Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 393 In einer großen, wändefüllenden Collage werden deren dreier Leben und Arbeit gezeigt. Photos,Papiere, Briefe, Objekte,Zeichnungen,Pläne werden wie Mosaik steine die Aufmerksamkeit der Besucher anziehen, und,sich mühelos von einem Fragment zu einem anderen Objekt tastend, werden selbige ein pointilliertes Bild von der Biographie der Schwarzen Grafen bekommen, gleichzeitig einen pointierten Eindruck vom Leben in der Sensenindustrie. Die vielen kleinen Details schärfen den Sinn für große Zusammenhänge. An Alltagsbeobachtungen werden die Veränderungen dieses Jahrhunderts erkennbar. Die eigentlichen Regenten im Reich der Schwarzen Grafen waren die Sensen,nicht die Hammerherren. Ihnen wurde alles unterworfen, weil von ihnen alles kam. Der Lebensrhythmus vieler Menschen richtete sich nach ihrer Produktion, weil nur ihr Absatz den Lebensstil und Lebenserhalt der Beschäftigten ermöglichte. Die Natur wurde für sie gepflegt und genutzt. \A/asser benötigte man zum Antrieb der Hämmer und dann erst zum entspannenden Plätschern im Gartenbrunnen. Den Wald und sein Holz brauchte man zum Feuern der Öfen, und dann erst benutzte man ihn zum jagen. Die drei vorgestellten Geschwister gehörten wie gesagtzur letzten Generation der Schwarzen Grafen.Sie verkörperten in Summe noch einmal deren Ideal. Fleiß und Einsatz, Volksnähe und Volkstum, Repräsentieren, aber nicht Protzen, Selbst bewußtsein, aber nicht Selbstinszenierung, Leben am Land, aber nicht mit provinziellem Geist, Kontakt mit der Welt,aber nicht dekadent,Geschäftsmann und Schmied, Händler und Handwerker in einem. Aber auch sie konnten den Niedergang der Sensenindustrie nicht aufhalten. Nicht Faulheit, nicht Großmannssucht, nicht Ungeschick, nicht antimodernistische Starrsinnigkeit waren schuld am Untergang des Gewerbes. Die Unternehmer-die Schmiedleithen war übrigens eines der kleineren Sensenwerke in Österreich - versuchten alles, arbeiteten selbst, handelten selbst, fuhren in den östen als Vertreter,schrieben einen Brief an Hitler, sie zu unterstützen und den Absatz ihrer Produkte zu fördern, nützten jede Marktchance.Aber wastun gegen eine Entwick lung der ländlichen Welt mit Maschinen und ohne Dienstboten, mit Mähmaschinen und Motoreneinsatz? Sensen wurden nicht mehr gebraucht. Letztlich konnten sie nur mit Demut reagieren. Mit Demut,wie sie ein Spruch am Familiengrab der Zeitlingers am Friedhof von Leonstein ausdrückt. Ein Spruch aus einer Zeit, in der das Handwerk der Sensenschmieden noch goldenen Boden hatte und die Bauern schwielige Hände vom Führen der Sense,aber zeitlos gültig: „Mit ruhigem Gleichmut wappne deine Seele an den Tagen des Unheils,aber an glück lichen auch; mäßige dich, denn du stirbst einst." Siegfried Kristöfl

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