410 Ausstellungsorte Produktionstiefe, was durch die eisentechnologischen Kenntnisse der Meister auch eine dementsprechende Qualitätsverbesserung der Produkte bedeutete. Die entscheidende Innovation für den Aufbau einer großgewerblichen Sensen produktion gelang um 1584 dem Micheldorfer „Essmeister" Konrad Eisvogel, und zwar die Verwendung des bisher nur für die Herstellung der Sensenknüttel benützten Wasserhammerszum Ausschmieden des Sensenblattes. Die mühsame Arbeit des Sensenbreitens, wofür man eine ganze Anzahl von Gesellen benötigte, konnte nun von einem einzigen Eßmeister am Wasserhammer verrichtet werden. „Es erfolgte ein Transfer der Wasserrad-Hammer-Technik von den Hammerwerken hin zu den gewerblichen Betrieben der Sensenschmiede,die bis dahin nur mit dem Fausthammer gearbeitet hatten" (A. Resch). Die Erfindung von Konrad Eisvogel stellte die bedeutendste technische Innovation in der Sensenerzeugung schlecht hin dar, die auch durch die Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert nicht grundlegend verändert wurde. Zur Grundausstattung eines Sensenhammers gehörten nun je ein wasserradgetriebener Zain- und Breithammer, eine Schleife und drei bis fünf Essen. jedes Sensenwerk bestand üblicherweise aus mehreren Gebäuden. Neben dem Sensenhammer gehörten noch die Kram für die Verpackung und den Versand,ein Herrenhaus, ein Schmiedhaus als Unterkunft für die Arbeiter, ein Kohlenbarren sowie Stallgebäude und manchmal auch ein Bauernhaus für die landwirt schaftliche Produktion dazu. Das gesamte Personal wohnte im Großhaushalt des Sensengewerken,wo es Unterkunft und Verköstigung erhielt. Nach der Sozialform des „ganzen Hauses" gehörten alle in diesem Haushalt lebenden Personen zur Familie des Meisters. Der Meister herrschte als Patriarch über seinen Haushalt und repräsentierte das Sensenwerk nach außen. Die Kirchdorf-Micheldorfer Region stieg durch die Erfindung von Konrad Eisvogel zum Mittelpunkt der österreichischen Sensenerzeugung auf. Die neue Technologie breitete sich rasch in Oberösterreich und auch auf andere Regionen wie Steiermark, Niederösterreich, Bayern etc. aus,wo die Angehörigen einer einzigen großen,durch vielfältige familiäre Bande verknüpften Gewerkenschaft die Hämmer nach einheitlicher oberösterreichischer Art betrieben. Alle anderen Sensen schmieden,die weiterhin nach dem alten Verfahren arbeiteten,gerieten gegenüber Kirchdorf-Micheldorf ins Hintertreffen. Die Meister der Waidhofener Sensenschmiedezunft hielten an der alten Fausthammer-Methode fest und beschwerten sich,daß die Kirchdorf-Micheldorfer Meister die Sensen nicht nach dem traditionell überlieferten Produktionsverfahren mit dem Fausthammer erzeugten. Letztendlich aber mußten auch sie ihre Betriebe auf die neue Methode umrüsten und den Konflikt zwischen den beiden Zünften 1615 mit einem Vergleich weitgehend beenden. Während durch die Umrüstung ihrer Werke die Waidhofener Sensen gewerken in eine noch größere Abhängigkeit von den Verlegern gerieten, konnte der Steyrer Eisenhandel,vermutlich durch eine Krise zu Ende des 16.Jahrhunderts, über die Kirchdorf-Micheldorfer Zunft als Verleger keine solche ökonomische Dominanz erreichen. Die Sensenschmiede waren wie auch andere Handwerker in genossenschaftlichen Organisationen, den Zünften,Zechen oder Innungen,zusammengeschlossen. Die in den Zunft- und Handwerksordnungen niedergelegten Bestimmungen und
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