Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

394 Ausstellungsorte Hinterstoder: „Flötzer, Firn und steiler Fels" Die Entwicklung eines typischen Gebirgsbauerndorfes zu einem modernen Touris musort ist Thema der Ausstellungen im „Alpineum" in Hinterstoder. Das Leben im alpinen Raum sowie die Nutzung des Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraumes werden in ihrer Romantik und in ihrer Problematik auf sehr zeitgemäße Art dargestellt. Das „Alpineum" selbst, ein neuer attraktiver Ausstellungsbau, eine Holz-GlasKonstruktion mit fünf im Halbstock versetzten Ebenen, bietet auf400 m^ Fläche ein abwechslungsreiches Ausstellungsgeschehen mit Simuitationstechnik,akustischen und visuellen Installationen, Lichteffekten und verschiedenen Erlebniskom ponenten, das auch nach der Landesausstellung als permanente Einrichtung bestehen bleibt. Auf der ersten Ebene präsentiert sich 1998 die Sonderausstellung „Auf dem Holz weg zur Eisenstraße". Damit wird der Bezug zum Thema der Landesausstellung, „Land der Hämmer",hergestellt: Hinterstoder versteht sich als Zulieferer von Holz an die eisenverarbeitenden Betriebe an der unteren Steyr. Aus dem Original dokument von Franz Werndl von 1883 gehen die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen den Holzlieferungen der Stoderer Bauern und dem Bedarf der eisenverarbeitenden Industrie, die zum Betreiben der Hämmer und Walzwerke ungeheure Mengen von Holzkohle benötigte, deutlich hervor. Für die sehr arme bäuerliche Bevölkerung war die Arbeit „im Holz", die sich über das ganze Jahr erstreckte, die einzige Möglichkeit, zusätzlich zu verdienen. Der lange Weg vom Fällen der Bäume, dem Abtransport ins Tal, der Lagerung am Steyrufer bis letzlich zur Trift, die man hier „flötzen" nennt, wird einerseits in der Sonderausstellung „Auf dem Holzweg zur Eisenstraße" aufgearbeitet, anderseits wurden am „Flötzersteig"(einem insgesamt 20km langen Wanderweg entlang der Steyr), in der Nähe des Ortszentrums,einige Nachbauten errichtet, die zum Teil an den Originalschauplätzen veranschaulichen, wie diese beschwerlichen Arbeiten noch vor fünfzig Jahren bewerkstelligt wurden. Die Holzknechte lebten während der sechs Tage ihrer Arbeitswoche in selbstge fertigten „Lafthütten",um sich die langen Gehzeiten ins Talzu ersparen. Die „Laft" (auch „Lanft") ist die Rinde von Fichten, die nur im Frühling, wenn die Bäume „in Saft" gehen,abgezogen werden kann. Diese zeltartigen Unterkünfte boten bis zu fünfzehn Männern Platz zum Schlafen, Essen und Wohnen: Im hinteren Bereich befand sich eine Schlafstelle auf Reisig oder Heu,vorne eine offene Eeuerstelle mit rundum Sitzgelegenheit. Jeder Holzknecht hatte seine eigene Wasser- und Nockenpfanne und mußte sich selbst versorgen; niemand hatte etwas zum Verschenken, und jeder war sich in dieser Armut selbst der nächste. Die wenig abwechslungsreiche Nahrung bestand

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