Ausstellungsorte 387 Garsten: „Die Nagelschmiede im Dambachtal" Das Dambachtal - eingebettet in einen Kranz von 800 m hohen Bergen, Im Talschluß dicht bewaldet, mit steilen Wiesen, die zum Dambach abfallen und der Landwirtschaft nur kargen Raum gewähren, bis hinaus zur Enns, in die der Dambach fließt und den Anschluß schafft nach Garsten und zur Stadt Steyr. Heute ist das Dambachtal, eine Ortschaft der Marktgemeinde Garsten, zusammen mit Mühlbach und Oberdambach ein beliebtes Wander- und Erholungsgebiet mit den Spuren einer alten Vergangenheit. Während das Waldgebiet zur gräflichen Herr schaft des Schlosses Lemberg in Steyr gehörte (heute Bundesforste),entwickelte sich im Tal eine eigene Dorfgemeinschaft: Dambach wurde seit dem 16. Jahr hundert zum Tal der Nagelschmiede mit eigener Zunft, die sich mit dem Hand werkszentrum in Steyrdorf und Aichet messen konnte. Und es war ein frohes Volk, das gerne zu einem Lied bereit war. An die 40 Nagelschmiedgerechtigkeiten gab es in Dambach in früherer Zeit, und das Handwerk - die handgeschmiedeten Nägel wurden bis Ungarn, Rußland, Türkei und Serbien verkauft-sicherte einen bescheidenen Lebensunterhalt. Mit dem Aufschwung der Industrie in Steyr Qosef Werndl, um 1850) und der maschi nellen Herstellung der Nägel (Drahtzug in ünterhimmel) verlor das Handwerk seinen goldenen Boden. Viele Nagelschmiede gingen in die Waffenfabrik oder mußten umlernen: Der Lahrndorfer Nagelschmied Heinrich Putz wurde Schneider, Andreas Hebrank ging später in die Messerfabrik Hack. Um 1900 gab es nur noch 4 Nagelschmieden.1954schloß die letzte aktive Nagelschmiede,die Josef Bretten thaler mit seinen Söhnen Kilian und Wilhelm betrieben hatte. Als letzter Nagelschmied hat Wilhelm Brettenthaler 1985 eine Gruppe von fünf gelernten Schmieden das Schmieden der Nägel gelehrt und seither gemeinsam mit ihnen seine Kunst den Besuchern des Garstner Adventmarkts bis in sein hohes Alter von 92 Jahren (1996) rüstig und frohgemut vorgeführt. Wilhelm Brettenthaler konnte von der alten Zeit erzählen. Mit dem „Zainhammer", einem mittels Wasserrad betriebenen „Schwanzhammer", wurde das meist per Floß aus der Eisenwurzen angelieferte Roheisen in verschieden starke Eisenstäbe, den „Zoan", vorgestreckt. Diesen Stab glühte der Nagelschmied an und schmiedete den Spitz,schlug sich ein Stück in der Länge des gewünschten Nagels am „Schrädl"ab und schlug es in das Nageleisen. Er „scheibelte" daraufden Kopf und schmiedete ihn je nach Art des gewünschten Nagels aus. In Dambach wurden vor allem Schuh- und Gebrauchsnägel geschmiedet: Mausköpfl, Zwecke, Piffl, Scherken, Spitzköpf, Kühzähnt, Eisl-, Plattl- und Hellernägel. Die Tagesleistung eines izstündigen Arbeitstages betrug je nach Nageltype zwischen 800 und 1800 Stück pro Schmied, Mausköpfl bis 2000. Die Arbeit begann um 5 Uhr früh und
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