Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 395 vorwiegend aus Wasser, Mehl, einigen Eiern und Schmalz zur täglichen Zubereitung der Holzknechtnocken. Fleisch gab es selten, aber man fügte dem Malzkaffee als bevorzugtem Getränk noch reichlich Schmalz hinzu, um damit den hohen Kalorienbedarf für die schwere Arbeit zu decken. „Beim ,Normalbetrieb'verbrauchten die Holzknechte wöchentlich 2,5-3,5 kg Mehl und 1,5 kg Schmalz" (Rettenegger). Mancherorts sorgte ein älterer oder verletzter Holzknecht,der „Gaiml",für Wasser,das oft von weither getragen werden mußte, sowie für Brennholz und Ordnung in der Hütte. Die sechs Arbeitstage der Woche begannen bei Sonnenaufgang und endeten meist mit Sonnenuntergang. Für sein Werkzeug mußte jeder Holzknecht selbst sorgen, und wenn etwas kaputt wurde und nicht selbst repariert werden konnte, bedeutete das einen großen Verlust.Am Wochenende,wenn der Lohn ausbezahlt wurde,floß meist reichlich Alkohol, oft zum Leidwesen der Frauen und Familien. Besonders dramatisch wurde die familiäre Situation,wenn sich ein Mann verletzte und seine Arbeit nicht mehr verrichten konnte,oder überhaupt„im Holzberg"sein Leben lassen mußte. Die Zahl der Verletzten und auch der Toten war sehr hoch, denn die Tätigkeit im Holz verlangte viel Kraft, Ausdauer, Fachkenntnis und Geschicklichkeit. Vor allem zur Zeit der Arbeitslosigkeit in der Zwischenkriegszeit arbeiteten viele Männer, die mit dieser Tätigkeit nicht entsprechend vertraut waren, „im Holz"; außerdem wurden die Schlägerungsarbeiten zu dieser Zeit meist im Akkord geleistet. Beide Faktoren,der Zeitdruck(das „Treiben") und die Unkenntnis,wirkten sich sehr negativ auf das bis dahin gut zusammengearbeitete Team-„die Paß"- aus und ließen die Zahl der Verletzten und der Toten weiter ansteigen. Der Abtransport des geschlagenen Holzes aus den steilen,oft schwerzugänglichen Gebirgswäldern war aus heutiger Sicht ein kaum mehr vorstellbar riskantes und abenteuerliches Unternehmen. Es wurden einerseits die steilen Rinnen der Abhänge direkt als Holzgänge benützt,anderseits baute man „Riesen": Das waren sehr stabil gezimmerte, oft mehrere Stock hohe und mehrere Kilometer lange Holzrutschen, die tiefe Gräben und kleine Täler überbrückten. In diese exakt gefertigten Holzkonstruktionen wurden die Stämme nacheinander einzeln eingeworfen und schössen mit großer Geschwindigkeit zu Tal. Entlang der Riese waren die „Standler" postiert,die daraufzu achten hatten,daß kein Ast, kein Stein oder verkeilter Bloch den Arbeitsablauf beeinträchtigte. Mit archaisch anmutenden Rufen:„Hab auf!"-„l hör dl wohll"-„Hoiz na Toll" verständigten sich diese Aufsichtsposten untereinander, wenn es notwendig war, die Arbeit anzu halten. Dabei kam es immer wiederzu Mißverständnissen und Hörfehlern,die sehr oft Unfälle mit tödlichem Ausgang zur Folge hatten. Auch das„Aufzainen"zu einem „Rennhaufen"am Ende der Riese war eine äußerst gefährliche Arbeit: Die Bloche wurden provisorisch geschlichtet, und die Holzknechte mußten einerseits ständig auf der Hut vor den herabschießenden Stämmen sein und andererseits aufpassen,daß der Holzstoß nicht„gehert"wurde und sie irgendwie eingeklemmt wurden. Wo es entsprechende Wege gab, erfolgte der Abtransport ins Tal auch mit den „Ziehschlitten". Die „Schüttler" waren wagemutige Männer,die oft mit ein bis zwei Tonnen Holz in ihrem Rücken die vereisten Hohlwege ins Tal fuhren. Dazwischen

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