Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Ausstellungsorte 385 Faszination der Weihnachtskrippe hatte längst die Herzen der Bürger erfaßt, die nun ihre eigene Krippenwelt entdeckten. Die barocke Kunstkrippe wurde abgelöst von der bodenständigen Kastenkrippe, die vor allem von Nagelschmieden und Messerern in Steyr-Aichet und in Garsten (Dambach und Lahrndorf) gebaut wurde. Von hier aus breitete sich die Kastenkrippe ins Enns- und Steyrtal hinein aus (Losenstein, Laussa, Reichraming; Steinbach an der Steyr, Mölln). Ein weiterer Zweig der Krippenbautradition im Gebiet der Eisenstraße ist in den Krippen dioramen des Josef Gabriel Frey in Weyer und des Ignaz Oberratters in Waldhofen an der Ybbs zu sehen. Die Kastenkrippe wurde über 100 Jahre lang zur typischen Form der Hauskrippe im Krippenland an der Eisenstraße. Die Weihnachtskrippe stand vielfach im Herrgottswinkel der Stube. Nur der Vater durfte sie am Heiligen Abend vom Dachboden holen und in der Stube aufstellen; die Kinder standen scheu vor dem Kripperl, In dem das milde Licht der beiden Kerzen das heilige Geschehen aufleuchten ließ: das Wachsjesuskind mit Maria und Josef und Ochs und Esel im Stall, die anbetenden Hirten, die Lamperltrager und Gabenbringer, die auf steilen Wegen von der Felslandschaft herunter kamen, vorbei an der Schafweide, der Haid mit ländlichen Häusern, dem Schloß und der Ruine, vorbei an der Stadt mit den Torwächtern, dem himmlischen Jerusalem mit Kuppeln und Türmchen oder der einfacheren Stadt Bethlehem mit den glashinterlegten Fenstern. Die heimische Lebenswelt wurde lebendig: der Kraxentrager, der Apfelbrocker und die Apfelfrau, der Rauchfangkehrer, der Jäger und das Raurakel, die Brunnenfrau am Ziehbrunnen, der Nachtwächter, der Juchheißa und der Jubelkarl,der schlafende Hirt und der Verkündigungsengel,die Heiligen Drei Könige und ihr Gefolge. Der Einfallsreichtum des Krippenbauers zeigt sich im Einsiedler in seiner Klausen, dem Wasserfall und dem Mühlenrad, ein Öllicht im Innern der Krippe wirft durch ein Transparent mit dem IHS und dem Herz mit den drei Nägeln, dem Zunftzeichen der Nagelschmiede, mildes Licht auf die Heilige Familie. Der Gloriaengel schwebt über dem heiligen Geschehen,das in die heimische Lebenswelt hineingestellt ist, wo sich Palmen und Apfelbäume,Schafe, Vogerl und Elefanten mischen. Der Krippenzaun schließt das Geschehen der Heiligen Nachtzum Besucher hin ab. Wenn auch geschnitzte Figuren eher selten waren (wenige Krippenbauer schnitzten selber Figuren), so zeigen auch die wohlfeileren Loahmmandelfiguren gerade in ihrer verschiedenen Auswahl die Liebe des Krippenbauers oder Krippenbesitzers zu seinem Kripperl. Manchmal finden sich auch auf Papier gemalte Figuren. Nach 1900 verlieren sich die Loahmmandelfiguren,es finden sich in der Krippe immer häufiger die serienmäßig geschnitzten Figuren aus dem böhmischen Grulich. In den zwanziger Jahren löst die „Wurzelkrippe" die alte Kastenkrippe mit Felslandschaft und himmlischem Jerusalem ab. In den siebziger Jahren brach mit der Wiederentdeckung des heimatlichen Brauchtums eine neue Blüte des Krippenschaffens auf. Erste Impulse gingen von Garsten aus: Vev Aigner und Josef Seidl begannen in Krippenbaukursen die Fertigkeit, heimische Kastenkrippen zu bauen,zu vermitteln; Elfi und Karl Mayer restaurierten Dutzende alte Krippen und ließen durch Krippenforschung die Tradition der „Nagelschmiedkrippe" lebendig werden. Die Ausstellung alter Garstner Nagetschmiedkrippe, nach 1800 (Ausschnitt), Privatbesitz Garsten

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