4o6 Ausstellungsorte Losenstein: „Nagelschmiedweg" in Losenstein wurde von den Grundherrschaften Losenstein,Steyr und Stift Garsten etwa um 1450 die Spezialisierung auf die Nägelproduktion angeregt, und bald entstand eine Zeche (Zunft) der Nagelschmiede. Die einzigartige Stellung, die die Losensteiner Nagelschmiede in Mitteleuropa innehatten,läßt sich am besten durch folgende Zahlen verdeutlichen; Um 1500 gab es rund 200 Meister,600 Gesellen und 300 Lehrlinge bei einer Bevölkerung von etwa 3500 Menschen. 1775 waren in Oberösterreich unter den 154 Meistern aus diesem Handwerk 138 in Losenstein, fünf in Ternberg, sieben in Freistadt, je zwei in Linz und Neumarkt und je einer in Frankenmarkt,Regau,Mondsee,Wels und Eferding. Allein diese Zahlen zeigen schon die überragende Bedeutung Losensteins im Bereich des Nagelschmiedhandwerks. 1845 produzierten 103 Meister mit 400 Gesellen und 515 Zunftarbeitern sowie 23 Zainhämmern jede Woche 4,5 Millionen geschmiedeter Nägel. Die Nagelschmiede bezogen ursprünglich das Eisen von den Radwerken,von wo es als „geschlagenesZeug" mit Flößen oder Enns-Schiffen flußabwärts nach Losenstein gebracht wurde. Das„geschlagene Zeug"-später waren es die „Flossen",die direkt vom Hochofen kamen-wurde in den Zainhämmern zu Zainstäben weiterverarbeitet, dies war das Ausgangsmaterial zum Nagelschmieden. Am Flußufer bestanden eigene „Ladstätten", bei denen das Eisen abgeladen und auf Wagen zu den Hammerwerken geführt wurde. In Losenstein wurde 1604 eine solche Ladstätte,dasZeugsempfängerhaus,errichtet. Die Zeugsempfänger hatten eine wichtige Stellung, weil sie das Rohmaterial von den Hammermeistern für die Eisen-Gesellschaft in Empfang nahmen und an die Nagelschmiede weitergaben. Der bekannteste von ihnen war Max Luckner,er wurde im Verlaufdes großen ober österreichischen Bauernaufstandes am 6. jänner 1627 von einer aufgebrachten Menge vor seinem Haus erschlagen. Durch die Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft 1625 wurden die Losen steiner vollkommen von der Stadt Steyr abhängig. Die Wirren des Bauernkrieges, in dem die Losensteiner Nagelschmiede durch ihren Anführer Kilian Heizenauer eine gewisse Rolle spielten, verschlechterten die wirtschaftliche Situation zusehends. Die Schmiede mußten den Steyrer Händlern das Rohmaterial teuer abkaufen, bekamen ihrerseits aber wenig für die gelieferten Nägel. Unter Maria Theresia und Joseph II. erlebten die Nagelschmiede wieder eine Blüte zeit. Manche Meister wurden durch den Nagelhandel sogar vermögend.Gehandelt wurde unter anderem nach Wien, Komorn (Slowakei/Ungarn), Budapest und Belgrad -also donauabwärts-und über den Fondaco dei Tedeschi(Handelshaus der Deutschen) in Venedig.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2