Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 37 das Holz immer knapper wurde, mußte es im Verlaufdes 14.Jahrhunderts zu einer Dezentralisierung der Weiterverarbeitung,zu einer dezentralen Industrialisierung in einem weiten Umkreis um den Erzberg kommen.Es bildete sich nun die spätere Dreiteilung heraus: Die Radmeister betrieben den Bergbau und erschmolzen das Eisen in der Nähe des Berges; die Hammermeister, schon weiter draußen angesiedelt, verfertigten daraus marktgängige Ware,und die städtischen Händler besorgten als Verleger den Vertrieb der Halb- und Fertigwaren und stellten Kapital zur Verfügung. Die Alpentäler im Norden und im Süden boten gute Voraussetzungen für die Hammerwerke. Die weiten Wälder lieferten die Holzkohle, die Bäche die nötige Energie für den Betrieb,die Bauern die Nahrungsmittel für die zahlreiche Arbeiter schaft und das Futter für die schweren Transportpferde. Der Staat hingegen sorgte für den Ausbau der Straßen, für den Transport dorthin, wo die Wasserwege der Enns und der Mur nicht hinreichten. Das Eisenwesen ist für die Landesfürsten schließlich so wichtig geworden,daß es zu Eisenordnungen kam,die Friedrich III. als erster zwischen 1448 und 1450für das steirische Eisenwesen erließ. Geregelt wurden Produktion und Absatz, Zahl und Größe der Hämmer, Höhe der Löhne und Preise, Ausmaß und Zuordnung der Gebiete für die Holz- und Lebensmittelversorgung (Widmungsbezirke),zulässige Straßen, Legorte und Absatzgebiete. Die nicht dem Landesfürsten unterstehenden Konkurrenten wurden zurückgedrängt. Maximilian I. setzte die obrigkeitlichen Regelungen im Waldwesen und durch umfassende Berggesetzgebung fort. Die Produktion steigerte sich. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts betrug die jähr liche Erzeugung am Erzberg rund 12.0001,wovon etwa 70001 aufdas Innerberger und etwa 5000t aufdasVordernberger Revier entfielen. Man kann annehmen,daß die Produktion des Erzberges in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts etwa 10 bis 14% der europäischen Gesamterzeugung ausgemacht hat. Das letzte Drittel des 16.Jahrhunderts brachte dann dem Eisenwesen eine schwere Krise, die verschiedene Ursachen hatte. Vor allem scheint die Verkleinerung des inneren und äußeren Absatzmarktes die Hauptursache der Krise gebildet zu haben. Schließlich bewirkten der Dreißigjährige Krieg, die Münzkaiada, ja die gesamteuropäische Wirtschaftskrise des 17.Jahrhunderts einen großen Einbruch. Die Rettung erfolgte durch das Eingreifen des Staates,der1625 die drei Glieder des Eisenwesens zur sogenannten Innerberger Hauptgewerkschaft zusammen geschlossen hat. Einzelbetriebe wurden in der Zeit der traurigsten Lage,im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts,zu einer Erwerbsgesellschaft auf Gewinn und Verlust (societas negotiationis) zusammengefaßt. In der Kapitulation vom 20. Oktober 1625 werden die Vorschriften für die künftige Betriebsführung der Rad- und Hammerwerke, für die Verproviantierung und Kohlenversorgung gegeben, die Arbeitsverhältnisse eingehend behandelt, die Normen für die Administration dieser großen Körperschaft festgestellt, das Rechtsverhältnis der Teilhaber zur Gesellschaft statuiert und endlich die Kompetenzen der landesfürstlichen und grundherrlichen Obrigkeiten abgegrenzt. Die neu gegründete Gewerkschaft übernahm den Betrieb der Radwerke und Hämmer, den Verlag und Verschleiß, kurz alle durch die Zusammenziehung Eines der letzten Hammerwerke zwischen Weyer und Kastenreith,i8p6

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