebe, sogenannter Sensenfabriken, ein. Durch diese Kapazitätsausweitung setzte nach der Jahr hundertwende eine Beschleunigung des Sensenwerksterbens ein. Die Produk tionsstandorte reduzierten sich in Niederösterreich um zwei Drittel, in Ober österreich und der Steiermark um jeweils 50%. Durch den Preisverfall bei Sensen wurden vor allem kleinere Hämmer unrentabel. Daher ging die Zahl der Betriebe in Österreich von 1848 bis 1914 von 119 auf 31 zurück. Im Jahr 1890 errichtete Friedrich Blumauer(Fa. Redtenbacher) in Scharnstein eine der ersten Sensenfabriken. Die Fabriksanlage wurde bis 1914 zu einer Jahres produktionsleistung von 1,2 Mill. Sensen,430.000 Blattsicheln und 1,44 Mill.Zahn sicheln ausgebaut und war mit 700 Beschäftigten das größte Sensenwerk der Monarchie. Trotz dieser neuen Anlagen hielt man hier an der traditionellen Erzeugungsmethode fest, so daß es zu keiner Maschinisierung der zentralen Arbeitsschritte kam. Daher verbesserte sich die Arbeitsproduktivität im Vergleich zu den kleinen Schmieden nicht. Die Sensenwerke waren im 19. Jahrhundert hochkapitalisierte Unternehmen mit enger Verbindung von Produktion und Vertrieb. Ihre Besitzer wurden seit dem 18.Jahrhundert aufgrund ihrer sozialen Stellung als„Schwarze Grafen" bezeichnet und waren durch ein dichtes Netz familiärer Beziehungen untereinander ver bunden. Um die Mitte des 19.Jahrhunderts wurden nicht weniger als zehn Sensen werke von Trägern des Namens Zeitlinger betrieben -einer Familiendynastie, die auch mit anderen Sensengewerksfamilien verwandt war. Im Herbst1927 geriet die österreichische Sensenindustrie in ihre schwerste Existenz krise, als die sowjetischen Aufträge infolge Aufbaus eigener Sensenfabriken aus blieben.Von diesem Absatzrückgang hat sie sich nicht mehr völlig erholt,zumal nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Mechanisierung der Landwirtschaft die Nachfrage nach Sensen rasch abnahm. Rudolf Kropf LITERATUR Brachmann,Gustav: Die oberösterreichischen Sensen-Schmieden Im Kampf um Ihre Marken und Märkte. Wien 1964 Fischer, Franz: Die blauen Sensen. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Sensenschmledezunft zu KIrchdorf-MIcheldorf bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Graz/Köln 1966 Kropf, Rudolf: Die Krise der KlelnelsenIndustrle In der oberösterrelchlchen Elsenwurzen im 19. Jahrhundert. In: Heimat Elsenwurzen. Beiträge zum Eisenstraßen symposion Weyer. Steyr 1997 OÖ.Sensenschmiedemuseum Micheldorf. Die Werkstatt am Gries(Gradn-Werk). Micheldorf 0. J. Pfaffenhuemer,Johannes: Historisch-betriebs wirtschaftliche Analyse der Existenzkrise der oberösterreichischen Sensenindustrie zwischen 1919 und 1938. DIss. Linz 1984 Resch, Andreas: Das alpenländlsche Sensen gewerbe und das merkantlllstlsche Elsen wesen um den stelrlschen Erzberg. In: Heimat Elsenwurzen. Beiträge zum Eisenstraßen symposion Weyer. Steyr 1997 Resch, Andreas: Die alpenländlsche SensenIndustrie um 1900. Industrialisierung am Bei spiel des Redtenbacherwerks in Scharnstein, Oberösterreich. WIen/Köln/Welmar 1995 Resch, Andreas: Produktionstechnische und unternehmensörganlsatorlsche Wandlungs schübe In der alpenländlschen Sensenerzeu gung vom Spätmittelalter bis Ins 20. Jahr hundert. In: Blätter für Technikgeschichte, 56. Heft 1994(Wien 1995) Schröckenfux, Franz: Geschichte der öster reichischen Sensenwerke und deren Besitzer. Hrsg.: Franz John. LInz/Achern 1975 Zeitlinger, Josef: Sensen,Sensenschmiede und Ihre Technik, in: Jahrbuch des Museal vereines, Bd.91(1944)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2