396 Ausstellungsorte Im Frühjahr wurde mit der,,Trift" begonnen gab es auch Flachstücke oder apere Stellen, an denen der schwere Schlitten gezogen werden mußte. Mit Gurten über den Schultern legte sich der Schüttler dann ins Zeug; und wehe,wenn er bei der Talfahrt in Schwierigkeiten kam und es verabsäumt hatte, die Gurten wieder zu lösen: An die tonnenschwere Fracht gebunden, hatte er kaum eine Überlebenschance. „In den 50er Jahren wurden arbeitsphysiologische Analysen bei österreichischen Holzknechten durchgeführt. Dabei stellte man gerade beim Schütteln, hauptsächlich durch das Tragen und Ziehen, Belastungen fest, die weit über der bisher bekannten Höchstleistungsgrenze eines Erwachsenen lagen. Demgemäß verbrauchte ein Holz knecht bei dieser Winterarbeit täglich 7000 kcal, während 4800 kcal gemeinhin als Leistungsgrenze angesehen werden"(Rettenegger). Um das Holz von den „Rennhaufen"zu den „Anwurfplätzen"am Ufer der Steyr zu transportieren, wurden auch die Pferde vor die Kurzschütten gespannt. Diese Lieferungsarbeiten wurden meist im Spätherbst mit dem ersten Schneefall erledigt. An Plätzen, die vor Hochwasser sicher waren, wurden die Stämme fachgerecht gestapelt. In Hinterstoder errichtete man riesige Holzhaufen mit Tunneln, um den Verlauf des Weges und den Durchgang nicht zu behindern. „Gegen das Abrollen ist solch ein Haufen durch eine sinnreich erdachte Brustwehr versichert, die aus ,Brustbaum',,Kopfbäumen',,Spannbaum',,Druckkatzen' und ,Stehern' gebildet wird"(Pfeffer). Im Frühling, zur Schneeschmelze, wenn der Wasserstand der Steyr hoch genug war,konnte mit der „Trift" begonnen werden.Auf der oberen Steyr wurden wegen des engen, felsigen Flußbettes keine Floße gebaut, sondern man ließ das Holz ungebunden den Fluß abwärts treiben,was man hier umgangssprachlich „flötzen" oder „Fletzen" nennt. Wenn Holz von mehreren Firmen gleichzeitig geflötzt wurde, markierte man es an den Schnittstellen. Eine eigene Mannschaft, der „Flötzmoasta" mit seinen „Moastaknechten", den „Schragensetzern" und den „Standlern", wurde von den Triftberechtigten ein gestellt, um nach den Regeln der „Triftordnung für den Steyrfluß" einen möglichst raschen und geordneten Abtransport der Hölzer auf dem Wasserweg zu gewähr leisten. Für die Bewohner des Stodertales war das Eintreffen der „Flötzer" immer ein besonderes Ereignis: „Hier gestaltet sich das Anwerfen zu einem Schauspiel, das ebenso großartig und spannend für den Zuschauer,wie gefahrvoll für die Arbeiter ist. Soll so eine gewaltige Holzlawine, die wie ein gefesseltes Tier am Rande des Abgrundes lauert, zum Abrollen gebracht werden, so kommen die Fletzer ins ,Anhacken'. Mit wuchtigen Schlägen der Axt werden zunächst die Druckkatzen gekappt. Ein erstes drohendes Knistern geht durch den unruhig gewordenen Holzstoß,dessen gewaltige Last nun nur noch der,Spannbaüm' hält. Wieder fährt die Hacke splitternd ins Holz,lockert das Lager des Spannbaumes,da-ein Ruck, der Baum springt jäh aus seinem Lager, die ,Steher' verlieren ihren letzten Halt, rasch heißt esfür die beiden Anhacker zurückspringen,denn schon ist die Lage ins Rollen geraten. Krachend und polternd, daß die Erde unter ihrer Last erzittert, braust sie den steilen Abhang in den Fluß hinunter. Ein in seiner Wildheit packendes Schauspiel; buchstäblich wie eine Lawine gehen die Hunderte von
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