Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

38 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen aSSSlS! Tracht eines Radmeisters, Mitte jp. Jh., Kat. Nr. 2.2.3.7. allerdings nunmehr bedeutend vereinfachten Funktionen der ehemaligen drei Glieder. Die Aufsicht über dieses größte Wlontan-Unternehmen der Monarchie führte ein landesfürstlicher Kammergraf. Auf diese große Organisation kamen bedeutende Aufgaben zu; denn sowohl die benötigten Holzkohlen- als auch die Proviantmengen waren enorm. Bereits um 1600 verbrauchten die 19 Innerberger Radwerke jährlich 500.000 Faß Holzkohle,das waren 1,5 Millionen Hektoliter, und um 1660/70 betrug der Bedarf der inzwischen auf 10 verminderten, aber ver größerten Öfen noch immer 300.000 Faß, was 94.610 Kubikmeter oder 11.030 Tonnen entsprach. Die etwa 60 Hämmer,in denen das Roheisen weiterverarbeitet wurde, brauchten damals pro Jahr rund 280.000 Faß Holzkohle, d. h. ca. 0,84 Millionen Hektoliter. Keine geringeren Probleme ergaben sich aus der Lebensmittelversorgung des Industriereviers am Erzberg. Allein die Innerberger Gewerkschaft, wo um 1660/70 rund 2600 Personen beschäftigt waren, brauchte pro jähr: 16.470-21.530 Hektoliter Roggen;4270-6100 Hektoliter Weizen;14.300-17.080 Hektoliter Hafer; 78,4-95,2 t Schmalz; ca.4 t Unschlitt sowie 1000 Stück Schlachtochsen. Die Anlieferung dieser gewaltigen Getreidemengen erfolgte größtenteils über die Dreimärkte-Proviantstraße, dazu auch auf dem Wasserwege der Donau und der Enns. Im 18. Jahrhundert sollte Innerberg dann hauptsächlich mit ungarischem Getreide aus der Umgebung von Ofen und Preßburg verproviantiert werden. Um jederzeit über einen genügenden Vorrat an Getreide zu verfügen, wurden sowohl in Eisenerz als auch an der Enns und ebenso in Vordernberg große Getreidekästen errichtet, die zum Teil bis heute erhalten sind. Die Lebensmittelversorgung der Arbeiter der beiden Industriereviere Innerberg und Vordernberg erfolgte seit dem 15. Jahrhundert in Form des sogenannten „Pfennwerthandels". Der Landesfürst verpflichtete die Inhaber der Radwerke,sowohl die Lebensmittel- als auch den sonstigen Betriebsbedarf anzukaufen. Knappen und Hüttenarbeiter erhielten monatlich bestimmte Mengen Getreide und Schmalz zu genau fixierten Preisen, die durch Jahrzehnte gleichblieben und einen Teil des Lohnes bildeten. Das sogenannte geschlagene Zeug aus den Hämmern wurde teilweise in der Eisenwurzen weiterverarbeitet: Während in der Steiermark die Erzeugung des Eisens dominierte und den verarbeitenden exportorientierten Eisengewerben mit Ausnahme der Sensen- und Sichelherstellung keine überragende Bedeutungzukam,hatte sich im angrenzenden Ober- und Niederösterreich schon seit dem 14. und 15.Jahrhundert eine Gewerbelandschaft herausgebildet, die sich nicht auf die Städte und Märkte beschränkte,sondern auf die umliegenden ländlichen Gebiete ausstrahlte. Steyr hatte schließlich Waidhofen zurückgedrängt und war vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Industriestadt Österreichs. Im 16. Jahrhundert arbeiteten allein in öberösterreich über 1000 Messerschmiede.In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand in Steyr ein neues Zentrum der Herstellung von Hand feuerwaffen. Die europaweiten Marktanteile der alpenländischen Eisenerzeugung waren aber bereits im 18. Jahrhundert dramatisch zurückgegangen. An der gesamt europäischen Erzeugung dürfte der steirische Anteil bis um 1750 zwar schon auf etwa8%abgesunken sein, doch war die steirische Eisenproduktion zu dieser Zeit

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